Kreis Gütersloh. 73 stimmberechtigte Mitglieder haben am Kreisparteitag der CDU im OWL-Event-Center teilgenommen. Der CDU-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Raphael Tigges leitete ihn. Die Abstimmung der Delegierten zum kommenden Bundes-, Landes-, und Bezirksparteitag der CDU lief routiniert ab – nur ein Mitglied brachte die Versammelten kurzfristig in Wallung: Bernhard Balke aus Verl.
Zuletzt bei der Aufstellungsversammlung des Landratskandidaten Sven-Georg Adenauer im Juli hatte er sich als Gegenkandidat gemeldet und unter seinen Parteifreunden Empörung ausgelöst. Denn die vorbereiteten Wahlzettel mussten neu gedruckt werden, die Versammlung drohte, bis in den späten Abend zu dauern.
Plötzlich stellt er sich wieder auf
Am vergangenen Montagabend ging Balke ähnlich vor: Auf Tigges formgerechte Frage: „Gibt es weitere Kandidaten?" hob er gelassen den Arm und stellte sich selbst zur Wahl – mehrfach und ohne dem Gesuch einer Vorstellung seiner Person nachzukommen. Thomas Freitag von der CDU in Herzebrock-Clarholz redete auf Balke ein, den einige CDU-Mitglieder als „Querulant" bezeichneten. Nach wenigen Minuten gab Freitag auf: „Keine Chance der Umstimmung", sagte er.
Balkes Spontankandidaturen verzögerten den Kreisparteitag nur wenig: CDU-Kreisgeschäftsführer Hubert Kleinemeyer schien gewarnt zu sein und seinen Finger schon früh auf die Druckertaste für neue Wahlzettel gelegt zu haben.
Erfolgreicher Wahlkampf in Halle
Den Ausgang beeinflusste das kaum: Bei der ersten Wahl erhielt Bernhard Balke zwei, bei den folgenden jeweils nur eine Stimme. Während die anderen CDU-Kandidaten die Zustimmung einer großen Mehrheit der Mitglieder erhielten. Einziger Altkreisteilnehmer des CDU-Bundesparteitages in Stuttgart am 4. Dezember ist Detlev Temme aus Steinhagen.
Vor den Wahlgängen entschuldigte Raphael Tigges gleich zu Beginn den neu gewählten Bürgermeister der Stadt Halle, Thomas Tappe: „Er spricht heute Abend mit der Wirtschaft", sagte Tigges. In Tigges Rückblick auf die Kommunalwahl lobte er den erfolgreichen Wahlkampf Tappes, weil der die jahrelange SPD-Vorherrschaft in Halle abgelöst habe. Dafür spendeten die Delegierten spontan Applaus. „Er ist ein kerniger Typ, einer zum Anfassen", sagte der CDU-Kreisvorsitzende.
Ausgang der Kommunalwahl ein Erfolg?
Der Wahlkampfrückblick seiner Kreistagskollegin Helen Wiesner fiel kritischer aus: „Die letzten Wahlkampfwochen waren wenig vertrauenswürdig", sagte sie. Wiesner wies dabei auf die Gütersloher Jungsozialisten hin, denen sie ein Armutszeugnis im Wahlkampf ausstellte. Die Jusos hatten in der heißen Phase des Wahlkampfes im Südkreis unter das Konterfei des CDU-Landrates Sven-Georg Adenauer den Zusatz angebracht „Präsentiert von Clemens Tönnies". Laut Wiesner sei das mindestens „unfair" gewesen.
Den Ausgang der Kommunalwahl wertete sie indes als Erfolg: In sechs von 13 Kommunen im Kreis stellt die CDU den Bürgermeister: In Verl, Halle, Versmold, Rheda-Wiedenbrück, Herzebrock-Clarholz und Schloß-Holte-Stukenbrock. Die Stadt Verl bestätigte dabei mit 58,1 Prozent den Status einer CDU-Hochburg, gefolgt von Schloß-Holte-Stukenbrock mit 49,7 und Versmold mit 45,9 Prozent. Am wenigsten christdemokratisch ist Borgholzhausen mit 20,8 Prozent. Zwar hat die CDU im Kreis fünf Prozent der Zustimmung gegenüber der Kommunalwahl 2014 verloren, doch dafür hat sie ein Mandat im Kreistag hinzugewonnen.