Ebbe im Klingelbeutel: Kirchen-Kollekten drohen heftige Einbußen

Gütersloh. Von der Corona-Pandemie sind die evangelischen und katholischen Gemeinden im Kirchenkreis Gütersloh auch in finanzieller Hinsicht betroffen. Durch den Ausfall von Gottesdiensten oder eingeschränkte Sitzplatz-Kontingente gibt es Einbußen bei der Kollekte. Das merken auch Hilfsprojekte, die sonst von großzügigen Gottesdienst-Gängern profitieren. Wie etwa &bdquo;Brot für die Welt", für das an Heiligabend traditionell von den evangelischen Kirchen gesammelt wird. Eben dann, wenn besonders viele evangelische Christen zum Gottesdienst gehen. Im Jahr 2019 ist durch Spenden am 24. Dezember und Erntedank im evangelischen Kirchenkreis Gütersloh eine Summe von 75.469 Euro zusammengekommen, schildert Öffentlichkeitsreferentin Frauke Brauns. Im Corona-Jahr 2020 rechne man &bdquo;allerdings allein hierbei mit einem Rückgang um 50 Prozent", sagt die 60-Jährige. Und das sei nur ein Beispiel. Auch für andere, im Kollektenplan 2020 festgeschriebene Zweckbestimmungen ist mit Einschnitten zu rechnen. Etwa bei den Spendensummen, die für die Straffälligenhilfe (4. Advent), für die Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (27. Dezember), für Projekte mit Arbeitslosen (Silvester) gedacht sind. "Die Höhe der Ausfälle lässt sich schwer beziffern" Die Gesamtsituation ist schwierig: Im Vorjahr zählte der evangelische Kirchenkreis Gütersloh, der mit 96.782 Gemeindemitgliedern vom Bielefelder Süden bis nach Beckum reicht, noch 209.198 Euro an Spendeneinnahmen aus allen 17 Gemeinden. &bdquo;Für dieses Jahr bahnt sich ein eindeutiger Rückgang an. Die Höhe der Ausfälle lässt sich schwer beziffern, aber allein die Zeit des Shutdowns rund um Ostern herum, als wir keine Gottesdienst feiern konnten, und den jetzt möglicherweise bevorstehenden Lockdown, werden wir zu spüren bekommen", vermutet Frauke Brauns. Für Superintendent Frank Schneider (55) hat Corona &bdquo;Auswirkungen auf alle Bereiche und somit auch auf die Kollekte". Dass man Verluste durch einen digitalen Klingelbeutel, wie es die Evangelische Kirche von Westfalen auf ihrer Homepage ermöglicht, in großem Maße auffange, hält der leitende Theologe im Kirchenkreis Gütersloh noch für fraglich. &bdquo;Im Gottesdienst gibt man schnell mal ein, zwei Euro oder auch einen Fünf-Euro-Schein, aber ob das online klappt, ist noch nicht abzusehen." Zum Abfedern von Kollekten-Ausfällen würden aber auch Rücklagen und Zinsen genutzt und Spendenbriefe an Haushalte oder im Gemeindebrief verschickt. Auch katholische Gemeinde leiden unter dem Spendenrückgang Gottesdienst fallen aus, es kommen weniger Besucher oder sie finden im Internet statt. Theoretisch kann ein Pfarrer seinen Segen virtuell erteilen. Aber die Kollekte? Bei der Katholischen Kirche in Gütersloh hat Pfarrer Elmar Quante im März, &bdquo;zu einer Zeit, als absolut kein Gottesdienst möglich war", einen Spendenaufruf für das Bischöfliche Hilfswerk Misereor über die Homepage das Pastoralen Raumes gestartet. &bdquo;Dabei kamen über 9.000 Euro zusammen. Das ist zwar nicht das Ergebnis des Vorjahres, aber immerhin 80 Prozent der Summe", sagt Quante. Gleichwohl rechnet der 62-Jährige, der seit 20 Jahren in Gütersloh in der Pfarrei St. Pankratius tätig ist, insgesamt mit &bdquo;massiven Einbrüchen" bei den Kollekten-Einnahmen. Auch die katholischen Gemeinden würden unter dem Spendenrückgang leiden. Das verdeutlicht allein ein Blick auf die monatlich in den Pfarrnachrichten veröffentlichten Summen der einzelnen Kirchen in Gütersloh. Ein Beispiel: Die Christ-König-Kirche hat zu Zeiten vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Februar an vier Sonntagen 693 Euro an Einnahmen durch die Kollekte verbucht, während es im Oktober an ebenfalls vier Sonntagen mit 322 Euro weniger als die Hälfte waren. "Wir reagieren von Woche zu Woche, anders können wir nicht planen" Um die Ebbe im Klingelbeutel vor Ort zu lindern, greift Pfarrer Elmar Quante während der Weihnachtszeit zur Unterstützung der Bischöflichen Aktion Adveniat oder später auch der Sternsinger erneut zum Mittel des digitalen Aufrufes. &bdquo;Was bleibt mir anderes übrig? Wir reagieren quasi von Woche zu Woche, anders können wir nicht planen." Zudem hofft das geistliche Oberhaupt sämtlicher Katholiken in Gütersloh auf sinkende Infektionszahlen und eine Verbesserung der Corona-Situation. Ein wenig auch deshalb, damit es im Klingelbeutel bald wieder lauter klingelt.

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