Stadtentwicklung Bielefeld

Projekt spült 17 Millionen Euro nach Sennestadt

Sennestadt hat die modernste Sportanlage Bielefelds bekommen. Das Stadtentwicklungskonzept INSEK hat in der ganzen Stadt deutliche Veränderungen bewirkt.

Das große Stadtumbau-Projekt hat im Bezirk viel bewirkt – auch am Sennestadtteich und am angrenzenden Jugendzentrum Luna. | © Mike-Dennis Müller / www.mdm.ph

26.11.2024 | 26.11.2024, 18:53

Bielefeld. Was, bitte, ist der „Stadtumbau“ – oder gar das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept“ (INSEK), wie es ziemlich sperrig korrekt heißt? Viele Menschen können sich darunter kaum etwas vorstellen. Dabei fließen Millionen von Euro an Investitionen in Bielefelder Stadtumbau-Bereiche, und das über Jahre.

Sie hinterlassen überall sichtbare Spuren, bringen Verbesserungen, Modernisierungen und Neues: zu besichtigen in der Innenstadt (etwa offene Lutter, Ravensberger Straße), Sieker (Martin-Luther-Platz), Baumheide (Neue Mitte) – und Sennestadt (zuletzt Ostwest-Grünzug mit Sportanlagen).

Dort läuft das Großprojekt jetzt aus. Rund 17 Millionen Euro sind insgesamt dorthin geflossen. Ein Nachfolge-Stadtbezirk steht längst fest. Vor 16 Jahren startete der komplexe Stadtumbau in Sennestadt mit einer Fülle von Maßnahmen und viel Optimismus – es war der Erste stadtweit.

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Viele Bielefelder Projekte geplant - zahlreiche umgesetzt

Aus der Neugestaltung der Quartierszentren – hier die Vennhofallee – wird erst einmal nichts. - © Silke Kröger
Aus der Neugestaltung der Quartierszentren – hier die Vennhofallee – wird erst einmal nichts. | © Silke Kröger

Zahllose Einzelprojekte wurden akribisch abgearbeitet, auch wenn nicht bei allen die Verwirklichung gelang und einige nur eine grundsätzliche Planung bedeuteten. Konkret runderneuert wurden etwa der Bärenplatz, aufgewertet die Innstraße, neu gestaltet der Grünzug Bullerbachtal und der Bereich um den Sennestadtteich, energetisch saniert der Sennestadt-Pavillon. Insgesamt wurden über 4,2 Millionen Euro investiert.

Eigentlich aber war im ersten INSEK noch viel mehr geplant, und so gab’s schließlich einen Nachschlag – eine Verlängerung bis 2024. Das bescherte dem Stadtbezirk weitere 12,5 Millionen Euro an Investitionen. Der Großteil bestand einmal mehr aus Landesförderungen, ein bisschen halfen auch Bundes- und EU-Programme bei der Umsetzung einzelner Vorhaben. 10 bis 20 Prozent musste die Stadt selbst dazu schießen.

Neben vielen kleinen Verschönerungsaktionen – der Neugestaltung zahlreicher Häuserfassaden in den sogenannten Farben der Sennestadt etwa, der Erarbeitung von Plänen (städtebauliche Einbindung der Stadtbahn, Nutzungskonzepte „Alte Gärtnerei“ und „Alter Friedhof“) sowie sozialen Projekten wie Quartiersbetreuung oder Stadtteilmütter – standen auch diesmal teurere Bauvorhaben auf dem Aufgabenzettel.

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Modernisierung der Bielefelder Hans-Christian-Andersen-Grundschule

So wurde die Hans-Christian-Andersen-Grundschule für rund 4,4 Millionen Euro saniert, ein neuer Anbau errichtet, außerdem wurden die Schulhöfe modernisiert. „Vorgesehen war eigentlich auch noch die Brüder-Grimm-Schule“, berichtet Sergej Leitenberger, der seit 2021 im Bauamt für den Sennestädter Stadtumbau zuständig ist. Doch das sei zeitlich und finanziell nicht mehr drin gewesen. Aber das INSEK sei ja auch Impulsgeber für Dinge, die künftig von der Stadtverwaltung weitergeführt würden – allerdings ohne die hohen Stadtumbau-Fördergelder.

