Fall für den Kammerjäger? Neue Insektenart sorgt für Unruhe in Bielefeld

Bielefeld. Es gibt einen neuen Gast in unseren Gärten und Wohnungen, an den wir uns wohl in den nächsten Jahren gewöhnen müssen. Sie sieht aus wie eine Küchenschabe, bewegt sich wie eine Küchenschabe und machte einen Bielefelder Haushalt jetzt ziemlich nervös. Denn Küchenschaben können zum Riesenproblem werden, bei dem am Ende meist nur noch der Kammerjäger helfen kann. Doch das Tier, was sich neuerdings immer öfter in ostwestfälischen und Bielefelder Haushalten aufhält, ist lediglich ein naher Verwandter aus südlichen Gefilden. Immer mehr Menschen entdecken auch in Bielefeld und Umgebung bernsteinfarbene Schaben in ihren Wohnungen – oft mit Schrecken, weil sie diese für Kakerlaken halten. Doch in den meisten Fällen ist die Sorge unbegründet: Es handelt sich um Bernstein-Waldschaben (Ectobius vittiventris), eine ursprünglich aus Südeuropa stammende Art, die sich aufgrund des milderen Klimas zunehmend in ganz Deutschland ausbreitet, berichtet Insektenforscher Danilo Matzke (Forschungsschwerpunkt unter anderem Schaben.) Lesen Sie auch: Schaben aus dem Mittelmeerraum verbreiten sich in Deutschland Laut dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) begünstigen höhere Durchschnittstemperaturen, trockene Sommer und warme Winter die langsame Nordwanderung dieser wärmeliebenden Insekten. Die tagaktiven Tiere leben eigentlich im Freien, heißt es – etwa in Laub, Hecken oder auf Wiesen – und verirren sich nur zufällig in Wohnungen, meist angezogen vom Licht kommen sie durch geöffnete Fenster herein. In Innenräumen finden sie jedoch keine Nahrung und sterben nach wenigen Tagen ab. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von YOU FM (@youfm) Keine Schädlinge, aber oft ein Schreckmoment Die Verwechslung mit &bdquo;echten“ Kakerlaken wie der Deutschen Schabe (Blattella germanica) ist häufig, weil beide Insekten etwa gleich groß und braun gefärbt sind. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Bernstein-Waldschaben haben keine dunklen Längsstreifen auf dem Halsschild und können im Gegensatz zu Kakerlaken fliegen. Zudem haben sie, anders als Kakerlaken, keine Scheu vor Helligkeit und kommen meist einzeln vor. Kakerlaken dagegen sind nachtaktiv, verstecken sich tagsüber in feuchten, dunklen Spalten und gelten als Hygieneschädlinge, die nur schwer zu bekämpfen sind. Lokales und allgemeines Phänomen Auch in Ostwestfalen mehren sich die Sichtungen. Fachleute führen das auf die wärmeren Sommer und die Nähe vieler Wohngebiete zu Gärten und Waldrändern zurück – typische Lebensräume der Waldschaben. In Ostwestfalen-Lippe berichten Hausbesitzer in verschiedenen Fachforen zunehmend über &bdquo;verirrte Besucher“ im Spätsommer. Ungebetene Besucher vermeidet man am besten durch Insektengitter an den Fenstern. Und kluges &bdquo;Lichtmanagement“. Heißt: Licht nur dort und dann an, wo es wirklich gebraucht wird, warmweißes oder bernsteinfarbenes Licht (unter 3000 Kelvin) zieht deutlich weniger Insekten an als kaltes, bläuliches Licht. Lampen so ausrichten oder abschirmen, dass sie nicht nach außen abstrahlen, abends Innenbeleuchtung dimmen, LEDs statt Halogen oder Leuchtstoffröhren. Entwarnung gibt es vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg und vom Schädlingsbekämpfungsverband Anticimex: Eine Bekämpfung ist nicht nötig. Wer ein Tier entdeckt, kann es einfach mit einem Glas einfangen und nach draußen setzen. Auch Professor Martin Husemann vom Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe warnt vor Panik: &bdquo;Wenn es Bernstein-Waldschaben sind, haben sie sich einfach verlaufen – für Menschen sind sie vollkommen harmlos.“ 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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