Vom 9. bis 23. Februar

In der Bielefelder Vesperkirche werden täglich 500 kostenlose Mahlzeiten verteilt

„Einfach teilen“ lautet für das Motto in der Neustädter Marienkirche in Bielefeld. Bis zu 500 warme Mahlzeiten werden täglich kostenlos ausgegeben. Trotz der großen Spendenbereitschaft braucht es noch mehr Geld.

Hinter dem Banner haben sich viele der Sponsoren versammelt, vorne präsentiert das Orga-Team der Vesperkirche Uwe Moggert-Seils (v.l.), Pfarrer Ulrich Wolf-Barnett, Pastorin Christel Weber, Jochen Häger und Karin Lammert-Nehrkorn, die schicken Kaffeetassen der Vesperkirche. | © Sarah Jonek

Susanne Lahr
08.02.2025 | 08.02.2025, 12:00

Bielefeld. Zum fünften Mal findet sie unter dem Motto „Einfach teilen“ statt, die Bielefelder Vesperkirche. Und dieses gemeinsame Mittagessen von Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft im großen, warmen Kirchenraum der Neustädter Marienkirche wird immer mehr Bielefelderinnen und Bielefeldern ein echtes Herzensanliegen. Los geht es am Sonntag, 9. Februar. Bis zum 23. Februar wird es täglich von 11.30 bis 14 Uhr an schön gedeckten Tischen eine warme Mahlzeit und Gespräche geben – und darüber hinaus noch einiges mehr.

In den 14 Tagen stehen insgesamt 500 Freiwillige bereit, um bis zu 450, maximal 500 Mahlzeiten am Tag zu servieren. Zur Auswahl stehen jeweils ein vegetarisches und ein nicht-vegetarisches Gericht. Dazu gibt es immer frisches Obst, Kaffee und Kuchen. Jochen Häger (Lions-Club Bielefeld), der in diesem Jahr erstmals das Organisationsteam leitet, empfindet es als eine frohe Botschaft, dass die Nachfrage größer ist als die Zahl der benötigten Helfer.

Pfarrer Ulrich Wolf-Barnett vom Vesperkirchen-Team betont, dass die Vesperkirche mehr sei als eine sogenannte Armenspeisung, „auch wenn manche kommen, die wirklich Hunger haben“. Es gehe um das Miteinander in der Stadtgesellschaft. An den Tischen träfen Menschen aufeinander, die sonst nicht unbedingt zusammenfinden würde. „Das ist das Spannende daran“, sagt Wolf-Barnett, „es geht weit über das Essen hinaus.“

Die Neustädter Marienkirche verwandelt sich vom 9. bis 23. Februar zum fünften Mal in eine Vesperkirche. - © Sarah Jonek
Die Neustädter Marienkirche verwandelt sich vom 9. bis 23. Februar zum fünften Mal in eine Vesperkirche. | © Sarah Jonek

Mittagessen der Vesperkirche durch Sponsoren finanziert

Dass die Vesperkirche in dieser Größenordnung stattfinden kann, ist vor allem den Sponsoren zu verdanken, die sich am Freitag, 7. Februar, in der Kirche versammeln und vielfach betonen, warum sie das Projekt unterstützen und wie wichtig es ihnen im Laufe der Jahre geworden ist. „Es ist in der Tat noch nie langweilig geworden, es ist immer noch Esprit drin“, sagt Pfarrer Wolf-Barnett, „und Sie gehören dazu“.

Erstmals wird in diesem Jahr auf den Bildschirmen in den Stadtbahnen für die Vesperkirche geworben, wie Uwe Moggert-Seils, Pressesprecher des Kirchenkreises Bielefeld, berichtet. Außerdem erhalten alle Ehrenamtlichen als Dank für ihren Einsatz Freitickets von Mobiel. „Wir entwickeln uns als Vesperkirche auch im 5. Jahr weiter“, sagt Moggert-Seils erfreut.

Die Aktion „Vespern mit Freunden“ ist zwar schon im Vorjahr gestartet, soll aber 2025 groß rauskommen. Karin Lammers-Nehrkorn, die für das Fundraising für die Vesperkirche verantwortlich zeichnet, erklärt das Prinzip dahinter. Wer möchte, kann sich eine gestaltete Vesperkirchen-Spendenbox nach Hause holen.

