Neue Serie: Diese Gütersloher heißen wie ihr Stadtteil

Gütersloh. Gelegentlich, wenn sie in amüsanter Runde mit Nicht-Güterslohern den Schalk im Nacken haben, holen Andrea (62) und Wilhelm (71) Nordhorn in der &bdquo;Unser Haus, unser Garten, unsere Enkelkinder..."-Auflistung zwei Asse aus dem Ärmel: &bdquo;Unsere Straße, unser Ortsteil..." . Gemeint sind damit die Nordhorner Straße nebst des von Miele über die B 61 bis zum Nordbad/ Mohns Park ausgedehnten Stadtviertels. Die Reaktion der Gegenüber: meistens verdattertes Schweigen. Vor der Aufklärung schiebt das Ehepaar gerne noch ein nicht ernst gemeintes &bdquo;Wer es sich leisten kann..." hinterher. Die Nordhorns könnten auch die selbstredend im Ortsteil Nordhorn liegende gleichnamige Europaschule sowie den 1929 gegründeten Schützenverein &bdquo;Tell" Nordhorn in die Aufzählung aufnehmen. Praktisch belassen es die Organisatorin des ehrenamtlichen Charmützen Strickkreises &bdquo;Jede Oma zählt" und ihr pensionierter Ehemann indes beim: &bdquo;Ganz ehrlich, mit alledem haben wir nichts zu tun". &bdquo;Wir wollten einen gemeinsamen Familiennamen haben" Ganz so ist es natürlich nicht. Der in vielerlei Hinsicht namensgebende Begriff ist eine Erinnerung an den Hof &bdquo;Meier Nordhorn" der gleichlautenden Bauernschaft. Wie einige andere Gütersloher führen Andrea und Wilhelm Nordhorn heute ein &bdquo;Leben mit dem Ortsteil". Ab 1843 bildeten die Bauernschaft Nordhorn, Sundern, Blankenhagen und Pavenstädt gemeinsam das Amt Gütersloh; 1910 wurden die vier Landgemeinden Teil der Stadtgemeinde Gütersloh. Als die junge Andrea mit dem typischen westfälischen Nachnamen Zumbansen 1975 bei einer Party im Keller der Eltern zum erstem Mal dem 26-jährigen Wilhelm Nordhorn in die Augen blickte, ahnte sie noch nichts von der Bedeutung des Nachnamens ihres künftigen Ehemannes. Die erste urkundliche Erwähnung als &bdquo;Northornon" in einer Heberolle des Klosters Herzebrock datiert aus dem Jahre 1088. Nordhorn ist damit einer der ältesten Gütersloher Ortsteile. Mit der Heirat 1979 war für die Braut die Aufgabe ihres Mädchennamens verbunden. &bdquo;Wir wollten einen gemeinsamen Familiennamen haben. Das gehörte sich so". Doppelnamen seien vor 41 Jahren kein Thema gewesen. Längst wohnt das Ehepaar in Kattenstroh – doch das Leben mit dem Stadtteilnamen ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. In Gütersloh kenne &bdquo;den Namen ohnehin jeder". Die Vorteile lägen deshalb auf der Hand. Andrea Nordhorn: &bdquo;Der Name ist einfach, lässt sich leicht merken, sprechen und schreiben." Im Notfall helfen beim Buchstabieren zwei Hauptwörter &bdquo;Nord wie der Norden, Horn wie das Horn." Erhöhter Aufklärungsbedarf wegen gleichnamiger Stadt Außerhalb der Stadt endet der Bekanntheitsgrad hingegen schnell. Andrea Nordhorn: &bdquo;Schon in Verl kennt kaum jemand die Gütersloher Ortsteile". Außerhalb von Ostwestfalen besteht für die Inhaberin von &bdquo;Nordhorn Marketing" durch die Verwechselung mit der gleichnamigen Kreisstadt des Landkreises Grafschaft Bentheim erhöhter Aufklärungsbedarf. Andrea Nordhorn: &bdquo;Viele Kunden denken, ich würde aus Nordhorn anrufen." Ehemann Wilhelm hörte während seines Berufslebens speziell in der Nähe der holländischen Grenze immer wieder die Frage: &bdquo;Heißen Sie wirklich wie die Stadt?" Im Gütersloher Geschäftsleben ist Nordhorn bis heute ein Begriff. 1910 gründete Wilhelm Nordhorns Großvater an der Königstraße (gegenüber Modehaus Finke) die Lederhandlung &bdquo;Fritz Nordhorn und Sohn". Am 6. Februar 1950 wurde das Gebäude der Schäftemacherei an den bekannten Künstler Woldemar Winkler verkauft, der es am 22. März 1950 nach Niehorst translozieren ließ. Wilhelms Cousin Ulrich leitet heute den von dessen Vater Heinrich gegründeten Industrie- und Hydrauliktechnikhändler &bdquo;Nölle + Nordhorn" an der Carl-Bertelsmann-Straße. Einig sind sich Andrea und Wilhelm Nordhorn in der finalen Beurteilung: &bdquo;Als Nordhorner fällt man in Gütersloh auf". Missen möchten sie ihren Familiennamen dennoch nicht. In diesem Punkt geht es ihnen wie den Meiers, Müllers, Schmidts.

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