Nach kuriosem JVA-Ausbruch in Bielefeld: Neue Details zur Flucht bekannt

Bielefeld/Düsseldorf. Der spektakuläre Ausbruch des Häftlings Ahmet A. aus der JVA Bielefeld-Senne hat jetzt konkrete Folgen für die Einrichtung. Dem 39-Jährigen war es Mitte Juni gelungen, mit zwei Klettereinlagen ein knapp drei Meter hohes Rolltor und einen genauso hohen Zaun in der JVA zu überwinden, um zu fliehen. Auf einem Teil des Geländes werden nun mobile Ordnungszäune errichtet, sodass &bdquo;ein Entweichen aus dem Zustiegsbereich nicht mehr möglich ist“. So steht es in einem Bericht des NRW-Justizministeriums, welcher am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags besprochen werden soll. Der mehrfach vorbestrafte Mann war unter anderem durch TikTok-Videos ins Visier der Polizei geraten, weil er sich dort mit einer Schusswaffe gezeigt – und angedroht hatte, Polizisten zu töten. Daraufhin hatte ihn ein Spezialeinsatzkommando der Polizei festgenommen und zunächst in die JVA Essen gebracht. Bedienstete sichern Tore zusätzlich Von der Anstalt in Essen aus war A. nach Bielefeld verlegt worden, wo geprüft wurde, ob der Mann im offenen oder im geschlossenen Vollzug untergebracht werden soll – ein normales Vorgehen in NRW. In dieser Zeit gelang ihm die Flucht. Schnell stellte sich die Frage, wie das passieren konnte. Das Hafthaus Ummeln in der JVA Senne, aus dem der Mann entweichen konnte, verfügt zwar laut Justizministerium über &bdquo;vorgesehene Vorkehrungen“ gegen Entweichungen. Lesen Sie auch: Ausbruch aus Bielefelder JVA: Gesuchter Insasse flüchtete im Taxi ins Ruhrgebiet Dennoch sei zwischen dem Justizministerium und der JVA-Leitung nach zwei Vor-Ort-Terminen abgestimmt worden, nun zusätzlich mobile Ordnungszäune zu errichten – um die Zustiegssituation in den Gefangenenumlaufbus zu optimieren. &bdquo;Bis zur kurzfristigen Umsetzung dieser Maßnahme werden die in dem Bereich befindlichen Tore bei Verlegungen durch je einen Bediensteten gesichert“, heißt es in dem Schreiben. Häftling überwand Tor und Zaun Der 39-jährige Mann war Mitte Juni aus der JVA in Bielefeld entkommen, als er in den geschlossenen Vollzug in die JVA Geldern gebracht werden sollte. Vor dem Einstieg in den Gefangenenbus schubste er einen der fünf Justizbeschäftigten in der Ausgangsschleuse weg und sprang auf das Innentor der 2,83 Meter hohen Schleuse. Zwar habe der Bedienstete den Mann noch &bdquo;kurz am Fuß greifen“; dessen Flucht aber nicht verhindern können, heißt es in dem Bericht. Den anwesenden fünf Bediensteten sei es nicht möglich gewesen, den Mann aufzuhalten. Lesen Sie auch: Bielefelder JVA-Ausbrecher soll nach spektakulärer Flucht gefasst worden sein Erst im Nachgang – durch die Berichterstattung dieser Redaktion – seien Anhaltspunkte dafür bekanntgeworden, dass der Mann ein Parkourläufer gewesen sein soll, was dessen sportliche Fitness erkläre. Beim Parkour handelt es sich um eine Fortbewegungsart, bei der die Läufer geübt darin sind, sich in den Weg stellende Hindernisse möglichst effizient zu überwinden. Mann galt als &bdquo;ruhig und unauffällig“ Während der Fahndung waren in der Spitze 95 Polizeikräfte im Einsatz, um den Flüchtigen zu finden – darunter die Bereitschaftspolizei, die Polizeifliegerstaffel sowie