Wichtiges Verkehrsprojekt im Kreis Gütersloh vor dem Aus? „Absurd und inkonsequent“

Herzebrock-Clarholz. Dem Bundesverkehrsministerium fehlen für Autobahnen und Bundesstraßen von 2026 bis 2029 rund 15 Milliarden Euro. Deshalb werden offenbar zahlreiche Straßenbau- und Straßensanierungsprojekte vorerst auf Eis gelegt. Wie eine von der &bdquo;Bild“ veröffentlichte Liste zeigt, gehört auch die geplante Ortsumgehung für Herzebrock-Clarholz im Kreis Gütersloh dazu. In Nordrhein-Westfalen sind demnach 40 Projekte davon betroffen, 29 im Bereich der Autobahnen, elf betreffen Bundesstraßen. Dabei geht es um &bdquo;Bedarfsplanprojekte, für die bereits bestandskräftiges Baurecht vorliegt oder bis 2029 erwartet wird“ und für die &bdquo;auf Basis der aktuellen Finanzlage keine Baufreigaben erteilt werden“ können. Dazu zählt auch die geplante, von der heimischen Politik wie der Öffentlichkeit gleichermaßen abgelehnte Ortsumgehung. Was das für das Projekt konkret bedeutet, war auf Nachfrage von Straßen NRW zunächst nicht zu erfahren. Ende Mai 2024 hatte die bauausführende Behörde die Plan- und Fachunterlagen zum Planfeststellungsverfahren an die Bezirksregierung Detmold übergeben. Dieses Verfahren dauert nach wie vor an. Mehrere Hundert Einwendungen werden zurzeit in Detmold geprüft. Lesen Sie auch: Straßenausbau in OWL droht Verzögerung durch Milliardenlücke Bürgermeister reagiert verärgert auf die Entwicklung Auffällig ist, dass die Ortsumfahrungen von Warendorf und Beelen von diesen Sparmaßnahmen nicht betroffen sind. Auch diese sind, wie die Ortsumgehung von Herzebrock-Clarholz im Zuge der B 64n, gemeinsam mit dem Ausbau der B 51 zwischen Münster und Telgte im sogenannten &bdquo;Vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans 2030 eingestuft. Alle drei Kommunen hatten sich in Ratsbeschlüssen gegen die genannten Bauvorhaben ausgesprochen. Die Bezirksregierung in Münster hatte schon im Sommer auf Nachfrage der NW mitgeteilt, dass die Ortsumgehungen von Warendorf und Herzebrock-Clarholz unabhängig voneinander bearbeitet würden und keine Koordination verlangten. Für Warendorf hat Straßen NRW in diesem Sommer das Planfeststellungsverfahren bei der Bezirksregierung Münster beantragt. Bürgermeister Marco Diethelm reagiert verärgert auf die aktuelle Entwicklung. Er führt die Streichung auf interne Auseinandersetzungen zwischen dem Finanz- und dem Verkehrsressort im Bund zurück. &bdquo;Einerseits würden wir uns als Kommune, die sich gegen das Projekt ausgesprochen hat, freuen, wenn die Ortsumgehung nicht kommt“, sagt er auf Nachfrage. &bdquo;Andererseits wird das Projekt nur deshalb auf Eis gelegt, weil es nicht ausfinanziert ist und es irgendjemand wegen fehlender Gelder nach Gutdünken weggestrichen hat“, sagt Diethelm auf Nachfrage. Lesen Sie auch: Buhrufe gegen Bürgermeister: Hunderte demonstrieren im Kreis Gütersloh gegen B64n Viel Personal und Geld für ungewisses Projekt &bdquo;Die Ortsumgehung gehört komplett aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen“ sagt Diethelm. Dass das nicht geschehen sei, bezeichnet er als &bdquo;Katastrophe“. Denn das beeinträchtige mögliche Verkehrsplanungen in der Gemeinde auf unabsehbare Zeit. &bdquo;Das führt zum Stillstand für Herzebrock-Clarholz.“ Hinzu kommt aus seiner Sicht, dass weiterhin viel Personal und Geld für ein Projekt gebunden werde, dessen Zukunft ungewiss sei. Für &bdquo;absurd und inkonsequent“ hält Diethelm auch, dass die Streichung der Ortsumgehung nur Herzebrock-Clarholz, aber nicht Warendorf und Beelen betrifft. Damit sei auch die Kosten-Nutzen-Analyse für das Gesamtvorhaben nicht mehr haltbar. &bdquo;Vielleicht hat man einfach dort gestrichen, wo im Ort der Widerstand am größten war“, mutmaßt Diethelm und erinnert an die Bürgerbefragung in seiner Kommune mit deutlicher Ablehnung des Projekts.

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