Hinsetzen, quatschen

Plauderbänke gegen Einsamkeit: Wie Bielefeld mit einer simplen Idee Herzen öffnet

20 neue Orte sollen sichtbar zeigen: Setz dich und plaudere mit mir. Dieser gezielte Impuls für Gespräche hat sich bewährt – und hat in Bielefeld Rückenwind.

In Gadderbaum gibt es bereits eine Plauderbank, eingerichtet von der Martinigemeinde. Kleines Manko, wie auch bei den jetzt geplanten neuen Bänken: Die kleine Plakette fördert nicht gerade die Wahrnehmung, dass hier geplaudert werden soll, besonders, wenn schon jemand auf der Bank sitzt. | © Kurt Ehmke

15.07.2025 | 15.07.2025, 15:26

Bielefeld. Schon ihr Name verrät, was sie leisten sollen: Plauderbänke. Besondere Sitzgelegenheiten, die durch ein Schild oder eine Infotafel darüber aufklären, dass hier jemand sitzt, der gerne in ein Gespräch verwickelt werden möchte. Der Lust auf das Plaudern hat, vielleicht einsam ist, vielleicht auch nicht, aber auf jeden Fall Freude an Kontakt hat. Solche Bänke sollen bald an vielen Plätzen stehen.

Darüber würde sich Wolfgang Aubke freuen, Vorsitzender des Seniorenrates. Sein Gremium hatte die Idee, nun haben die Bezirksvertretungen reihenweise über das Thema beraten. „Und bisher folgen sie alle unserer Idee“, sagt Aubke erfreut, „wir bekommen positive Rückmeldungen.“ Nicht immer wird das oberste Ziel des Seniorenrates beschlossen, also neue Plauderbänke, sondern oft auch, dass vorhandene Bänke per Plakette zur Plauderbank ernannt werden.

Hier gibt es schon eine – inklusive Plauderfrauen

Eine solche gibt es bereits in Gadderbaum am Spielplatz nahe der Hegede, hier hat die Martinigemeinde das Plaudern auf die Agenda gesetzt. Und wie: Sie hat eine feste Zeit eingerichtet, zu der immer eine von den Martini-Plauderfrauen vor Ort ist und Spaß am Plaudern hat. Offen ist – in der warmen Jahreszeit, dienstags von 15 bis 16.30 Uhr. Aber auch sonst, so die Gemeinde, „hoffen wir, dass die Bank auch ohne uns viel und gerne zum Reden und Ausruhen, zum Hören und Austauschen genutzt wird“.

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Kleines Manko: Die Plakette auf der Bank ist so klein, dass sie nicht wirklich weithin sichtbar die Einladung ausspricht, hier miteinander ins Gespräch zu kommen. Ein Defizit, welches auch die vom Seniorenrat vorgeschlagenen Bänke haben könnten, „denn leider sind die Finanzen der Stadt ja nicht die allerbesten“, sagt Aubke.

In Rheda wurde nach einer Idee von Ina Wagner (r.) eine besondere Plauderbank installiert - ihre Gestaltung sagt schon viel, dazu kommt ein Info-Schild. - © pbm
In Rheda wurde nach einer Idee von Ina Wagner (r.) eine besondere Plauderbank installiert - ihre Gestaltung sagt schon viel, dazu kommt ein Info-Schild. | © pbm

Dabei gebe es „wundervolle Plauderbänke“ mit großen Schildern, aber es sei ja erlaubt, erst einmal kleiner anzufangen und überwiegend vorhandene Bänke zu nutzen und sich dann zu steigern. Aubke ist dennoch froh, dass es erst einmal viel Rückenwind gibt für die Idee, „denn es braucht oft einen Impuls“. Einen, der sagt: „Setz dich hin und öffne dich.“

„Das Thema Einsamkeit ist seit Jahren eines unserer wichtigsten“

Für ihn ein wichtiger Schritt, denn: „Das Thema Einsamkeit ist seit Jahren eines unserer wichtigsten; Menschen werden durch Einsamkeit enorm blockiert, da kann ein derart niederschwelliges Angebot gut helfen.“ Es brauche viel Mut, einen fremden Menschen anzusprechen, und die Hürde sei niedriger, wenn die Bank quasi der Türöffner sei.

In Bad Salzuflen wurde jetzt eine Plauderbank eingeweiht - hier ist viel deutlicher die Einladung zum Plaudern abzulesen. - © Annika Langhagel
In Bad Salzuflen wurde jetzt eine Plauderbank eingeweiht - hier ist viel deutlicher die Einladung zum Plaudern abzulesen. | © Annika Langhagel

Deshalb nun also zwei Bänke pro Stadtbezirk, an Plätzen, die gemeinsam mit der Quartierssozialarbeit definiert werden sollen. Zentral, gut einsehbar. Und, als Ziel: „Eine ehrenamtliche Betreuung der Plauderbänke“ – so wie es bereits in Gadderbaum geschieht. Weitere Plauderbäume gibt es in Bielefeld auch schon an der Stralsunder Straße in Stieghorst sowie in Brackwede. Hier lädt Diakonin Melanie Henke zum Gespräch auf Friedhöfen ein; in Quelle, Ummeln und Brackwede.

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