Trinkwasser-Versorgung: Trotz Kritik beschließt Bielefeld neues Konzept

Bielefeld. Genug der Worte, der Fragen, genug der Einwände: Beim Thema &bdquo;Trinkwasser“ hat sich der Umwelt- und Klimaausschuss nicht länger von der Kritik des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) treiben lassen. Mehrheitlich votierten SPD, CDU und FDP für das neue Wasserversorgungskonzept der Stadt Bielefeld und für eine Kooperation mit der Gelsenwasser AG, mit dem Ziel, künftig über eine neue Fernwasserleitung Trinkwasser aus dem Ruhrgebiet zu beziehen. Oberbürgermeister Pit Clausen konterte unterdessen die Fake-News-Vorwürfe des BUND. Die Naturschützer hatten dem Rathauschef vorgeworfen, mit falschen Fakten zu operieren im Hinblick auf sinkende Grundwasserstände in Bielefeld und der Aussage, dass Wassersparkonzepte in Mangelzeiten nicht ausreichend helfen können. &bdquo;Der Vorwurf ist ungerechtfertigt“, teilte Clausen mit. Denn seine Argumentation würde sich auf zwei wichtige Faktoren stützen: Zum einen sei die Einwohnerzahl Bielefelds in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich gestiegen – von 325.275 Menschen am Ende des Jahres 2009 auf 343.801 am 31. Dezember 2024. Zum anderen wurden in einigen Wassergewinnungsanlagen der Stadtwerke tendenziell sinkende Grundwasserstände verzeichnet. Trotz jahreszeitlicher Schwankungen wie den Trockenjahren 2018 bis 2002 und den sehr nassen Jahren 2023/2024, sei ein langfristiger Trend erkennbar. Bielefelder Trinkwasser: Clausen kontert BUND-Kritik Diese Faktoren hätten Folgen für die städtische Infrastruktur, stellte Clausen fest. &bdquo;Eine nachhaltige Stadtentwicklung muss darauf reagieren. Bei lebenswichtigem Trinkwasser ist eine konservative Schätzung auf jeden Fall nachvollziehbar, weil sie die Versorgung in der Zukunft absichert.“ Lesen Sie dazu: Stadtwerke wollen Bielefeld mit Fernwasserleitung gegen Dürrejahre wappnen Der BUND habe bei seiner Analyse eine andere Datengrundlage verwendet und sei daher zu einer abweichenden Bewertung der Lage gekommen. Dies sei legitim, allerdings sollten sich laut Clausen die Naturschützer weiter auf einem &bdquo;angemessenen Diskussionsniveau“ bewegen. &bdquo;Ansonsten verliert der BUND sein Ansehen als ernst zu nehmender Diskussionspartner.“ Im Fachausschuss lehnten lediglich die Grünen das Vorgehen ab, das der Rat noch beschließen muss. Klaus Feurich-Thobien nannte mehrere Gründe: Der Pro-Kopf-Verbrauch beim Trinkwasser gehe eher zurück, als dass er steige, wie das Wasserversorgungskonzept ausführe. Die Grundwasserneubildung sei stabil oder steige, was selbst das Landesumweltamt so prognostiziere. .responsive23-GcA0VrvupycP2EvN-ttc-linechart-pro-kopf-verbrauch-liter-tag { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-GcA0VrvupycP2EvN-ttc-linechart-pro-kopf-verbrauch-liter-tag { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-GcA0VrvupycP2EvN-ttc-linechart-pro-kopf-verbrauch-liter-tag { padding-top: 142.86%; } } Bielefelder Grünen kritisieren Trinkwasser-Pläne Zudem seien die mit 1,6 Millionen Kubikmetern angenommenen Netzverluste ab 2030 viel zu hoch, Zahlen, die selbst die Bezirksregierung anzweifele. Die Stadtwerke Bielefeld hätten selbst ein enormes Potenzial, Wasserwerke und Brunnen zu ertüchtigen beziehungsweise neu zu bauen. Das Thema &bdquo;Wassersparen“ fehlte völlig im Konzept. &bdquo;In Summe haben wir so viele Reserven, dass für uns die Deckungslücke von 6,8 Millionen Kubikmetern als Worst-Case-Szenario nicht haltbar ist“, sagte Feurich-Thobien. &bdquo;Wir können alles gut vor Ort selbst regeln.“ Auch interessant: Vernachlässigt Bielefeld seinen Trinkwasserschutz? Ole Heimbeck (SPD) sah das ganz anders: &bdquo;Beim Wasser hört der Spaß auf. Ich möchte als Ratsmitglied auf der sicheren Seite sein.“ Ja, die angenommene Lücke sei pessimistisch gedacht, aber der Klimawandel beschere Situationen, &bdquo;die wir vorher gar nicht für möglich gehalten haben“. Der Vertrag mit Gelsenwasser sei eine legitime Maßnahme, um die Risiken gering zu halten. Davon, dass Bielefeld diese Trinkwasserfernleitung braucht, ist Carsten Strauch (Linke) hingegen noch nicht wirklich überzeugt, er enthielt sich bei der Abstimmung. Die Prognosen und die daraus abgeleiteten Sicherheitsmaßnahmen seien so, wie &bdquo;einen Gürtel und zwei Paar Hosenträger zu tragen“. Der konkrete Beschluss zum Bau der Leitung werde aber erst in zwei, drei Jahren getroffen, und Strauch äußerte den Wunsch, dass darüber dann nicht nur in der Gesellschafterversammlung der NewCo GmbH & Co. KG gesprochen werde, sondern auch in der Politik. Konzept zum Wassersparen soll für Bielefeld kommen &bdquo;Das Wasserversorgungskonzept dient der Sicherstellung der Daseinsvorsorge“, betonte Rainer Seifert (FDP). &bdquo;Das jetzt abzulehnen ist aus meiner Sicht eine Gefährdung der Sicherheit der Bevölkerung.“ Ähnlich äußerte sich Carla Steinkröger (CDU). Trinkwasser sei lebenswichtig, daher müsse das Konzept auf den Weg gebracht und gegebenenfalls die Leitung gebaut werden, so Seifert. Die ideologische Haltung des BUND sei nicht hilfreich. Um das Paket komplett zu machen, haben SPD, Grüne, Linke und CDU mit einem gemeinsamen Antrag die Verwaltung beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken ein zusätzliches Konzept zum Wassersparen und für Regenwassermanagement aufzustellen. Außerdem soll eine &bdquo;Trinkwasserampel“ eingeführt werden, wie es sie bereits in anderen Städten gibt. Dieses Steuerungsinstrument gibt in Spitzenabnahmezeiten, gerade in längeren Dürrezeiten, Orientierung darüber, wann ein sparsamer Umgang mit dem Trinkwasser besonders angezeigt ist.

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