Spezialeinheiten, heißt es in dem Bericht an den Innenausschuss. Dass der Mann kurz vor seinem Entkommen nicht besonders gesichert wurde, erklärt das Ministerium damit, dass der 39-Jährige während seiner Zeit in der JVA Essen bis zur Verlegung nach Bielefeld als &bdquo;ruhig und unauffällig“ beschrieben worden war. Auch in der JVA Senne habe das Verhalten von A. der JVA-Leitung &bdquo;zu keinem Zeitpunkt“ den Anlass gegeben, besondere Sicherungsmaßnahmen vornehmen zu müssen, schreibt das NRW-Justizministerium. Die JVA Senne habe der zuständigen Staatsanwaltschaft am Tag der Flucht mittags &bdquo;per Fax“ mitgeteilt, dass der Mann entwichen ist. .responsive23-b5enrghnYm07QlRa-map-ausbruch-aus-bielefelder-jva { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-b5enrghnYm07QlRa-map-ausbruch-aus-bielefelder-jva { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-b5enrghnYm07QlRa-map-ausbruch-aus-bielefelder-jva { padding-top: 142.86%; } } Ministerium schweigt zur Fluchtroute Derweil schweigt das Ministerium in dem Bericht über die Fluchtroute von Ahmad A. Recherchen hatten früh ergeben, dass sich der Mann ganze vier Stunden nach der Tat in etwa einem Kilometer Luftlinie Entfernung ein Taxi gerufen hatte. Was er in der Zwischenzeit gemacht hat, bleibt noch immer offen. Auch, wie ihn die Polizei trotz Einsatz von Spürhunden und Helikopter nicht finden konnte. Lesen Sie auch: Flucht in Bielefeld: Justizminister nimmt Stellung zu Gefängnisausbruch Derweil führte ihn seine Flucht per Taxi erst ins Ruhrgebiet – nämlich nach Oberhausen. Hier soll ein Familienmitglied von A. die offene Rechnung (300 Euro Festpreis) übernommen haben. Die Polizei, die gewusst haben soll, dass die Taxen des Bielefelder Unternehmens per GPS live zu orten waren, stoppten das Fahrzeug erst auf der Rückfahrt in Dortmund. Geflüchteter wird im Ausland vermutet A. setzte seine Flucht derweil aus Oberhausen fort. Hinweise in sozialen Medien, wo der Mann auch nach seinem Ausbruch aktiv war, legten nahe, dass er sich gut 24 Stunden nach dem Ausbruch am Flughafen in Brüssel aufhielt. Womöglich auf dem Weg in die belgische Metropole ging er bei TikTok sogar live – einer der Gründe, weshalb der Ausbruch von A. zwischenzeitlich bundesweit in den Medien lief. Dabei erzählte er, er sei in Österreich. Womöglich eine Lüge: Denn Angehörige von A. berichten in sozialen Medien, er sei in die Türkei geflüchtet – sei dort jedoch wegen &bdquo;anderer Verfahren“ inhaftiert worden. Was dran ist, ist völlig offen. Auch die Ermittler gehen davon aus, dass der 39-Jährige nach Istanbul geflogen ist. Das geht aus einem vertraulichen Bericht des Innenministeriums an den Landtag hervor. Die Ermittlungen hätten bestätigt, dass der Mann am 18. Juni um 7.15 Uhr &bdquo;tatsächlich von Brüssel nach Istanbul geflogen ist“, so der Bericht. Auf einem Profil, das A. wohl zugerechnet werden konnte, erschien jedoch ein Video, das in einer Parkanlage entstanden ist. Dieser Redaktion ist es gelungen, sie genau zu lokalisieren. Demnach wurde das Video im kasachischen Almaty aufgenommen. Ob A. tatsächlich Urheber des Videos ist und es veröffentlicht hat, ist bisher nicht bestätigt oder abschließend geklärt.

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