Bielefeld. Im Streit um den Bau einer Fernwasserleitung, die Bielefeld künftig mit Wasser aus den Ruhrtalsperren versorgen soll, legt der BUND jetzt nach: Mit einer an den Rat gerichteten 22-seitigen Fachstellungnahme wird die Notwendigkeit erneut in Frage gestellt. Zugleich wendet sich der BUND-Landesverband mit der Bitte um Überprüfung dieser Pläne an das NRW-Umweltministerium und die Bezirksregierung in Detmold.
Die Kooperation mit der Gelsenwasser AG steht am Dienstag, 1. Oktober, auch wieder auf der Tagesordnung des Bielefelder Umweltausschusses. Es geht unter anderem um die Gründung neuer gemeinsamer Gesellschaften der Stadtwerke Bielefeld und Gelsenwasser.
Dazu erklärt BUND-Wasserexperte Manfred Dümmer, seines Zeichens Diplom-Hydrogeologe: „Wenn künftig dauerhaft ein erheblicher Teil des Bielefelder Trinkwassers aus den Ruhrtalsperren, beziehungsweise dem Wasserwerk Echthausen im Ruhrtal bezogen wird, kann es landesweit zu Fehlentwicklungen der Wasserversorgung führen.“
Örtliche Wasserressourcen sollen genutzt werden

BUND halten die Fernwasserleitung für grundsätzlich falsch. | © Andreas Zobe
Die damit verbundene nicht ausreichende Ausschöpfung örtlicher Wasserressourcen, die laut Wasserhaushaltsgesetz stets Vorrang hat, stehe im Widerspruch zu einer landesweit nachhaltigen Wasserstrategie. Deshalb müsse dieser Plan vom zuständigen Ministerium überprüft werden. Der BUND rät der Stadt Bielefeld, diese Überprüfung vor einer Entscheidung abzuwarten.
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Die Stadtwerke würden sich bei ihrem Plan, dem eine angenommene Zunahme des Wasserbedarfs bis 2050 um 36 Prozent zugrunde liege, auf zweifelhafte Daten und fehlerhafte Annahmen stützen. Deshalb schlägt der BUND vor, diese Prognosen von unabhängigen Sachverständigen nachrechnen zu lassen.
„Es geht bei diesen Entscheidungen um die langfristig sichere Versorgung mit unserem wichtigsten Lebensmittel. Diese weitreichenden Entscheidungen müssen aus unserer Sicht auf einer soliden, fachlich abgesicherten Grundlage erfolgen“, ergänzt für den BUND Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, Mitglied im Landesvorstand.
Die Bielefelder Wasserversorgung stütze sich auf eine wasserreiche Region. Selbst in der mehrjährigen durch Regenmangel geprägten Dürrephase 2018 bis 2022 habe es hier, im Unterschied zu anderen Regionen, nie Versorgungsprobleme gegeben. Die Stadtwerke selbst hätten noch Förderreserven in Höhe von 4,8 Millionen Kubikmeter jährlich identifiziert. „Das sollte genügen, um auch weitere Krisenzeiten und steigenden Wasserbedarf zu bewältigen“, meint Niemeyer-Lüllwitz.

Die Pläne der Stadtwerke gingen, so der BUND, von einem Fortschreiten des Klimawandels, einem ungebremsten Wirtschaftswachstum und einer dementsprechend ungebremsten Zunahme des Trinkwasserbedarfs aus. Die angenommene extreme Zunahme des Bedarfs veranschauliche das eindrucksvoll. Auch dass im Konzept der Stadtwerke bisher Wassersparkonzepte keine Berücksichtigung finden, bringe das zum Ausdruck. Dazu im Widerspruch stehe eine auf Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Stabilisierung des Wasserhaushalts ausgerichtete landesweite Wasserstrategie.
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