„Das ist doch kein Platz“: Bielefelderin schlägt vor, den Kesselbrink zu verkleinern

Bielefeld. Für Regine Meinerts ist die Sache klar. &bdquo;Der Kesselbrink ist nicht nur verkorkst, wie Hans E. Latzke bereits in seinem Kesselbrinkgespräch betont hat, sondern quadratisch, praktisch und schlecht, ja ich gehe so weit zu sagen hässlich.“ Es sei einfach kein Platz, sondern viel mehr eine verunglückt gestaltete, viel zu große Freifläche, die jede Aufenthaltsqualität vermissen lasse. &bdquo;Und ein Platz, dem eine solche fehlt, ist eben kein Platz.“ Aus diesem Grunde wirbt Meinerts im zwölften Kesselbrinkgespräch auch letztendlich dafür, &bdquo;einen grundsätzlichen Neuanfang zu wagen“. Nur leider habe sie wenig Hoffnung, &bdquo;dass das etwas wird, denn das kostet nicht nur, sondern braucht auch Mut, umzusteuern.“ Der Platz will alles sein, das funktioniert nicht Der Kardinalfehler sei, dass die Stadt beim Umbau des Kesselbrinks im Jahr 2014 eine Multifunktionsfläche schaffen wollte, die alles in sich vereine, nämlich &bdquo;Markt-, Spiel-, Sport- und Veranstaltungsplatz zu sein ebenso wie ein Nachbarschaftstreffpunkt.“ Genau das funktioniere nicht und so habe die Fläche bis heute etwas Unentschiedenes und sich eben nicht zu einem Platz entwickeln können, &bdquo;wo die Menschen gerne zusammenkommen und sich tummeln“. Weitgehend misslungene Gestaltung Doch nicht nur das, viele Gestaltungselemente auf dem Platz seien zudem auch noch misslungen, sagt die 69-Jährige und fasst zusammen: &bdquo;Der Spielplatz ist keiner, da für kleine Kinder überhaupt nicht geeignet.“ Es fehle vor allem an schattigen Orten. Die Bäumchen beschatteten gerade mal zehn Prozent des riesigen Platzes. &bdquo;Sie sorgen also auch nicht für Frische und Abkühlung auf dem Platz.“ Die Sitzgelegenheiten nennt Meinerts ungemütlich und die Kiesflächen samt Stufen und öden Grasbewuchs seien eine Fehlkonstruktion. Der Grüne Würfel sei eher ein Klotz. Die kleine Lösung Doch Meinerts will nicht nur meckern, wie sie sagt, sondern hat eine kleine und eine große Lösung auf den Balkon des Grünen Würfels mitgebracht, mit denen die Freifläche zu einem Platz werden könnte. Die kleine besteht für sie aus diesen Teilelementen: &bdquo;Vor allem ein echter Spielplatz mit allem, was dazugehört, würde für Belebung auf dem Platz sorgen, denn in den Quartieren rund um den Kesselbrink leben viele Familien mit Kindern, die den Platz gerne nutzen.“ Ihnen könne damit noch viel mehr geboten werden. Mehr Wasser Sie schätze das Wasserspiel neben dem Würfel sehr, betont die ehemalige Lehrerin an der Queller Gesamtschule, fügt aber an: &bdquo;Der Platz kann noch viel mehr Wasser vertragen.“ Die öde Betonfläche im Zentrum sollte zudem aufgebrochen werden, ebenso wie die hässliche Rasenfläche am Rand zur Friedrich-Verleger-Straße und die sinnfreien Kiesflächen dort. Sie frage sich: &bdquo;Wieso sieht eigentlich die Mittelinsel auf der August-Bebel-Straße besser aus als die Beetflächen auf dem Kesselbrink?“ Daher schlägt sie vor, den Platz insgesamt viel stärker zu begrünen. Das mache ja auch klimapolitisch Sinn. Die Gastronomie erweitern Einig ist sich Regine Meinerts mit Hans E. Latzke aus dem vierten Kesselbrinkgespräch, dass der Platz Wegbeziehungen, Blickachsen, Perspektiven und kleine Oasen brauche, &bdquo;damit Menschen sich überhaupt angezogen fühlen von dem Platz.