Das Milliardending: Bielefelds Schulbau steckt in einem Dilemma

Die Debatte um die Erweiterung des Gymnasiums am Waldhof und den Denkmalschutz des Hauses des Handwerks zeigt, in welch schwieriges Fahrwasser die Schulpolitik inzwischen geraten ist. Die Schülerzahlen steigen, aber die Lösungen für dieses Problem bröseln. Niemand weiß so recht, wie es nun weitergehen soll mit dem Waldhof. Kann man guten Gewissens für 2,5 Millionen Euro ein Gebäude kaufen, bei dem nicht klar ist, ob man es tatsächlich abreißen und dafür einen Erweiterungsbau für das benachbarte Gymnasium errichten darf? Selbst wenn man es täte: Wie lange dauert es, bis so eine Denkmalbewertung abgeschlossen ist, und klagt am Ende noch jemand dagegen?Dabei braucht das Gymnasium dringend eine Perspektive. Es ist bei Eltern und Schülern besonders beliebt, wird schon seit Jahren mit vier Klassen pro Jahrgang geführt und leidet unter anhaltendem Platzmangel. Nicht zuletzt hat das rot-grün-rote Rathausbündnis der Schule die Erweiterung fest versprochen. Ein Dilemma, das sich kaum noch auflösen lässt. Viel zu lange hat man auch daran festgehalten, beim Schulneubau Goldstandard liefern zu wollen. Das ist beim jetzt begonnenen Neubau der Gesamtschule Schildesche so. Das ist bei der Gesamtschule Rosenhöhe so. Und schaut man sich die zugegeben schicken Entwürfe für die neue Grundschule Gellershagen oder die Erweiterung der Luisenschule an, dann ist das auch in diesen Fällen so. Goldstandard ist auch das Bielefelder Raumprogramm für Schulen, das deutlich über den Empfehlungen des Städtetages für den Schulbau liegt. Investionsbedarf bei einer Milliarde Euro Auf eine Milliarde Euro beziffert der städtische Immobilienservicebetrieb (ISB) inzwischen das Investitionsvolumen für den Schulbau an allen Bielefelder Schulen. Würde man die Standards herunterfahren, könnte man 150 Millionen sparen, meint CDU-Schulpolitiker Marcus Kleinkes. Statt Gold- wäre jetzt wohl eher Bronzestandard angebracht. Es muss ja nicht gleich Blech sein. Schließlich geht es um die Zukunft unserer Kinder. Ein Standard sollte jedenfalls her, der zur schnelleren Umsetzung der Schulbaupläne führt. Ein Standard, der auch der angespannten Finanzlage der Stadt gerecht wird. Dazu können Systembauten, wie sie die Firma Goldbeck anbietet, gehören. Und auch die bereits eingesetzten Holzmodulcontainer sind besser, als der Name vermuten lässt. Lesen Sie auch: Denkmalschutz blockiert Erweiterung von Bielefelder Schule - NRW-Minsterin soll entscheiden Die Schulbauplanung wird längst schon wieder von den neuesten Schülerzahlen eingeholt. An den weiterführenden Schulen bleiben sie noch lange hoch. An den Grundschulen scheint der Gipfel eher erreicht. Lange hieß es etwa, in Sennestadt müsse ebenfalls eine neue Grundschule errichtet werden. Die soll es nun nicht mehr geben, weil dafür über kurz oder lang die i-Dötze fehlen. Kein Gymnasium in der Gutenbergschule? Offenbar hat sich die Koalition auch von dem Plan verabschiedet, neben einem Gymnasium im künftigen Seidensticker-Campus an der Herforder Straße ein weiteres in der früheren Gutenbergschule einzurichten. Zumindest erklärte eine Schulpolitikerin der Linken in der jüngsten gemeinsamen Sitzung von Schul- und ISB-Ausschuss dies für erledigt. Dabei war der Plan nur wenige Monate zuvor als ultimative Lösung vorgestellt worden. Doch Vorsicht! Glaubt man den Prognosen, bleibt das Gymnasium die mit Abstand beliebteste Schulform in Bielefeld. Mit einer neu aufgelegten Schulentwicklungsplanung wollte Bielefeld alles richtig machen. Die ist auch richtig gut geworden. Die Rückschlüsse, die die Schulverwaltung und die Politik daraus gezogen hat, waren manchmal ein bisschen ideologiebeladen, aber in weiten Teilen korrekt. Nur die praktische Umsetzung dauert schon viel zu lange. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Wie denken Sie darüber? Ich freue mich auf Ihre Meinung unter michael.schlaeger@nw.de

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