Bio-Boom setzt in Bielefeld die kleinen Bio-Läden unter Druck

Bielefeld. Bio für alle – so lautet das ambitionierte Credo der Öko-Branche. Und die Umsatzzahlen von 2024 zeigen, dass der Handel mit Bio-Produkten weiter boomt: Die Rekordsumme von knapp 17 Milliarden Euro wird kolportiert, das sei ein Anstieg um fast 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aber in der Kasse von Jennifer und Sanjay Kumar kommt von diesem sagenhaft satten Plus kaum etwas an. Eher im Gegenteil: Die Eigentümer vom &bdquo;Lebensbaum“ an der Arndtstraße befinden sich eigentlich täglich im Existenzkampf, wie sie erzählen. &bdquo;Von dem durch Corona ausgelösten Bio-Boom haben wir anfangs auch profitiert, doch die Konkurrenz im Bio-Segment ist mittlerweile so stark, dass es für uns als inhabergeführter Bio-Einzelhandel immer schwieriger wird, sich gegen die Großen zu behaupten“, sagt Jennifer Kumar. Bis vor Kurzem habe &bdquo;Lebensbaum“ oder auch &bdquo;Löwenzahn“ in der Altstadt beispielsweise die Produkte der Naturkost-Marke &bdquo;Rapunzel“ exklusiv verkauft – dem Fachhandel vorbehalten. Doch jetzt gebe es die Schokoladen oder Olivenöle auch in vielen konventionellen Supermärkten, ergänzt ihr Mann. .responsive23-BPUpYQ2Alq9T31wH-map-bioladen-lebensbaum { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-BPUpYQ2Alq9T31wH-map-bioladen-lebensbaum { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-BPUpYQ2Alq9T31wH-map-bioladen-lebensbaum { padding-top: 142.86%; } } &bdquo;Unsere langjährigen Fachhandelspartner haben wir frühzeitig und transparent über unsere Schritte informiert. In persönlichen Gesprächen konnten wir unsere Beweggründe darlegen und stoßen dabei auf Verständnis. Das Feedback ist überwiegend konstruktiv und interessiert“, erklärt Rapunzel-Pressesprecher Felix Grosch. &bdquo;Unser Ziel bleibt es, möglichst vielen Menschen Zugang zu hochwertigen Bio-Lebensmitteln zu ermöglichen – und das dort, wo sie leben. Deshalb arbeiten wir heute ergänzend mit ausgewählten Partnern im selbstständigen Lebensmitteleinzelhandel, etwa mit Feneberg, Edeka oder Globus.“ Fokus auf regionale Produkte und Freude am Service &bdquo;Wir haben sogar davon profitiert“, sagt &bdquo;Löwenzahn“-Geschäftsführerin Sabine Schwarz. Weil die Marke bekannter werde, steige auch die Nachfrage im eigenen Geschäft – Win-win. Bio für alle sei immer gewollt gewesen und nun müsse man auch damit leben. Ihr Erfolgskonzept nach fast 50 Jahren in der Altstadt inklusive Umzug samt Ausbau des Ladens mit kleinem Bistro-Bereich: Auf Regionalität setzen beim Gros der Waren und den Kunden alles erklären - damit sie wissen, wo was herkommt, schließlich gebe es zu jedem Produkt auch eine Geschichte. Wie gefragt sind Bio-Produkte: Das sagen Hofläden und Discounter Und auf die Kunden hören. Ihre Wünsche und ihre Nöte. Gerade, wenn es um die gesunde Ernährung gehe. &bdquo;Nur weil ich Bio kaufe, ernähre ich mich ja nicht automatisch gesund – Zucker bleibt Zucker“, sagt Schwarz. Der steckt am Marktstand vom Biohof Meiwes dann tatsächlich nur in den frischen Früchten. Standen bis vor wenigen Wochen immer noch zwei Bio-Stände mittwochs und freitags auf dem Siggi-Wochenmarkt, so ist es jetzt nur noch einer, Meiwes aus Detmold im Wechsel mit Ulenburg aus Löhne. Beide Betriebe zählen zu den bundesweit rund 10.000 Mitgliedern des Bioland-Verbandes und vertreiben unter dem Label ihr Obst und Gemüse, das es auch in den Supermärkten von Rewe und Kaufland gibt, sowie in dessen Discounter Lidl. Manchmal sei es für den Hofladen durchaus ein Nachteil, dass der eigene Verein das komplette Sortiment so weit streue, sagt Standchefin Marion Eke. Der eigene Betrieb beobachte die Entwicklung und steure schon jetzt gegen mit einem eigenen Lieferdienst. Bio-Bauer über Preispolitik: &bdquo;Ich balle die Fäuste in der Tasche“ Marktanteil: Naturkostläden 20 Prozent – Supermarkt- und Drogerieketten 70 Prozent Annette Angenendt vom Landesverband NRW erklärt die Intention hinter dem Wachstum: &bdquo;Unser gemeinsames Ziel ist es, den ökologischen Landbau zu fördern und voranzubringen. Je mehr Menschen in ihrem Einkauf auf Bio umstellen, desto mehr Betriebe können biologisch wirtschaften – am Ende ein Gewinn für alle.“ Die Umsatz-Zahlen bestätigen den kollektiven Bio-Boom, wobei die Großen deutlich besser abschneiden als die Kleinen: Während die Naturkost-Läden um die Ecke von den 16,99 Milliarden nur 3,26 für sich reklamierten (knapp 20 Prozent), kassierte der klassische Lebensmitteleinzelhandel 11,67 Milliarden (rund 70 Prozent) und wuchs dabei im Vergleich zum Vorjahr um fast 8 Prozent, wogegen sich die Birkenstocks & Co mit 3,5 Prozent begnügen müssten. Der Wert läge immerhin noch über der Inflationsrate, teilte die Pressestelle des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft im großen Branchenreport 2025 mit. Dieser positive Trend stimme natürlich grundsätzlich optimistisch, doch ohne ihre wirklich treue Stammkundschaft hätten sie schon längst vor den Konzernen kapitulieren müssen, sagen Jennifer und Sanjay Kumar vom &bdquo;Lebensbaum“. Dazu gehört für sie auch die auf Expansion ausgelegte Kette der Denn’s Biomarkt GmbH unter dem Dach der Dennree-Gruppe. Das als Großhandel gestartete Unternehmen betreibt mittlerweile rund 340 eigene Supermärkte, Tendenz steigend. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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