Gütersloherin möchte mit Staffelei durch Europa wandern

Gütersloh. Zu Fuß von Gütersloh nach Châteauroux will Nirgül Kantar-Dreesbeimdieke wandern und dabei die Marathonstrecke von je 42 Kilometern an 42 geplanten Wandertagen zurücklegen. Auf dem Rücken: eine eigens für die Isselhorster Künstlerin angefertigte Staffelei, mit der sie Bilder von Künstlern aus Gütersloh und Umgebung in die weite Welt trägt. &bdquo;Europäischer Künstlerweg" heißt das Projekt, das im April 2022 an den Start gehen soll. Es ist Teil einer noch größeren Kulturinitiative, die Kulturdezernent Andreas Kimpel entwickelt hat: &bdquo;C-City – Europa ist nebenan". Beide Projekte werden jetzt im Kulturausschuss zur Diskussion und Abstimmung gestellt. Klammer zwischen den Partnerstädten Das Konzept zu &bdquo;C-City" bewegt Kulturdezernent Andreas Kimpel schon seit einigen Jahren, wie er zugibt. Es geht zurück auf seine Zeit, als er in Bielefeld noch als Schüler den Kontakt zur französischen Partnerstadt Concarneau fand und von diesem Austausch &bdquo;auf Lebenszeit" geprägt wurde. &bdquo;Mit C-City will ich die Idee der Partnerschaft mit europäischen Städten auf eine neue Ebene heben und die ,Europäische Kulturwoche’ nachhaltiger gestalten", so der Kulturdezernent. Das C steht dabei nicht nur für &bdquo;Cultural City Community", sondern soll auch kommunikative Klammer zwischen den Partnerstädten sein. Nicht zuletzt geht es Kimpel auch um ein selbstbewusstes Statement von Mittelstädten wie Gütersloh und seinen Partnerkommunen, ihr eigenes kulturelles Potenzial nicht im Schatten der Metropolen zu verbergen, sondern gemeinsam und vielfach vernetzt zu präsentieren. "Kultur ist eine Sprache, die alle Menschen sprechen" Kimpel setzt dabei nicht aufs einzelne spektakuläre Event, sondern auf Verstetigung von Austausch. Und er sieht darin auch den politischen Auftrag, den europäischen Gedanken zu befördern. &bdquo;Angesichts der Ereignisse um Moria und des Erstarkens rechter Parteien ist es umso wichtiger, für Zusammenhalt unter den europäischen Staaten zu sorgen", so Kimpel. Noch steht &bdquo;C-City" vor allem für eine Idee, die ab 2025, wenn Gütersloh 200 Jahre Stadtrechte feiert, umgesetzt werden soll. Aber Andreas Kimpel hat durchaus konkrete Ideen, wie sich der beabsichtigte &bdquo;Bürgerdialog" zwischen den Partnerstädten intensivieren lässt, damit eine &bdquo;Graswurzelbewegung" entsteht und Austausch nicht nur auf politische Ebene begrenzt ist. &bdquo;Kultur ist die Sprache, die alle Menschen sprechen", ist Kimpel von der Wahl des richtigen Instruments für sein Ansinnen überzeugt. Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt Alle Sparten der Kunst sollen miteinbezogen werden, auch Wissenschaft und Wirtschaft mit ins Boot geholt werden. Örtliche Traditionen sollen ebenso Berücksichtigung finden wie innovative Projekte. So ist eine seiner Ideen die Schaffung einer gemeinsamen digitalen Plattform. Eine andere Projektidee sieht die Produktion der Kinderoper &bdquo;Pollicino" des Gütersloher Komponisten Hans Werner Henze mit Kindern und Jugendlichen aus allen Gütersloher Partnerstädten vor. Zudem soll in jedem Jahr eine Stadt Präsentationsstadt für eine Partnerstadt sein. Auf vier Jahre ist das Projekt angelegt. Laut Kimpel sind die Bürgermeister aller Partnerstädte bereits mit im Boot. Insgesamt sind 960.000 Euro für das Projekt angesetzt, bei sechs beteiligten Städten (neben Gütersloh sind das Falun, Châteauroux, Grudziadz, Broxtowe und Rshew) macht das 160.000 Euro pro Stadt. Diese Ausgaben sollen, so das Ziel, auch durch Fördergelder der EU, des Bundes und des Landes mitfinanziert werden. Spot auf die Künstler, die keine große Bühne zur Präsentation haben Angesiedelt ist das Projekt in Gütersloh, federführend beim Fachbereich Kultur, wo Daniela Daus sich um die Abstimmung kümmert. Sie berät auch das Projekt von Nirgül, wie die Künstlerin am liebsten kurz genannt werden will. Die hat bereits Teiletappen testweise beschritten und dabei Kontakt zu den Künstlern vor Ort aufgenommen. So kürzlich in den Niederlanden, wo sie schon einige Künstler von der Teilnahme am Projekt begeistern konnte. &bdquo;Ich will einen Spot auf die Künstler lenken, die nicht in der Bielefelder Kunsthalle ausstellen, die es etwas schwerer haben, sich zu präsentieren, und ihnen eine Bühne geben", so die Künstlerin. Auch ein Fotograf wird sie begleiten An jedem Etappenziel soll es eine Ausstellung geben, dort wird das Gemälde für die nächste Etappe gewechselt, das Nirgül dann weitertragen will. Die Auswahl der Bilder nimmt die Kunstwissenschaftlerin Christiane Hoffman vor. Doch nicht nur in den Ausstellungsstädten, auch in den Orten dazwischen soll etwas passieren. Der Fotograf Holger Rinne wird sie begleiten und die Reise multimedial dokumentieren. Für 2022 wird Nirgül von Deutschland über die Niederlande und Luxemburg nach Frankreich gehen. Für die nächsten Jahre stehen weitere Künstlerwege an, so 2023 die Route Dänemark, Norwegen Finnland, Schweden. &bdquo;Das wird sehr emotional", ist Nirgül überzeugt. Auch hier wird die Finanzierung des Projekts durch Sponsoren und Fördergelder angestrebt.

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