Gefängnisausbruch in Bielefeld: Ist der Gesuchte mittlerweile in der Türkei?

Bielefeld. Wohin führt die Spur von Ahmet A., der am Dienstagmorgen, 17. Juni, aus der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne geflohen ist? Aussagen von Bekannten zufolge soll er sich längst in die Türkei abgesetzt haben. So berichtet es ein Weggefährte des 39-Jährigen in einem TikTok-Video und bezieht sich dabei auf Angaben von A.s Familie. Zudem zeigt er in dem Clip ein Foto von A., das wahrscheinlich nach seiner Flucht entstanden ist. Die beiden Männer scheinen sich gut zu kennen. Sowohl einige Stunden nach dem Ausbruch aus dem Hafthaus Ummeln sowie kurz vor seiner Verlegung in eine andere JVA streamten beide gemeinsam in sozialen Medien. Auch wegen seiner Liveauftritte während der Flucht sorgt der Fall derzeit für großes Interesse. In der Nacht auf Mittwoch meldete sich A. zwei Mal bei TikTok – ein Mal aus einem Auto als Beifahrer, ein anderes Mal von einem ruhigen Platz aus. Dabei sagte er unter anderem, er habe sich während der Flucht geschminkt und sei inzwischen in Österreich. Lesen Sie dazu: Aus Bielefelder JVA geflohener Straftäter meldet sich im Livestream bei TikTok Flucht per Taxi ins Ruhrgebiet Womöglich eine Lüge und falsche Fährte. Recherchen dieser Redaktion in den vergangenen Tagen deuten auf eine andere Fluchtroute: Mehr als vier Stunden nach seinem Haftausbruch rief er sich mit der Hilfe von Passanten ein Taxi und ließ sich nach Oberhausen bringen. Die Polizei wurde zwar während der Fahrt informiert, konnte A. aber nicht mehr festnehmen. Lesen Sie auch: Ausbruch aus Bielefelder JVA: Gesuchter Insasse flüchtete im Taxi ins Ruhrgebiet Von hier ging seine Reise offenbar nachts weiter ins belgische Brüssel, zumindest verbreitete A. am Mittwochmorgen ein Bild in sozialen Medien von sich und anderen Personen, das laut Fotoauswertungen am dortigen Flughafen entstanden ist. Ob er hier in ein Flugzeug stieg, ist offen – die Aussagen seines Bekannten legen es zumindest nahe. Er sagte auch, A. befinde sich in der Türkei in Haft. Was an den Aussagen tatsächlich stimmt, bleibt aber offen. Aus Brüssel erreichbar sind per Direktflug mehrere Ziele in der Türkei, etwa Istanbul, Ankara, Antalya und Izmir. Ob ein am Mittwoch aus einer Parkanlage verbreitetes Video bereits von einem dieser Orte stammt, bleibt unklar. Die mittlerweile zuständige Polizei Essen verfolgt die Aktivitäten des Mannes im Internet genau. Äußern wollte sie sich jedoch nicht. Offenbar kein internationaler Haftbefehl Doch hätte er bei der Passkontrolle am Flughafen in Brüssel nicht geschnappt werden müssen? Nein, erklärt der renommierte Bielefelder Rechtsanwalt Carsten Ernst. Das sei nur der Fall, wenn es einen internationalen Haftbefehl gäbe und damit auch im Ausland bekannt gewesen wäre, dass der 39-Jährige gesucht werde. Und einen solchen gibt es offenbar nicht. Generell sei die Flucht aus einer JVA nicht strafbar. &bdquo;Wenn jemand bei seiner Flucht zum Beispiel ein Fenster einwirft, dann handelt es sich aber um Sachbeschädigung“, ordnet Ernst ein. Mehr zum Thema: Gefängnisausbruch in Bielefeld: Wie der Gewalttäter aus der JVA entkam Das hat A. nach aktuellem Stand jedoch nicht. Nach offiziellen Angaben der Behörden spielte sich die Flucht so ab: A. wurde in Essen festgenommen, er soll zuvor in Livestreams mit einer Schusswaffe gedroht haben, Polizisten zu töten. Aus der JVA Essen kam er am 11. Juni in die offene JVA Bielefeld-Senne. Hier wurde entschieden, dass er eine Haftstrafe wegen Verkehrsdelikten bis 2028 in der geschlossenen JVA in Geldern verbüßen sollte. Am Dienstagmorgen sollte er verlegt werden. .responsive23-b5enrghnYm07QlRa-map-ausbruch-aus-bielefelder-jva { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-b5enrghnYm07QlRa-map-ausbruch-aus-bielefelder-jva { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-b5enrghnYm07QlRa-map-ausbruch-aus-bielefelder-jva { padding-top: 142.86%; } } Meterhohe Hindernisse überwunden Auf dem Weg zum Gefangenentransporter soll A. einen Bediensteten umgestoßen und über ein etwa 2,80 Meter hohes Rolltor geklettert sein und danach einen gleich hohen Zaun überwunden haben. Anschließend floh er in Richtung A33. Trotz Fahndung der Polizei, unter anderem mit Drohnen und Helikopter, verlor sich dort die Spur des Mannes. Auch interessant: Flucht in Bielefeld: Justizminister nimmt Stellung zu Gefängnisausbruch In der Justiz sorgt die Flucht derweil ebenfalls offenbar für Erstaunen. Um den Ausbruch nachzustellen, sollte nach Informationen dieser Redaktion ein &bdquo;überdurchschnittlich sportlicher JVA-Bedienstete“ ebenfalls versuchen, die Hindernisse im Hafthaus Ummeln zu überwinden. Geschafft haben soll er es demnach nicht.

Meistgelesen