Trotz Bedenken: Teil Bielefelder Stadtgeschichte soll Schulneubau weichen

Bielefeld. Nach langem Hin und Her steht für die Verwaltung jetzt fest: Das ehemalige Haus des Handwerks (HdH) am Park der Menschenrechte soll gekauft und abgerissen werden – kurzfristig und trotz Denkmalschutzbedenken. Das sei nach umfangreicher Prüfung die einzige Lösung, die bereits vor einigen Jahren beschlossene Erweiterung des Gymnasiums am Waldhof am Standort zu realisieren. &bdquo;Nach Lage der Dinge gibt es da keinen anderen Weg“, sagt Clausen in einem am Dienstagnachmittag, 5. November, anberaumten Pressegespräch. Lesen Sie auch: Bielefelder Baudenkmal droht der Abriss: Sorge um das Haus des Handwerks Der Historische Verein hingegen fürchtet, dass mit dem Haus des Handwerks ein Stück Bielefelder Architekturgeschichte verschwindet. Andreas Beaugrand, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Baukultur und Denkmalpflege im Historischen Verein, hatte jetzt noch einmal einen dringenden Appell an die politischen Entscheidungsträger gerichtet, den Abriss zu verhindern. Das bestehende Gebäude sei aber nicht für die Schulnutzung geeignet, unter anderem aufgrund der Kubatur, der Beleuchtungssituation und fehlender Barrierefreiheit, so Christine Harodt, Technische Leiterin des für die Schulen der Stadt zuständigen Immobilienservicebetriebs (ISB). &bdquo;Wir erkennen die Geschichte und den besonderen Wert der Architektur an“, ergänzt Clausen. Aber die Umsetzung der schulstrategischen Ziele sei wichtiger. Kommende Woche Mittwoch, am 13. November, sollen Schul- und Sportausschuss und der Betriebsausschuss Immobilienservicebetrieb (ISB) in einer gemeinsamen Sitzung über die Eckpunkte des weiteren Vorgehens beraten. Dazu müsse der bereits vor fast einem Jahr gefasste Beschluss, das HdH zu kaufen, &bdquo;noch in diesem Jahr“ umgesetzt werden. Auch die aktuelle Eigentümerin der Immobilie am Park der Menschenrechte, die Kreishandwerkerschaft, warte da auf die abschließende Entscheidung. Lesen Sie auch: Knallhart-Antrag von CDU und FDP fordert Schulbau-Wende in Bielefeld Bielefelder Haus des Handwerks bisher nicht auf Denkmalliste Zum Kaufpreis will sich Clausen nicht äußern. Zuletzt war eine Summe von 2,5 Millionen Euro im Gespräch. Aufgrund der angedachten Waldhof-Erweiterung habe die Stadt das HdH bisher nicht auf die Denkmalliste gesetzt. Im nächsten Schritt müsse dann die Denkmalschutzbehörde über den geplanten Abriss in Kenntnis gesetzt werden. &bdquo;Sie hat dann vier Wochen Zeit, sich dazu zu äußern“, sagt der OB. Lesen Sie auch: Abibälle und Partys: Rundgang durchs ehemalige, vom Abriss bedrohte Bielefelder Stadtpalais Die Erweiterung der Sporthalle, die auch vom benachbarten Ratsgymnasium mitgenutzt wird, soll hingegen nun doch nicht wie geplant realisiert werden. Nach intensiver Prüfung stehe fest, dass sie nicht zwingend zurückgebaut werden müsse, sondern auch saniert werden könne. Das sei auch mit den beiden Schulleitungen abgestimmt und reduziere die benötigten finanziellen Mittel deutlich. Auch für den Bildungscampus Seidensticker gibt es neue Pläne. Statt gemeinsam mit dem vier-zügigen, inklusiven Gymnasium zum Schuljahr 2026/27, soll die ebenfalls auf dem Areal geplante Sekundarschule erst ein Jahr später, im Sommer 2027, starten. &bdquo;Wir haben doch Zweifel und Sorge, dass wir uns da in zu kurzer Zeit zu viel vorgenommen haben“, sagt Clausen. Zudem erhoffe sich die Stadt mehr Zuspruch von den Eltern für die Sekundarschule, wenn auf dem Campus bereits etwas zu sehen sei. Weil es laut Schülerzahlprognosen keinen Bedarf für eine Sekundarschule mit drei Klassen pro Jahrgang gibt, sondern nur für einen Zug, muss es ein Jahr vor geplantem Schulstart eine Elternbefragung geben. Neue Grundschule in Sennestadt überraschend gestrichen Zudem wird die lange geplante, groß beworbene vierte Grundschule Wintersheide nicht realisiert. Auf Grundlage der aktuell prognostizierten Schülerzahlen werde statt einer Schule mit drei Klassen pro Jahrgang nur noch ein zusätzlicher Zug in Sennestadt benötigt. Hierzu seien zwei Szenarien denkbar: Die Erweiterung der Brüder-Grimm-Schule (BGS) am jetzigen Standort am Stadion oder ein Umzug der Schule inklusive Neubau an den Standort Wintersheide. &bdquo;Mit der Zugerweiterung würden wir zwar 15 Millionen Euro sparen“, sagt Schuldezernent Udo Witthaus. Trotzdem favorisiere die Stadt die Neubau-Lösung in der Südstadt. &bdquo;Aktuell sind alle drei Grundschulen in Sennestadt nördlich der Paderborner Straße, aber die Hälfte der Grundschüler wohnt südlich davon“, ergänzt Witthaus. Mit dem Neubau gebe es die Chance auf eine bessere räumlicher Verteilung und sei qualitativ erstrebenswert“. Eine Zugerweiterung der BGS am jetzigen Standort hingegen würde &bdquo;schlechte Strukturen verfestigen“. Das Haus des Handwerks soll dann 2025 abgerissen und durch einen dreistöckigen Schulneubau nach dem Bielefelder Raumprogramm ersetzt werden. Der Bestandsgebäude des Gymnasiums am Waldhof bleibe bestehen und der Schulbetrieb könne dort während der Bauzeit parallel weiterlaufen. Weitere Details zu den Neubauplänen will die Stadt in der kommenden Woche vorstellen.

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