Gütersloh. Eigentlich ist Lennart Maurers Job das genaue Gegenteil von dem, was er heute tun muss. Der Baumpfleger hat mit seinem Team einen Einsatz auf einem Grundstück am Mühlenweg, wo 20 Fichten rund drei Jahrzehnte lang Zeit hatten, in den Himmel zu wachsen - bis die extreme Trockenheit dieses Sommers ihnen den Rest gab.

Die braunen Nadeln rieseln zu Boden, als sich das Drahtseil, das Baumfäller Aaron Spieker um den Stamm gewickelt hat, spannt. Das andere Ende wird von einem Traktor gezogen, bis der Baum krachend auf den Hof fällt. Anschließend landet er bei seinen Kollegen, die sich bereits neben der Einfahrt stapeln.
"In diesem Jahr ist die Auftragslage extrem"
So wie hier sieht es zurzeit in vielen Gütersloher Gärten aus. Braun, trocken und nicht mehr zu retten: "Wir haben jetzt seit rund zwei Jahren eine Ausnahmesituation, was das Klima angeht", sagt Maurer, der an diesem Vormittag schon zwei Besichtigungstermine hatte, bei denen er den Betroffenen die gleiche Hiobsbotschaft überbringen musste. "Sonst fällen wir im Sommer nicht so viele Bäume. In diesem Jahr ist die Auftragslage extrem."
Der 30-jährige Baumpfleger ist seit 2010 im Geschäft und setzt eigentlich alles daran, Wege zu finden, um Bäume selbst an schwierigen Standorten langfristig zu erhalten. "Aber hier ist einfach nichts zu machen, die Fichten sind abgestorben. Das ist letztes Jahr losgegangen und wird immer schlimmer. Fichten, Buchen und Birken sind die ersten, die es trifft."
Dass die Wälder unter Trockenheit, Hitze und Borkenkäfer leiden, ist bekannt. Für betroffene Hausbesitzer ist es dann trotzdem nicht selten ein Drama, wenn sie feststellen müssen, dass auch ihre Bäume den Sommer nicht überlebt haben. "Es sind viele Grundstücke betroffen, da geht natürlich der ganze Charakter verloren, wenn die Bäume und damit häufig auch der Sichtschutz fehlt", sagt Maurer, der die Fichten durch den Häcksler jagen und energetisch verwenden wird. Denn der Markt für Fichtenholz in Deutschland ist mittlerweile mehr als gesättigt.
"Wasser ist der beste Dünger"
Eigentlich rät der Baumexperte seinen Kunden, trockenheitsverträgliche Arten wie Kiefern zu pflanzen, aber selbst die kommen mit den neuen Bedingungen kaum zurecht. "Das einzige, was man tun kann, ist wässern. Wasser ist der beste Dünger."

Das sagt auch Felix Bunte, Bauleiter bei "Sterngarten". "Wer nicht gerade in seinen Garten verliebt ist, vernachlässigt seine Bäume eher. Wir weisen unsere Kunden von vorneherein darauf hin, wie wichtig das Wässern ist und haben rechtzeitig Mailings an alle rausgeschickt." Bei neu gepflanzten Bäumen sollten laut Bunte pro Wässerung 60 bis 80 Liter gegeben werden, zweimal in der Woche.
Mit reichlich Wasser und neuen Methoden hat auch die Stadt auf ihren Flächen gute Erfahrungen gemacht. Eine sichere Prognose für dieses Jahr ist laut Grünflächenamt zwar noch nicht möglich, aber im Vergleich zum Vorjahr sieht es im Innenstadtbereich recht gut aus. Zum sorgen 15- bis 20 Zentimeter hohe Gießränder am Boden dafür, dass das Wasser nicht seitlich abfließen kann. Zum anderen erhalten die Stämme künftig einen weißen Schutzanstrich, der durch die Hitze verursachte thermische Rindenschäden verringern soll.