Nach 96 Jahren ist Schluss: Fleischerei im Kreis Gütersloh schließt für immer

Verl. Wer in Verl Bratwürstchen, Schnitzel, Nackenkotelett oder Aufschnitt auf den heimischen Tisch bringen will, denkt automatisch an Berenbrinker. Gefühlt war die Fleischerei schon immer an der Gütersloher Straße mitten im Ortszentrum, hat Generationen von Verlern mit Spezialitäten vom Schaschlikspieß bis Fleischbrühe versorgt. Doch jetzt Schluss – nach 96 Jahren. Letzter Verkaufstag ist am Freitag, 31. Oktober. &bdquo;Eine unserer beiden Verkäuferinnen geht demnächst in Rente, die andere folgt im nächsten Jahr. Und neues Personal ist leider nur sehr schwer zu bekommen. Darum habe ich mich entschlossen, den Laden zuzumachen“, begründet Chef Ulrich Berenbrinker den einschneidenden Schritt und sagt: &bdquo;Ich bin ja auch schon 62 Jahre alt.“ Komplett aufhören will der Fleischermeister indes noch nicht. &bdquo;Ich gehe noch nicht in Rente“, sagt er. Lesen Sie auch: Ehepaar will erfolgreiches Restaurant im Kreis Gütersloh verkaufen: Das steckt dahinter Die Verler Ortsdurchfahrt im Dreieck St.-Anna-Straße und Österwieher Straße ohne das Fleischerfachgeschäft Berenbrinker – das ist eigentlich unvorstellbar. Ulrich Berenbrinkers Opa Hermann hatte hier im Jahr 1929 mit einem kleinen Betrieb begonnen. &bdquo;Meinen Opa habe ich nicht mehr kennengelernt, er ist sechs Wochen nach meiner Geburt gestorben“, erzählt die dritte Berenbrinker-Generation. Dessen Vater Erwin, später zum Ehrenobermeister der Fleischerinnung ernannt, übernahm die Firma und baute sie zu der heutigen Größe aus. Nobilia-Feier: Ochse mit Gabelstapler in Halle gefahren Vorne wurde verkauft, im hinteren Bereich geschlachtet. Der große Schornstein zeugt noch heute davon. &bdquo;Hinten stand eine große Halle, in die das Nutzvieh rein getrieben wurde, um es zu schlachten und zu zerlegen“, erinnert sich Ulrich Berenbrinker. Geschlachtet wird an der Gütersloher Straße schon länger nicht mehr. Eine der Spezialitäten von Berenbrinker waren über die Jahrzehnte auch ganze Ochsen am Spieß. Wenn sich ein so großes Tier mit Kopf langsam über die glühenden Kohlen dreht – das hatte was. &bdquo;Bei einem Firmenfest von Nobilia wurde von uns mal ein ganzer Ochse mit dem Gabelstapler in die Halle gefahren“, so der Fleischermeister. Ulrich Berenbrinker wuchs mit dem Unternehmen seines 2018 verstorbenen Vaters auf, absolvierte eine Fleischerlehre, ging ein paar Jahre auf Wanderschaft (unter anderem arbeitete er bei der Gütersloher Fleischwarenfabrik Marten), baute 1986 seinen Meister und ist seitdem im Familienbetrieb tätig. &bdquo;Man muss diesen Beruf mögen. Aber ich habe ihn immer gerne gemacht“, sagt der 62-Jährige. Ganze Rinder- und Schweinehälften habe er früher zerlegt, &bdquo;und besonders gerne habe ich immer gewurstet“. Und: &bdquo;Es hat mir immer Spaß gemacht, mit Fleisch zu arbeiten.“ Imbiss an der Gütersloher Straße bleibt Dass es jetzt mit der Fleischerei nach so vielen Jahren zu Ende geht, sieht Berenbrinker &bdquo;mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. Einerseits habe er zukünftig weniger Stress, andererseits &bdquo;hänge ich natürlich auch an dem Geschäft. Das kann man nicht so leicht abschütteln. Das wird eine ganz schöne Umstellung“. Da trifft es sich gut, dass der Schnitt für Ulrich Berenbrinker nicht zu heftig sein wird, denn einige Bereiche seines Unternehmens wird der Fachmann auch zukünftig weiter betreiben. &bdquo;Der stationäre Imbiss an der Gütersloher Straße bleibt, außerdem sind wir weiterhin mit unseren Imbissständen auf Firmenfeiern, privaten Feiern, Volksfesten, Schützenfesten oder Grillevents präsent“, sagt er. Auch die Grillautomaten vor der Tür werden weiter bestückt. Zudem beliefert Berenbrinker weiterhin Handel und Bäckereien mit seiner beliebten Rostbratwurst, Wildrostbratwurst, Leberhausmacherwurst oder Blutwurst. Am Imbissstand können rohe Bratwürstchen, Steaks und anderes Fleisch auch vorbestellt werden. &bdquo;Wir müssen nur früh genug Bescheid wissen“, so Berenbrinker. Und auch Schnittchen für Firmenfeiern oder runde Geburtstage werden weiter geliefert. Nur der Partyservice, also warmes Essen, wird eingestellt. Tipps: Hier stehen die Grillfleischautomaten im Kreis Gütersloh Eine Woche vor dem endgültigen Aus wird sich Berenbrinker beim verkaufsoffenen Sonntag zu Verler Tod noch einmal mit Spanferkel im Brötchen und Ochsenbrühe präsentieren. Der eine oder andere treue Kunde dürfte dann vorbeischauen, um sich zu verabschieden.

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