Fahrraddemo gegen Ausbau der B61 startet am Sonntag am Gütersloher Rathaus

Gütersloh. In Ummeln ist eine Ortsumgehung geplant. Die 3,7 Kilometer lange Strecke soll gleich zwei Funktionen erfüllen. Sie soll schneller zur A 33 führen und den Bielefelder Stadtteil verkehrlich entlasten. Geht diese Baumaßnahme auch die Menschen in Gütersloh etwas an? Die &bdquo;Gemeinschaft gegen den Ausbau der B61" findet: eindeutig ja. Deshalb macht sie am kommenden Sonntag mit einer Fahrraddemo dagegen mobil, die um 15 Uhr am Gütersloher Rathaus startet und über die B61 Richtung Ummeln führt. Dort ist eine Abschlusskundgebung geplant. Der genaue Ort wird erst während der Fahrt verraten. 2019 wurde gegen den vierspurigen Ausbau der B 61 protestiert Die Ortsumgehung Ummeln ist Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans, der auch den Ausbau der B 61 auf vier Spuren auf einer Länge von 9,9 Kilometern zwischen Ummeln und Rheda-Wiedenbrück (A 2-Anschluss) vorsieht. Gegen den Ausbau der Strecke zwischen Gütersloh und Bielefeld gab es bereits im September 2019 eine Fahrraddemo. Mit dieser sollte auch die Fällung von 480 Linden entlang der Strecke verhindert werden, die für den Ausbau geopfert werden sollten. Rund 2.000 Menschen radelten damals dagegen an. Der Stadtrat wandte sich anschließend mehrheitlich gegen den Ausbau der Gütersloher Straße. Vom Tisch, also aus dem Bundesverkehrswegeplan genommen, ist der Ausbau dennoch bis heute nicht. Befürworter des Ausbaus argumentieren mit der Überlastung der Strecke. Die Bielefelder Niederlassung der Baubehörde Straßen NRW hat vor bereits zehn Jahren für den Bereich Ummeln 18.500 Fahrzeuge pro Tag ermittelt. Wird der Zubringer in Ummeln gebaut, wird mit 7.000 zusätzlichen Fahrzeugen täglich gerechnet. Erwartet wird auch, dass durch die teilweise Umnutzung des Gütersloher Flughafengeländes zum Gewerbegebiet weiterer Verkehr auf die Bundesstraße gezogen wird. Kritiker argwöhnen sogar, dass mit dem vierspurigen Ausbau sogar eine schnelle Direktverbindung von den A2-Abfahrten in Rheda-Wiedenbrück nach Bielefeld möglich wird. Mit noch nicht berechneter Verkehrszunahme. Ausbaugegner befürchten 7.000 Fahrzeuge zu den bisherigen 18.500 täglich Anette Klee war 2019 Initiatorin der Demo, und sie ist auch am 6. Juni organisatorisch mitverantwortlich. &bdquo;Wir haben damals mit der Demo viel Staub aufgewirbelt, jetzt bleibt es erstmal bei der Zweispurigkeit." Und sie hofft, wieder erfolgreich zu sein. Denn sie befürchtet: &bdquo;Wenn zusätzlich 7.000 Fahrzeuge täglich auf die B 61 kommen, wird ein Großteil davon auch durch unsere Stadt fahren. Und das ist natürlich aus Umwelt- und Klimaschutzgründen gar nicht in unserem Sinne." Klee sagt auch, dass sie nachvollziehen könne, dass sich viele Bewohner Ummelns eine Entlastung ihrer Straßen wünschen. Sie hält den Effekt durch eine Umgehung allerdings für gering. &bdquo;Es werden weiterhin viele Menschen durch Ummeln fahren, etwa Pendler zwischen Gütersloh und Brackwede. Dann kommen aber Fahrzeuge hinzu, die außen herum fahren. Und dadurch werden noch einmal so viele Menschen neu belastet werden, wie jetzt schon belastet sind. Man kesselt die Bürger quasi ein." Und die Menschen, die zur Autobahn wollen, sparten eventuell fünf Ampeln. Leipziger Gericht moniert Fehler bei Planfeststellung Für Anette Klee keine Zeitersparnis, die einen solchen Eingriff in die Landschaft rechtfertigt. &bdquo;Wir leben im Klimawandel, es gab das aus unserer Sicht erfreuliche Urteil des Bundesverfassungsgerichts, mehr für den Klimaschutz zu tun. Und dann wollen wir neue Straßen bauen, um den Individualverkehr zu fördern? Das ist einfach widersinnig." Unterstützung für die Ausbaugegner kam auch vom Bundesverwaltungsgericht Leipzig, das Anfang dieses Jahres die Genehmigung der Ortsumgehung Ummeln für rechtswidrig und nicht vollziehbar erklärt hat. Bemängelt wird, den planfestgestellten Unterlagen fehle ein &bdquo;wasserrechtlicher Fachbeitrag" zur Bewertung der Auswirkungen des Vorhabens auf die betroffenen Wasserkörper. Außerdem sei ein Teil der Variantenuntersuchung unvollständig. Öffentlicher Druck soll ein Umdenken bei der Politik herbeiführen Derzeit bereitet die Bezirksregierung nach eigener Auskunft die Unterlagen für ein Ergänzungsverfahren vor, das im zweiten Halbjahr beantragt werden soll. &bdquo;In diesem Verfahren sollen die planfestgestellten Unterlagen erweitert, der Planfeststellungsbeschluss ergänzt und die in den beiden Urteilen festgestellten Mängel behoben werden", heißt es. Allerdings seien die festgestellten Fehler behebbar und führten nicht zur Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses. &bdquo;Und wenn der Plan festgestellt ist, dann sieht es für uns ganz schwarz aus", befürchtet Anette Klee. Für sie und ihre Mitstreiter gehe es nun darum, öffentlichen Druck aufzubauen und zu einem Umdenken führen." Das erhofft sie sich auch von der Bielefelder Politik. Von den von ihr angeschriebenen Fraktionen im Stadtrat hat sie bislang nur von den Grünen eine – unterstützende – Antwort erhalten. Die Bielefelder SPD-Fraktion wolle sich in den nächsten Tagen über das Thema beraten. 50 weitere Protestveranstaltungen gegen Straßenbauten in Deutschland Die &bdquo;Gemeinschaft gegen den Ausbau der B 61" solidarisiert sich durch diese Demo mit dem Bündnis &bdquo;Wald statt Asphalt", das unter dem Motto #MobilitätswendeJetzt zu Aktionstagen aufruft. Mehr als 50 weitere Protestveranstaltungen gegen Straßenbauten gibt es am Wochenende in ganz Deutschland.

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