Gütersloh. Auch Gütersloh wird, wie bereits 60 andere Kommunen, zu einem „Sicheren Hafen". Dafür sorgten im Stadtrat SPD, Bündnis 90/Die Grünen, BfGT, Linke, UWG und FDP gegen das Votum der CDU. Damit erklärt sich die Stadt einem Antrag der SPD und der evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh zufolge bereit, aus Seenot gerettete, übers Mittelmeer nach Europa fliehende Menschen direkt aufzunehmen und unterzubringen.
In der Begründung des Antrags stellte
Volker Richter gleich klar, dass die Ursache der Probleme, vor denen
Menschen flüchten, nicht in Gütersloh lägen und hier auch nicht
gelöst werden könnten. Er nannte Korruption, Gewalt,
Konflikte, auch falsche Entscheidungen europäischen Politik.
Aber: „Hier geht es um Menschen in akuter Notsituation." Richter
führte das Gleichnis vom barmherzigen Samariter an. Die SPD
betrachte „Gütersloh als weltoffene Stadt", das „eint uns mit
der evangelischen Kirche und vielen Menschen in dieser Stadt."
Es gehe im Übrigen „nicht um Aufnahme von Flüchtlingen in
der Größenordnung von 2015."
"Selber Quartier schaffen, statt an die Stadt zu delegieren"
„Gütersloh ist ein sicherer Hafen",
begann der CDU-Fraktionsvorsitzende Heiner Kollmeyer seine Gegenrede.
Und dankte für das, was bisher für Flüchtlinge in der Stadt
geleistet worden sei. Man wolle sich „nicht als unmenschlich
bezeichnen" lassen, wenn man den Antrag ablehne. Es sei
„unmenschlich, was sich abspielt auf dem Mittelmeer." Aber
für die CDU ist laut Kollmeyer der die Zuweisung von
Geflüchteten in die Kommunen regelnde „Königsteiner
Schlüssel" ein bewährtes, ausreichendes Instrument. Würde
der Antrag beschlossen, wäre das „eine große Herausforderung für
die Stadt Gütersloh."
Kollmeyer verwies auch auf „kritische
Leserbriefe" nach Bekanntwerden des Antrags. Außerdem: „Jeder
von uns könnte was tun." Es gebe in den Häusern so manches freie
Zimmer, die Evangeliumskirche stehe leer. Hier könne man
Quartier schaffen, „statt an die Stadt zu delegieren." Die
CDU sehe den Antrag „sehr kritisch", jedoch „nicht, weil wir
unmenschlich sind."
Die Fraktionen sehen den Beitrag zum Städte-Bündnis als wichtiges Signal
Für Bündnis90/Die Grünen sagte Birgit
Niemann-Hollatz, die Stadt verfüge über die notwendigen Ressourcen
und könne eine menschenwürdige Unterbringung und Versorgung
leisten. Mit dem Beitritt zum Bündnis „Städte Sicherer
Hafen" könne man „ein wichtiges Signal setzen und einen Beitrag
leisten zu einem menschlichen Umgang mit geflüchteten Menschen."
Weiter: „Wir können und sollten hier vor Ort handeln - im Rahmen
unserer Möglichkeiten."
Bürgermeister Henning Schulz erklärte
indes, dass solche Hilfe „in den bestehenden Systemen möglich
ist." Es wäre „klug", diese zu nutzen, so Schulz. Denn von dem
Geld, das die Stadt für jeden Flüchtling pro Jahr aufwende,
erhalte sie (nur) dann etwas erstattet. „Was Sie inhaltlich
wollen, machen wir in bestehenden Systemen."