Letzte Ausstellung im Bielefelder Kunstforum mit dem Maler Cornelius Völker

Bielefeld. Jetzt geht sie also zu Ende – die kurze Ausstellungsgeschichte des Kunstforums Hermann Stenner. Nach nur fünf Jahren. Zum Abschluss präsentiert Direktorin Christiane Heuwinkel mit Cornelius Völker einen großen Gegenwartskünstler, der ganz auf die Malerei setzt. War am Anbeginn des neuen Museums dem Namensgeber des Forums, dem Bielefelder Expressionisten Hermann Stenner (1891-1914), das wunderbare Haus für eine große, bildmächtige Schau mit seinem überbordenden Werk überlassen, beherbergt es nun Völkers prächtige Arbeiten. Ein interessanter Zirkelschluss. Einer, der zeigt, wie wertvoll dieses Haus für Bielefeld ist, weil es sich eben als Forum versteht, das nicht in der Pflege des Werks des Namensgebers sich erschöpfen, sondern ein Ort der Begegnung auch mit der Gegenwartskunst und der Debatte über sie sein wollte. Eben ein Forum im besten Sinne und als solches hat es sich in dieser kurzen Zeitspanne einen Namen über OWL hinaus gemacht. Leider ist das bald vorbei. Was die Besucher von der Ausstellung erwarten können. &bdquo;Guter Stoff“ hat Heuwinkel Ihre Abschiedsschau nun betitelt. Und sie liefert guten Stoff und damit ein furioses Finale. Guten Stoff für die Augen, guten Stoff zum Debattieren über die heutige Malerei an sich und das Werk Völkers insbesondere und guten Stoff, weil der Maler, der als Professor in Münster an der Kunstakademie lehrt, ein Faible für Textilien hat. Lesen Sie dazu auch: Nach Streit: Bielefelder Kunstsammler verlässt den Freundeskreis Stenner Körper in Feinripp, Menschen, die sich aus Pullovern kämpfen, auf dem Boden nachlässig verstreute Kleidung, Geschirrtücher am Küchenhaken hängend wie abstrakte Farbfeldmalereien im Raum, alle diese Textilien und viele mehr sind in seinen Ölbildern und seinem grafischen Werk zu entdecken und verzaubern beim Gang durch die Ausstellung, obwohl sie so banal sind. Völker malt auch Cocktails und Cannabis Doch &bdquo;Guter Stoff“ findet sich für den Maler, der in Kronsbach geboren wurde, auch in seinen Flaschenstillleben, in seinen Bildern von verführerischen Cocktails sowie in seinen Bücherstapeln, hinlänglich bekannt als &bdquo;Lesestoff“, also auch &bdquo;guter Stoff“. Hinzu gesellt sich eine Serie von Bildern mit Drogen wie Cannabis und anderen durchaus zweifelhaften Substanzen, die gemeinhin als &bdquo;Stoff“ bezeichnet werden. Ob sie &bdquo;guter Stoff“ sind, sei hier dahingestellt. Aber Völkers Bilder sind es, denn sie sind lange nicht so eindeutig wie sie auf den ersten Blick erscheinen mögen, regen an, sich in ihnen zu versenken, sie zu diskutieren. Heuwinkel sagt über Völkers Malerei: &bdquo;Die Stofflichkeit bestimmt seinen Malprozess grundlegend.“ Dicke Farbschichten und transparent wirkende Bildpartien wechseln sich auf seinen Leinwänden ab. Heuwinkel: &bdquo;Was aus der Ferne als Tweedrock eindeutig fixierbar erscheint, wird in der Nahsicht zur informell-gestischen Malerei.“ So spielt zum Beispiel Völkers Bildserie &bdquo;Müll“ mit zermatschtem Obst und verschimmelten Essensresten; Vergänglichkeit und Auflösung der Formen werden so zum Thema. Völkers Malerei zeige höchste Bewusstheit für die kunsthistorische Tradition als Entstehung von Malerei aus der Malerei, betont Heuwinkel. Völker selbst hat einmal gesagt: &bdquo;Ich stelle mir die Frage, wie viel die Malerei aushalten kann.“ Viel offenbar, denn der Künstler entwickelte seine Bildsprache in einer Zeit, die vom Diskurs über das &bdquo;Ende der Malerei“ geprägt war. Völker entwickelt Malerei von Alltagsgegenständen Völker, Jahrgang 1965, studierte von 1989 bis 1995 an der Kunstakademie Düsseldorf und stellte sich, wie Heuwinkel betont, &bdquo;damals bewusst quer zu den diskursbeherrschenden Positionen konzeptueller und mediengeprägter Kunst. In einem skeptischen Umfeld entwickelte er seine Malerei von Alltagsgegenständen, die zunächst als wenig, bildwürdig’ erschienen.“ Er selbst sagt: &bdquo;Mich reizen Dinge, die man nicht tun sollte. Im Studium wurde gesagt, mal bloß kein Obst, dann habe ich es erst recht gemacht.“ So werden bei ihm scheinbar achtlos hinweg geworfene Kleidungsstücke, eingelegte Gurken, leeres Bonbonpapier, Pakete zweifelhaften Inhalts und sogar blutige Tampons zur malerischen Herausforderung. &bdquo;Seine Werke erscheinen so realistisch wie abstrakt, manchmal abstoßend und verführerisch zugleich“. Gutes Schlusswort der Kuratorin. Ein schöner Abschiedsgruß von Direktorin Heuwinkel Bis zum 30. März 2025 können Völkers Werke nun im Kunstforum Hermann Stenner entdeckt werden. Zum Besuch ist dringend zu raten, nicht nur, weil es die letzte Ausstellung dort ist, sondern weil hier wahrlich &bdquo;Guter Stoff“ geboten wird. Guter Stoff in der Stadt mit einer großen textilen Tradition. Ein schöner Abschiedsgruß der Direktorin. Großer Dank an das Team des Kunstforums für fünf Jahre sehr anregende Ausstellungsarbeit. Schade, dass die Goldbeck-Stiftung aus finanziellen Erwägungen Abschied von diesem Projekt genommen hat. Dieser Leuchtturm stand Bielefeld einfach ganz wunderbar zu Gesicht. Völkers Malerei zeige höchste Bewusstheit für die kunsthistorische Tradition als Entstehung von Malerei aus der Malerei, betont Heuwinkel. Völker selbst hat einmal gesagt: &bdquo;Ich stelle mir die Frage, wie viel die Malerei aushalten kann.“ Viel offenbar, denn der Künstler entwickelte seine Bildsprache in einer Zeit, die vom Diskurs über das &bdquo;Ende der Malerei“ geprägt war. Rund um die Ausstellung Die Ausstellung &bdquo;Guter Stoff“ mit 150 Bildern des Malers Cornelius Völker, der seit 2005 als Professor an der Kunstakademie Münster lehrt, ist bis zum 30. März 2025 im Kunstforum, Obernstr. 48, in Bielefeld zu sehen. Direktorin Christiane Heuwinkel hat die Schau zusammen mit dem Künstler erarbeitet, der zehn neue Arbeiten extra für die Ausstellung angefertigt hat. Bei Schirmer/Mosel ist ein Katalog erschienen (180 S., 36 Euro. Am 28. Januar um 18.30 Uhr laden das Kunstforum und die NW zur Veranstaltung &bdquo;Kunst & Genuss“ ein. Weitere Informationen gibt es unter www.kunstforum-hermann-stenner.de.

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