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Der Kirchenraum ist bereits für die Vesperkirche umgestaltet. Bis zu 500 Menschen können täglich dort eine kostenlose warme Mahlzeit einnehmen. - © Sarah Jonek
Der Kirchenraum ist bereits für die Vesperkirche umgestaltet. Bis zu 500 Menschen können täglich dort eine kostenlose warme Mahlzeit einnehmen. | © Sarah Jonek

Vesperkirche in Bielefeld kostet etwa 100.000 Euro

Sie ist gefüllt mit einem Holzbrettchen, einer Schürze und vielen Rezepten, die beim gemeinsamen Kochen mit Familie oder Freunden ausprobiert werden können. Am Ende eines schönen Abends sind die Gäste dann eingeladen, die Box mit einer Spende für die Vesperkirche wieder zu befüllen. Auch, wer Geburtstag oder Jubiläum feiere und statt Geschenken zu erhalten, lieber zur guten Tat aufrufen wolle, könne die Spendenbox nutzen, erklärt Karin Lammers-Nehrkorn.

Die 5. Auflage der Vesperkirche ist dank der zahlreichen Sponsoren bereits zur Hälfte finanziert. Etwa 100.000 Euro kostet die 14-tägige Veranstaltung, etwa 45.000 Euro sind laut der Fundraiserin bereits zugesagt. Hinzu kämen 6.500 bis 7.000 Sachspenden in Form von Obst und Kuchen, Tagespaten finanzieren die Mahlzeiten.

Freuen würde sich das Orga-Team aber noch über Tagesspenden am Ausgang der Neustädter Marienkirche. „Wir sind darauf angewiesen“, sagt Lammers-Nehrkorn deutlich. Wer möchte, kann für seine Gabe, die dann in einen speziellen Umschlag gesteckt werden sollte, auch eine Spendenquittung bekommen.

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Verschiedene Angebote wie Gottesdienste und Seelsorge

Dass Vesperkirche nicht nur einen vollen Magen bedeutet, sondern auch Gottesdienst und Seelsorge, macht Pastorin Christel Weber deutlich. Der erste von drei Gottesdiensten im Verlauf der Vesperkirche findet am Sonntag, 9. Februar, ab 18 Uhr statt. Zur Halbzeit am 16. Februar gibt es, ebenfalls ab 18 Uhr, einen Gottesdienst zum Thema „Flucht und Asyl“. Weil am letzten Tag, dem 23. Februar, auch Bundestagswahl ist, startet dieser Gottesdienst bereits um 16 Uhr.

Pastorin Weber freut sich darüber, dass jeden Tag jeweils zwei Seelsorger in der Kirche zu finden sind, die auf Wunsch für Gespräche zur Verfügung stehen. Dafür ist im Altarraum bereits ein Paravent aufgestellt, hinter dem etwas Privatsphäre entstehen kann.

Und weil der Mensch nicht nur vom Brot allein leben kann, gibt es auch Kultur in der Vesperkirche. Am Mittwoch, 12. Februar, 18 Uhr gibt es einen offenen Tanzabend mit Tanzpädagogin Vera Rietzsch. Dafür werden Freiwillige alle Tische und Stühle beiseite räumen, um eine große Tanzfläche zu schaffen. „Wir werden ganz wild tanzen“, verspricht Christel Weber und lacht.

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Gemeinsames Singen und Theaterabend als Höhepunkte

Gemeinsames Singen steht am Freitag, 14. Februar, 18 Uhr auf dem Programm. Kirchenmusikdirektorin Christa Kirschbaum hat ein buntes Potpourri an Liedern ausgewählt, Peter Ewers sitzt am Klavier. Gerne können sich auch ganze Chöre anmelden, die mitmachen wollen (christakirschbaum@gmx.de).

Und ein ganz besonderer Theaterabend erwartet alle Besucher am Freitag, 21. Februar, ab 19 Uhr. „Secret ingredients“ (geheime Zutaten) lautet der Titel des Stückes, das sich ums Thema „Altern“ dreht. Im Anschluss an die Performance findet ein Publikumsgespräch mit den Darstellern des Kollektivs „Objection“ und der Theaterwerkstatt Bielefeld sowie Regine Burg vom Seniorenrat statt.

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