Noch ganz analog: Das Modell der Sennestadt, die ab 1956 nach den Plänen von Hans Bernhard Reichow gebaut worden ist und von 1965 bis 1973 eine eigenständige Stadt war. - © Jörg Dieckmann - www.dieckmann-fotodesign.de
Noch ganz analog: Das Modell der Sennestadt, die ab 1956 nach den Plänen von Hans Bernhard Reichow gebaut worden ist und von 1965 bis 1973 eine eigenständige Stadt war. | © Jörg Dieckmann - www.dieckmann-fotodesign.de

Das weitaus größte und kostspieligste Vorhaben der INSEK-Fortschreibung war die Neugestaltung des Ostwest-Grünzugs. Dazu gehört die „Große Rasenfreiheit“, die mit Spielgeräten, Bodenmodellierungen, Bäumen, Blumen und Bänken aufgewertete Freizeitwiese westlich der Elbeallee. Im Fokus aber stand die Grunderneuerung der beiden alten Sportplätze in dem weitläufigen Park zwischen Sennestädter Zentrum und Teutoburger Wald – ein Herzensprojekt besonders der örtlichen Vereine (Sportfreunde Sennestadt, Kickers, Türk Gücü); für mehr als 8 Millionen Euro. Darüber hinaus sollte ein neues Gebäude mit Umkleiden und Mehrzweckraum für den Stadtteil (über 100 Quadratmeter plus Küche) gebaut werden.

Erneuerung der Sportanlagen unter schlechten Vorzeichen

Die Runderneuerung der Sportanlagen im Ostwest-Grünzug gehörte zu den ambitioniertesten Stadtumbau-Projekten. - © Andreas Zobe
Die Runderneuerung der Sportanlagen im Ostwest-Grünzug gehörte zu den ambitioniertesten Stadtumbau-Projekten. | © Andreas Zobe

Die modernsten Sportstätten in Bielefeld und Umgebung

Das Sportprojekt stand von Anfang an unter schlechten Vorzeichen. Rund 3,5 Millionen Euro wurden bewilligt, die ersten Baumaßnahmen umgesetzt. „Doch dann kamen Corona, Materialknappheit und eine enorme Baukostensteigerung“, zählt Leitenberger auf. „Und dann reichten die Mittel nicht mehr aus – wir mussten uns entscheiden.“ Das Mehrzweckgebäude wurde schließlich aus dem Gesamtverfahren ausgegliedert und über die klassische Städtebauförderung finanziert. „Damit haben wir uns finanziell mehr Luft verschafft.“

Danach aber folgte der Ukrainekrieg, weitere drastische Materialengpässe – „und damit die totale Ungewissheit“, erinnert sich Leitenberger. Hauptproblem: Fördermittel sind an feste Fristen gebunden – gab es etwa 2019 eine Zusage, musste bis 2022 gebaut werden.

Die Stadt verhandelte, erhöhte den Eigenanteil, plante um – und dann wurde es doch geschafft. Nun ist der Park fertig, ebenso die Sportanlage (Leitenberger: „Die modernste in Bielefeld und Umgebung“). Auch das Mehrzweckgebäude ist inzwischen im Bau. Es soll bis spätesten Anfang 2026 stehen.

Das offiziell letzte INSEK-Projekt ist die Gestaltung des Waldspielplatzes auf dem Schillinggelände, dem jetzt die Sennestädter Bezirkspolitik einmütig zugestimmt hat. Das Nachfolge-Stadtumbau-Verfahren aber ist längst gestartet. Im Fokus steht der Brackweder Ortskern rund um die Hauptstraße.

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