Insolvenz: Atomruine könnte die Stadtwerke Bielefeld 80 Millionen Euro kosten

Bielefeld. Die HKG, Betreibergesellschaft des Atomkraftwerks Hamm-Uentrop, hat Insolvenz angemeldet. Das kann zu einer Belastung für die Stadtwerke Bielefeld in zweistelliger Millionenhöhe führen. Das Versorgungsunternehmen ist mit 8,67 Prozent an der Hochtemperatur-Kernkraft GmbH beteiligt. Die HKG, der Bund und das Land NRW streiten seit Jahren darum, wer für die Kosten des Rückbaus des Pannenreaktors in Hamm aufkommen muss. Der Rückbau soll 2030 beginnen und könnte nach jüngeren Schätzungen bis zu eine Milliarde Euro kosten. Die Insolvenz ist die Folge eines Urteils des Oberlandesgerichts Düsseldorf vom Juni. Dort war die HKG mit ihrer Klage gegen Bund und Land auch in der Berufungsinstanz gescheitert. Eine Verpflichtung zur Erstattung der Kosten für die Fortführung des Stilllegungsbetriebs und des eventuellen Rückbaus des Kraftwerks bestehe nicht, urteilten die Richter. Sie bestätigten damit eine Entscheidung des Landgerichts Düsseldorf vom August 2024. Eine Revision wurde nicht zugelassen. Die Betreibergesellschaft kann jedoch eine Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof einreichen. Zum Thema: Rote Zahlen wegen einer Atom-Ruine: Die Stadtwerke Bielefeld haben ein teures Problem Vor zwei Jahren bereits Rückstellungen gebildet Bereits nach der Entscheidung des Landgerichts im vergangenen Jahr war von der drohenden Insolvenz der HKG die Rede. Ob in diesem Fall die sogenannte Durchgriffshaftung der HKG-Anteilseigner gilt, also die Anteilseigner zahlen müssen, ist offen. Sollte dies der Fall sein, könnten die Stadtwerke anteilig mit bis zu 80 Millionen Euro zur Kasse gebeten werden. Das Unternehmen hatte bereits 2023 entsprechende Rückstellungen gebildet. Die Bilanz rutschte deshalb damals ins Minus. Zur aktuellen Entwicklung wollten die Stadtwerke nicht Stellung beziehen. Der Bielefelder Versorger war nicht nur Anteilseigner am Kernkraftwerk Grohnde, er ist als Mitgesellschafter am Gemeinschaftskraftwerk Weser auch an der Hochtemperatur-Kernkraftwerk GmbH (HKG) beteiligt, die den Hammer Reaktor betrieb. Größter Miteigentümer der HKG ist ein Tochterunternehmen des Strom-Riesen RWE (31 Prozent). Die übrigen Anteilseigner sind wie die Stadtwerke Bielefeld kleinere Versorgungsunternehmen. Die Finanzierung der Restabwicklung des einst von Bund und Land NRW initiierten Forschungsprojekts sei mit der OLG-Entscheidung weiter ungeklärt, hatte die HKG nach dem Urteil im Juni mitgeteilt. Die Gesellschafter seien über die bereits geleisteten Beiträge hinaus nicht zu weiteren Zahlungen verpflichtet, betonte das Unternehmen seine Einschätzung. Hintergrund: Millionen-Minus bei den Stadtwerken Bund und Land sollen zu &bdquo;historischer Verantwortung“ stehen Man habe auch noch während des Berufungsverfahrens alle Anstrengungen unternommen, um auf dem Verhandlungsweg eine Lösung zu finden. &bdquo;Die Bereitschaft dafür war jedoch aufseiten der öffentlichen Hand leider nach wie vor nicht gegeben.“ Die HKG erwarte jedoch weiter, dass Bund und Land Nordrhein-Westfalen zu ihrer historischen Verantwortung für die Restabwicklung des Atommeilers stünden. Der Hochtemperaturreaktor hatte sich nach seiner Inbetriebnahme 1987 schnell als Fehlkonstruktion erwiesen. Die kugelförmigen Brennelemente zerbröselten. Es kam immer wieder zu Betriebsausfällen. Am Ende brachte es die Anlage auf lediglich 16.500 Betriebsstunden. Der Atommeiler, in den so viele Hoffnungen gelegt worden waren, wurde stillgelegt. Wegen der hohen Strahlenbelastung kann frühestens in fünf Jahren mit dem Rückbau begonnen werden. 📱News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

Meistgelesen