
Bielefeld. Ob er inzwischen mehr Ostwestfale sei oder sich doch das rheinische Gemüt bewahrt habe, will Moderator Timo Fratz am Donnerstag beim Bürgerdialog in der „Wissenwerkstadt“ von Planungsdezernent Gregor Moss (64), einem gebürtigen Rheinländer, wissen. „Es ist eine Mischung“, antwortet der diplomatisch.
Seit 24 Jahren ist Moss im Bielefelder Rathaus für die Stadtentwicklung verantwortlich. Das ist eine ungewöhnlich lange Zeitspanne für einen Dezernenten, dessen Amtszeit als Wahlbeamter nach acht Jahren immer wieder verlängert werden muss. „Ich kenne eigentlich keinen Beigeordneten einer anderen Stadt in NRW, der auf so viele Jahre kommt“, sagt sein Chef, Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD).
Moss und Clausen sind an diesem Abend die Gastgeber des Bürgerdialogs, bei dem nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Bielefelderinnen und Bielefelder mit der Verwaltungsspitze ins Gespräch kommen können. Rund 60 sind es diesmal, die sich mit den beiden angeregt darüber unterhalten, wie sich die Stadt entwickelt hat und was künftig passiert.
Ab 31. Dezember im Ruhestand
Für Moss ist es eine der letzten großen öffentlichen Veranstaltungen, an denen er als Dezernent teilnimmt. Am 31. Dezember geht er in den Ruhestand, feiert er schon seinen Resturlaub ab.

Moss war vor seinem Wechsel nach Bielefeld als Technischer Beigeordneter in Herzogenrath bei Aachen tätig. In der 50.000 Einwohner großen Stadt gehörte er zum dreiköpfigen Verwaltungsvorstand. Moss, der aus einer Architektenfamilie stammt, studierte an der Technischen Hochschule Aachen Architektur.
Dort erwarb er auch sein Diplom. Nach Abschluss des Studiums wurde er an einem TH-Institut wissenschaftlicher Assistent, um anschließend für zwei Jahre in einem Ingenieurbüro tätig zu sein. Nach dem Referendariat und dem Zweiten Staatsexamen, das er 1992 ablegte, ging Moss als Bauamtsleiter in die 25.000 Einwohner große Gemeinde Rheinbach. Seit 1994 war er in Herzogenrath Beigeordneter.
Streitbar, wenn’s um die Sache geht
In den bald zweieinhalb Jahrzehnten, die Moss als selbstbewusster und durchaus streitbarer Zeitgenosse im Bielefelder Rathaus tätig ist, hat er die Stadt noch urbaner gemacht. Im Stadtbild ist das zu spüren. An den Bürogebäuden am Adenauerplatz. Im Lenkwerk-Quartier. Am Hauptbahnhof hinter der früheren Hauptpost an der Nahariyastraße. Das alte Kreishaus an der August-Bebel-Straße, seinen Dienstsitz, hat er in ein modernes Technisches Rathaus verwandelt und den Charme der 50-er-Jahre-Architektur dabei bewahrt.
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Als es beim Bürgerdialog um den öffentlich vieldiskutierten neuen Jahnplatz geht, ist er in seinem Element. Die Kritik, dass alles so teuer geworden sei, weist er zurück. 60 Prozent mehr als zunächst beauftragt sei beim Umbau neu gestaltet worden. Er witzelt darüber, dass bei der Debatte um den Kesselbrink über einen See oder ein Getreidefeld geredet werde. Dass auf dem Platz auch eine Stadtbahntrasse für eine Linie Richtung Osten frei gehalten worden sei, hätten viele wohl vergessen.
Moss ist seinerzeit von der CDU für das Amt des Planungsdezernenten vorgeschlagen worden. Doch mit „seiner Partei“ hat er sich zuletzt schwergetan. Als die Union zuließ, dass aus seinem Ressort der Bereich Verkehr herausgenommen und dem grünen Umweltdezernat zugeschlagen wurde, war das Tischtuch zerschnitten. Jetzt naht der Ruhestand, aber nicht so ganz. Zwei Jahre wird Moss nun noch die städtische Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Wege führen.
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