Borgholzhausen. Die Bluttat in der Wohnanlage an der Wellingholzhauser Straße erschütterte Anfang Juni die Menschen in Borgholzhausen und darüber hinaus. Die langjährige Bewohnerin Evelyn W. starb offenbar am Freitag, 7. Juni, in der Mittagszeit, nach schwerer Gewalteinwirkung. Die Leiche wurde erst am Tag danach gefunden, als Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr die Tür öffneten, nachdem ausgerechnet die Angeklagte darauf hingewiesen hatte, dass es kein Lebenszeichen von Evelyn W. gab.
Wie die Anklageschrift jetzt verdeutlicht, bot sich nach Öffnung der Tür ein schreckliches Bild. Die Feuerwehrleute werden regelmäßig zu solchen Wohnungsöffnungen herangezogen und stoßen dabei nicht selten auf schwer erkrankte und auch auf verstorbene Menschen. Auf den Anblick, der sich ihnen am 7. Juni bot, waren sie dennoch nicht vorbereitet. Denn die alte Frau lag im Flur ihrer Wohnung in einer großen Blutlache und war von Wunden übersät.
Mehrfach mit einem Messingmörser auf den Kopf geschlagen
Die Obduktion ergab, dass ihr insgesamt 22 mal mit einem Messer in die vordere Rumpfseite gestochen worden war. Doch damit nicht genug: Der mutmaßlichen Täterin wird weiterhin vorgeworfen, sie darüber hinaus noch mehrfach mit einem Messingmörser auf den Kopf geschlagen zu haben.
„Die Beschuldigte soll unter einer paranoiden Psychose leiden. Die Staatsanwaltschaft geht deshalb davon aus, dass die Beschuldigte im Zustand der Schuldunfähigkeit gehandelt hat", heißt in der Darstellung des Landgerichts Bielefeld.
Erster Verhandlungstag ist Montag, 9. Dezember, ab 9 Uhr im Saal 4. Zuständig ist die I.Strafkammer. Der Prozess, für den im Dezember und Januar insgesamt noch fünf weitere Verhandlungstages angesetzt sind, wird offiziell als Unterbringungssache bezeichnet. Denn nach Ansicht der Staatsanwaltschaft sei sie zwar in der Lage gewesen, das Unrecht ihrer Tat zu erkennen, habe jedoch nicht 'einsichtsgemäß' handeln können.
Am Tag nach der Tat machte die Tatverdächtige selbst auf die Tote aufmerksam
Konsequenterweise verfolgt die Staatsanwaltschaft die Unterbringung der Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus. Der grundlegende Vorwurf ist laut Anklage der 'Verdacht des Totschlags'. Die Angeklagte ist 53 Jahre alt und wohnte im selben Haus wie ihr Opfer.
Am Tag nach der Tat machte sie selbst auf die verdächtige Stille in der Wohnung von Evelyn W. aufmerksam und veranlasste den Einsatz der Feuerwehr, aus dem in kürzester Zeit eine aufwendige Mordermittlung geworden ist. Vermutlich geriet die Beschuldigte rasch ins Visier der Kriminalpolizei, doch gestalteten sich die Ermittlungen zäh.
Verhaftung erst elf tage nach Entdeckung der Tat
Denn erst am Mittwoch, 19. Juni, also elf Tag nach Entdeckung der Tat, wurde sie schließlich festgenommen und in der Untersuchungshaftanstalt untergebracht. In diesen elf Tagen hatte sie mit ihrem Ehemann weiterhin in der gemeinsamen Wohnung gelebt.
Doch auch danach gestaltete sich die hieb- und stichfeste Überführung der mutmaßlichen Täterin als schwierig. In einer aufwendigen Öffentlichkeitsfahndung suchten Polizei und Staatsanwaltschaft mit Hilfe von Phantombildern nach möglichen Zeugen. Der gesuchte junge Mann wurde von der Polizei tatsächlich gefunden. Doch die Untersuchungen ergaben, dass er mit dem Tod von Evelyn W. nichts zu hatte. Viele weitere Details werden sicherlich noch im Prozess geklärt werden.