Unfall im Schlachthof: Tönnies in Kritik wegen Arbeitsschutzrichtlinien

Halbierte Schweine hängen im Schlachthof | © picture alliance/dpa

18.02.2019 | 19.02.2019, 06:16

Hamburg. Deutschlands größter Fleischkonzern Tönnies kämpft nach Recherchen des NDR mit Problemen am Schlachthof Kellinghusen in Schleswig-Holstein. Hintergrund ist ein Unfall, bei dem sich ein rumänischer Arbeiter schwer verletzte und sich am Schlachtband vier Finger teilweise abtrennte.

Den Recherchen zufolge war der Rumäne George B. im August vergangenen Jahres mit der Hand in eine Zange geraten, mit der er zuvor Schweinepfoten abgetrennt hatte. Der Mann kam in eine Hamburger Klinik und wurde dort operiert. Von den verletzten Fingern konnte nur einer gerettet werden. Tönnies sowie der Arbeitgeber des Rumänen, die Firma MTM, bestätigten den Unfall.

Georg B. belastet Tönnies schwer

Unklar ist, wie es dazu kommen konnte. George B. gibt gegenüber dem NDR an, er habe mehrere Stunden allein am Schlachtband arbeiten und Köpfe und Pfoten von Schweinen abtrennen müssen. Jedoch habe die Pfotenzange nicht richtig funktioniert und sei trotz mehrfacher Aufforderung nicht gerichtet worden. Darüber sei es zu einem Streit mit dem Vorarbeiter und in der Folge zum Unfall gekommen.

Der Arbeitgeber von George B., das Unternehmen MTM, dementiert diese Unfallschilderung und vermutet eine unsachgemäße Handhabung der Zange während eines Produktionsleerlaufs, teilt auf Anfrage aber auch mit, man habe die Pfotenzange am nächsten Morgen nach Meldung des Herrn B. instand gesetzt.

Mitarbeiter hätte nicht allein arbeiten dürfen

Zur Frage, ob B. überhaupt hätte allein arbeiten dürfen, legte der NDR der zuständigen Staatlichen Arbeitsschutzbehörde (StAUK) ein Video vor. Es zeigt einen Arbeiter allein an dieser Position im Schlachthof Kellinghusen. Die StAUK erklärt dazu, der in dem Video gezeigte Arbeitsplatz entspreche "in keiner Weise den Anforderungen der Gesetze und Vorschriften im Arbeitsschutz". Demnach müssten die "in dem Video dargestellten Tätigkeiten u. a. von zwei Personen ausgeführt werden".

Sowohl Tönnies als auch MTM widersprechen. Es gebe von der StAUK keine verbindliche Anweisung, bei üblicher Bandgeschwindigkeit zwei Mitarbeiter einzusetzen. Dennoch werde die eine Arbeitsposition seither konsequent in zwei Arbeitsschritten von zwei Mitarbeitern ausgeführt. Sowohl Einsatzpläne von MTM als auch Zeugenaussagen, die dem NDR vorliegen, zeigen jedoch, dass die Position auch nach dem Unfall wiederholt mit nur einem Mitarbeiter besetzt wurde. damit steht das Unternehmen wieder einmal in der Kritik.