Gütersloh. Autofahrer sind wegen der Baustelle bereits jetzt genervt, für Radfahrer wird der Frust hingegen erst richtig losgehen, wenn die Verler Straße fertig ist: Die Spexarder Ortsdurchfahrt wird zwar gerade für rund drei Millionen Euro ausgebaut, weil aber die Planungen des Radwegs zehn Jahre zurück liegen und damit veraltet seien, stellen die Grünen im nächsten Planungsausschuss am kommenden Dienstag einen Antrag auf seine umgehende Neuplanung. Unterstützt werden sie von den Experten des Gütersloher ADFC-Kreisverbandes.
Wie berichtet, soll der Radweg hochbordig verlaufen und rot gepflastert werden. Die Knackpunkte liegen für die Grünen bei seiner unterschiedlichen Breite, seinem welligen Verlauf durch Absenkungen im Bereich zahlreicher Grundstückszufahrten sowie beim Belag. Besonders für schnelle Fahrrad- und E-Bike-Fahrer werde die neue Straße somit gleich zur unbequemen Buckelpiste. Bei einem Ortstermin hatte der städtische Verkehrsplaner Michael Wewer vor zwei Wochen gesagt, dass man den Nachteil der Wellen an den Grundstückszufahrten in Kauf nehmen müsse.
"Unkomfortabel, schlecht nutzbar und nicht zukunftsfähig"
Damit wollen sich weder die Grünen, noch der ADFC zufrieden geben. "Die Planung für den derzeit durchgeführten Umbau der Verler Straße berücksichtigt nicht die aktuellen Anforderungen an die Anlage von Radwegen und eine fahrradfreundliche Gestaltung. Ein solcher Radweg ist unkomfortabel, schlecht nutzbar und somit nicht zukunftsfähig", sagt Grünen-Sprecherin Birgit Niemann-Hollatz.

Ziel müsse es sein, für die täglich fahrradfahrenden Bürger eine qualitativ gute, sichere Radwegeverbindung zu schaffen, damit der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad gelinge. Eine Umplanung unter Berücksichtigung des Klimaschutzes und der notwendigen Mobilitätswende sei unbedingt erforderlich, so Niemann-Hollatz weiter. Sie fordert Nachbesserungen hinsichtlich der Breite, des Belags und des Verlaufs. "Zur Reduzierung der Wellen durch flächige Absenkungen an den Grundstückseinfahrten könnten alternativ Schrägbordsteine verwendet werden."
Auch Daniel Neuhaus vom Vorstand des ADFC-Kreisverbandes ist alles andere als glücklich mit der Planung, die an der Arbeitsgemeinschaft "Fuß und Rad" vorbei gegangen sei. Erst im Nachhinein habe man die Details erfahren, "da hatten die Bauarbeiten aber bereits angefangen", sagt Neuhaus, der seine Kritikpunkte am Mittwoch noch einmal bei der Stadtverwaltung vorgebracht hat. "Uns wurde jedoch signalisiert, dass man Kompromisse machen müsse, weil die Verler Straße eben autolastig sei. Für den Radweg bleiben nur zwei Meter, an manchen Stellen soll er sogar nur 1,60 Meter breit sein. Daran könne man jetzt nichts mehr ändern." Wie die Grünen kritisiert auch Neuhaus den Belag, der besser asphaltiert als gepflastert sein sollte. "Die aktuellen Regelwerke dazu sind bereits seit 2010 gültig, darauf hätte man achten müssen", sagt Neuhaus, der sich in Zukunft eine bessere Absprache zwischen Stadt und Radfahrverbänden wünscht.
Eine Benutzungspflicht wäre für viele Radfahrer ein Ärgernis mehr
Was viele Radfahrer zusätzlich ärgern dürfte, betrifft die Benutzungspflicht, die offenbar wie bereits bei der Neuenkirchener Straße auch für diesen Radweg eingerichtet werden soll. Das würde bedeuten, dass Radler nicht auf der Straße fahren dürfen, wenn sie schneller und bequemer unterwegs sein wollen. "Wenn das angeordnet wird, werden wird dagegen vorgehen", sagt Neuhaus.
Die Verwaltung bestreitet die Vorwürfe. "Die seitens der Grünen im Antrag an den Planungsausschuss enthaltene Annahme, dass es ein dauerndes „Auf und Ab" auf dem Radweg an der Verler Straße geben werde, entspricht nicht den Inhalten der Planung. Durch den Grünstreifen bzw. den Parkstreifen oder Sicherheitsstreifen ist der Radweg so weit abgerückt, dass sich durch diesen Abstand so gut wie keine Einschränkungen für den Radverkehr ergeben", heißt es in einer Stellungnahme. Eine Ausnahme stelle lediglich der Bereich Zufahrt Thiesbrummel und Nachbarn dar. "Hier wäre noch einmal zu prüfen, ob Anpassungen möglich sind", heißt es weiter.
Beim Belag handele es sich um großformatiges Pflaster ohne Fase (abgeschrägte Fläche), wodurch Störfaktoren beim Abrollverhalten weitestgehend ausgeschlossen seien.
Aus bautechnischer Sicht sei weiterhin anzumerken, dass sämtliche Versorgungsleitungen in der Verler Straße auch in den Nebenanlagen (Geh- und Radwege) liegen. "An diesen Leitungen finden regelmäßig Arbeiten wie neue Hausanschlüsse oder Störungsbeseitigungen statt, die mit Aufbrüchen verbunden sind. Diese – oftmals Kleinflächen - mit Asphalt im Handeinbau wieder herzustellen stellt sehr hohe „handwerkliche" Anforderungen an den Einbau, besonders bei kalten Außentemperaturen. Davon abgesehen würde dann ein „Flickenteppich" entstehen. Nach Aufbrüchen kommt es zudem sehr häufig zu Nachverdichtungen und dadurch zu Absackungen an der Oberfläche. Absackungen in gepflasterten Oberflächen lassen sich deutlich einfacher, günstiger und vor allen Dingen schneller regulieren als asphaltierte."