Kreis Gütersloh

Gastro-Hilferuf aus dem Kreis Gütersloh: "Viele stehen kurz vor der Aufgabe"

Alle Bürgermeister und Bürgermeisterinnen aus dem Kreis Gütersloh wenden sich gemeinsam mit Landrat Adenauer in einem Brief an die Bundes- und Landesregierung. Der Tenor: Wir brauchen dringend Hilfe!

Restaurants in NRW dürfen mittlerweile wieder öffnen - die Kunden sind aber noch verhalten.  | © Symbolfoto/picture alliance

27.05.2020 | 27.05.2020, 15:30

Kreis Gütersloh. Restaurants und Hotels im Kreis Gütersloh dürfen zwar mittlerweile wieder öffnen - allerdings lässt der große Andrang nach der langen Corona-Zwangspause noch auf sich warten. Wie berichtet war der Start der Gastronomie vielerorts eher verhalten.

Ein Hotel-Restaurant im Kreis Gütersloh hat den Stillstand sogar gar nicht überlebt: Graf Bernhard 1344 in Steinhagen musste ganz schließen. Und auch viele andere Gastronomen und Hotelbetreiber wissen nicht, wie lange sie noch durchhalten können. Da oft nur ein Bruchteil der Plätze besetzt werden darf, decken die Einnahmen die Kosten nicht.

Keine finanziellen Reserven

Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der 13 Kommunen im Kreis Gütersloh und Landrat Sven-Georg Adenauer wenden sich jetzt mit einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Der Tenor: Wir brauchen dringend Hilfe.

"Mit großer Sorge nehmen wir die aktuelle wirtschaftliche Situation in der heimischen Gastronomie und Hotellerie wahr. Die Betriebe dieser Branche, die in unserer Region tendenziell kleinteilig strukturiert ist, konnten auch in guten Zeiten aufgrund der allgemeinen Preis- und Wettbewerbssituation kaum finanzielle Reserven aufbauen", heißt es in dem Schreiben.

Keine Besserung in Sicht

Insofern hätten die Betriebe durch die behördlich angeordnete Schließung nachhaltig gelitten. Die bisher bereitgestellte finanzielle Förderung etwa im Rahmen der Soforthilfe habe die Situation zwar abgemildert, gleichwohl würden aber inzwischen viele Betriebe mit dem Rücken zur Wand stehen - manche sogar kurz vor der Aufgabe.

Die aktuellen Lockerungen geben laut der Stadtoberhäupter zwar Hoffnung, die Realität zeige aber, dass bei weitem nicht die Umsätze erzielt werden können und auch auf absehbare Zeit nicht erzielbar sein werden, die für eine wirtschaftliche Betriebsführung zwingend notwendig wären.

Kunden sind noch zurückhaltend

"Die Kunden zeigen verständlicherweise Zurückhaltung, und selbst dort, wo die Gäste kommen, sind die Umsatzmöglichkeiten aufgrund der Abstandsregelungen deutlich reduziert. Die Umsätze, die nicht realisiert werden konnten, können anders als in anderen Branchen nicht nachgeholt werden", heißt es in dem Brief weiter.

Die Gastronomie und Hotellerie habe im Kreis Gütersloh neben der Versorgungsfunktion und als Ort für Kommunikation und Entspannung weitere zentrale Funktionen, die im öffentlichen Interesse liegen und für ein gedeihliches Gemeinwesen zwingend notwendig sei. Man  denke dabei etwa an die städtebauliche Bedeutung als belebendes Element oder an die Funktion als Versammlungsorte für Vereine, Verbände und ehrenamtlich Tätige.

"Die ortsbezogene Gastronomie gilt es zu erhalten"

"Wir tun also gut daran, alles zu unternehmen, um den Bestand dieser Branche zu sichern und eine Insolvenzwelle zu verhindern. Die Schäden wären auch auf längere Sicht nicht wieder gut zu machen. Wir sollten alles daran setzen, jetzt kurzfristig Lösungen zu realisieren, die den Betrieben dieser Branche das Überleben ermöglichen können."

Die Bürgermeister, Bürgermeisterinnen und Landrat Adenauer fordern dafür eine zielgerichtete finanzielle Förderung in Form von bedarfsgerechten Zuschüssen, die eine finanzielle Überbrückung zumindest für die nächsten Monate sichern. Eine kreditbasierte Lösung sei nicht zielführend, weil aufgrund der angespannten Wirtschaftlichkeit in aller Regel die Tilgungsbelastungen auf Dauer kaum tragbar sein würden. Darüberhinaus solle auch geprüft werden, mit welchen Erleichterungen - etwa steuerlicher und administrativer Art - der Branche dauerhaft geholfen werden kann.

"Die kleinteilige, ortsbezogene Gastronomie und Hotellerie als ein zentrales Element des kulturellen Lebens und der regionalen Identifikation gilt es unbedingt zu erhalten", lautet der abschließende Appell aus dem Kreis Gütersloh.