Regional-Versprechen von Kaufland & Co. - Kritik von Verbraucherschützern

Gütersloh. Rund zwei Monate glich der neue Kaufland am Anger 22 einem Regal-Dschungel durch den sich die Kundinnen und Kunden ihre Wege zu den Produkten bahnen mussten. Inzwischen hat sich der Wald gelichtet. Seit Anfang März ist der Real in Gütersloh Geschichte und musste dem Lebensmittelunternehmen, das zur Schwarz-Gruppe gehört, die auch den Discounter-Giganten Lidl ihr Eigen nennt, weichen. Seit dem 3. März war die Einrichtung des Marktes, der bereits regelmäßig in seinen Prospekten an die Haushalte darauf hinweist, in vollem Gange, um auf das aktuelle Kaufland-Konzept umgestellt zu werden. Im Mai sollte der Umbau nach Unternehmensangaben abgeschlossen sein, hieß es auf Anfrage. Der Fokus liege bei dem Angebotsspektrum des Verbrauchermarktes klar auf den Frische-Abteilungen Molkereiprodukte, Obst und Gemüse, Backwaren sowie auf den Frischetheken für Fleisch, Fisch, Wurst, Käse und Antipasti. &bdquo;Die Stärkung der Regionalität ist Kaufland ein wichtiges Anliegen. Bei der Sortimentsauswahl wird ein Schwerpunkt auf Produkte der Lieferanten aus der Region gelegt. Um den Verbrauchern die gezielte Auswahl der Artikel aus der Region zu erleichtern, sind alle in der Region hergestellten Produkte am Regal mit dem Regionalherz gekennzeichnet", erklärt eine Sprecherin. Kaufland folgt damit einem Trend wie andere Discounter und Supermärkte auch und will mit Produkten von vor Ort und Bio bei den Kunden punkten. &bdquo;Das ist ein sehr dehnbarer Begriff" Das Versprechen von Regionalität in den großen Lebensmittelgeschäften sieht die Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch kritisch. Denn hierfür gebe es keine klar definierten Vorgaben. &bdquo;Das ist ein sehr dehnbarer Begriff ohne gesetzlich geregelt zu sein", erklärt Dario Sarmadi von Foodwatch. Darüber hinaus sei im bestehenden Siegel-Dschungel nicht ersichtlich, wonach diese vergeben werden. Viele Unternehmen würden eigene Labels entwerfen, um Qualität zu suggerieren. Auch beim Bio-Siegel gebe es Luft nach oben: So sei beispielsweise nicht ersichtlich, wieviel Wasser bei der Bio-Tomate aus Spanien zum Einsatz komme und ob die Standards in Drittstaaten wie zum Beispiel bei Kaffeeanbau tatsächlich eingehalten würden. &bdquo;Am besten wäre es, wenn wir statt Siegeln die Standards anheben." So dass Verbraucherinnen und Verbraucher am Supermarktregal nicht wählen müssten zwischen Nachhaltigkeit und Umweltzerstörung. Bio sei mit fünf Prozent nach wie vor ein Nischenprodukt. Die konventionellen Lebensmittelhersteller hätten den Preisvorteil, weil sie keine Rücksicht auf die Folgen ihres Handels nehmen müssten. Foodwatch fordert deshalb: &bdquo;Wer die Umwelt bei der Produktion von Lebensmitteln schadet, der muss nach dem Verursacherprinzip auch dafür zahlen. Derzeit würden die Kosten auf Verbraucher und Steuerzahler abgewälzt", so Samardi. Foodwatch: Politik stiehlt sich aus der Verantwortung Bei der Fleischproduktion sei zudem die Politik gefragt. Denn eine gute Tierhaltung sei durch das Grundgesetz mit dem Tierschutz eigentlich bereits vorgeschrieben. &bdquo;Trotzdem wird täglich dagegen verstoßen. Denn es fehlt der politische Wille eine nachhaltige Tierhaltung gesetzlich vorzuschreiben und dafür Handel und Landwirte in die Pflicht zu nehmen. Stattdessen wird die Verantwortung auf die Verbraucher abgeschoben", beklagt Samardi. Mit der Behauptung es läge in dessen Hand, stehle sich die Politik aus ihrer Verantwortung. Für Marktkauf ist mit Kaufland ein neuer Konkurrent auf den Plan getreten, doch eine Bewertung der Marktsituation will der zu Edeka gehörende Lebensmittelanbieter mit dem grünen Logo auf Nachfrage nicht abgeben. Dass die großen Geschäfte zunehmend ein Stück Bio-Kuchen abhaben wollen, wird auch von den reinen Bio-Märkten beäugt. Denn Kaufland hat auch Demeter im Angebot, dem nach eigenen Angaben ältesten Bioverband Deutschlands. "Das tut dem Naturkostfachhandel dann schon weh und uns auch!" &bdquo;Natürlich ist das auch für uns ein Thema, dass Bio-Verbandsware wie hochwertige Demeter-Produkte auch im normalen Lebensmittelhandel und bei den Discountern erhältlich sind. Und aufgrund der ganz anderen Größenordnung der Lieferungen bekommen die Discounter sicher auch ganz andere Einkaufspreise. Also bekommen die Discounter-Kunden zum Teil, beispielsweise im Trockensortiment, die gleiche Bioqualität zum günstigeren Preis. Das tut dem Naturkostfachhandel dann schon weh und uns auch!", kommentiert Jeannette Hölscher-Schenke, Geschäftsführerin des Schenke-Biomarktes an der Carl-Bertelsmann-Straße in Gütersloh. &bdquo;Andererseits haben wir schon viele Phasen durchlaufen. Unseren Biomarkt gibt es seit 2008. Damals verschwanden gerade durch die konsequenter durchgesetzte Fachhandelstreue in vielen Märkten des normalen Lebensmittelhandels viele Regalmeter an Bioprodukten. Das war damals unser Vorteil. Nach und nach verwässerte sich aber die Fachhandelstreue der Lieferanten wieder und viele bekannte Bioprodukte waren auch bei uns sowohl im Biomarkt, wo wir ja konsequent 100 Prozent nur biozertifizierte Ware und Nicht-Edeka-Produkte verkaufen, als auch in den normalen Schenke-Märkten erhältlich. Dann bekamen wir in der Gütersloher Innenstadt auch noch zwei Konkurrenzmärkte hinzu." Doch davon hätten sie sich nicht unterkriegen lassen. Sie habe sich damals gesagt: &bdquo;Wir machen einfach weiter. So gut wie wir können. Mit fairen Preisen, netten Mitarbeiterinnen und kompetenter Kundenberatung. Und wir bleiben authentisch. Bei uns sind wir vom Herzen her alle wirklich &bdquo;bio" und das wissen unsere Kunden auch. Und letztendlich hat sich das ausgezahlt. Wir haben unseren Kundenstamm. Menschen, die gerne bei uns einkaufen und uns schätzen, so wie wir sind. Wir stehen für Frische und für Bio, für das Persönliche und für so manches regionale Bioprodukt, das man wirklich nur bei uns bekommt."

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