“ Und auch die umgebenden Straßen führten nicht wirklich zu ihm hin. &bdquo;Von der Wilhelmstraße aus erkenne man nicht einmal, dass da noch ein Platz kommt.“ Die Gastronomie auf dem Platz würde sie gerne ausgeweitet sehen. Von einer Eisdiele hält sie viel, und den Grünen Würfel würde sie vom Efeu befreien und die &bdquo;superhässlichen Tiefgaragenausgänge“ auf dem Platz sollten unbedingt mit Grün verkleidet werden. Für mehr Schatten auf dem Platz empfiehlt sie nicht nur Bäume, sondern Dächer in Holzbauweise. Die würden auch vor Regen schützen und seien daher der Idee, hier mobile Sonnensegel zu installieren, vorzuziehen. Die radikalere, größere Lösung Am liebsten aber wäre es der gebürtigen Gütersloherin, die seit sieben Jahren in Bielefeld lebt, wenn sich die Stadt zu einer weitaus radikaleren Lösung durchringen könnte. &bdquo;Wir brauchen einfach keine so große Freifläche mitten in der Stadt.“ Diese könne gut und gerne durch eine Teilbebauung auf weniger als die Hälfte verringert werden. Ähnliches hatte auch Herbert Jaspert im elften Kesselbrinkgespräch vorgeschlagen. Sie präzisiert: &bdquo;Ginge es nach mir, würden die Seiten zur August-Bebel- und zur Friedrich-Verleger-Straße bebaut werden, aber nicht mit Tiny Houses.“ Die seien zu klein, schafften zu wenig Begrenzung. Es sollte stattdessen eine richtige Wohnbebauung geben. &bdquo;Damit könnte die Stadt dringend benötigten Wohnraum schaffen und der Fläche zudem die benötigte Geschlossenheit geben, die ein Platz braucht, um zu wirken.“ Die Skateranlage an der August-Bebel-Straße, die sie sehr schätze, sollte auf jeden Fall erhalten bleiben und in den neuen Kesselbrink und die neue Bebauung integriert werden. Eine Markthalle wäre ideal Nochmals aufgreifen möchte sie die bereits vor Jahren aufgekommene Idee, eine Markthalle auf dem Kesselbrink zu schaffen, die auch in die Bebauung integriert werden sollte. &bdquo;Die fehlt in dieser Stadt, denn der Harms-Makt ist keine.“ Damit hätte der Kesselbrink dann ein echtes Alleinstellungsmerkmal, das richtig anziehend auf die Bürgerinnen und Bürger wirken und dem Platz weiteres Leben bescheren würde. &bdquo;Damit würde auch der aktuelle Wochenmarkt, den sie sehr schätze, noch attraktiver.“ Ein Platz für viele Wichtig sei es ihr, dass der Kesselbrink bei allen Maßnahmen zur Verbesserung weiterhin ein Ort für verschiedene Gruppen bleibe. &bdquo;Dessen Gentrifizierung durch die neuen Player im Umfeld und durch eine mögliche Bebauung muss unbedingt vermieden werden“, betont sie. Der Kesselbrink dürfe nicht nur Angebote bereithalten, die sich an gut verdienende Menschen richten, &bdquo;denn in den Quartieren rund um den Platz lebten viele Menschen, die über kein großes Einkommen verfügen. Und gerade für die Menschen, die hier leben, sollte der Platz ja da sein.“ Die Menschen befragen Aus diesem Grund plädiert Meinerts – wie von Andreas Kämper im zehnten Kesselbrinkgespräch angeregt – ebenfalls dafür, die Menschen, die im Umfeld des Kesselbrinks leben, zu befragen, was sie sich denn von dem Platz erhofften. &bdquo;Wir dürfen nicht an ihnen und ihren Bedürfnissen vorbeiplanen“, sagt sie mit Nachdruck und spricht sich dafür aus, auch für die Randgruppen auf dem Platz geschützte Orte in der Stadt zu schaffen, wo sie sich zuhause fühlen können. &bdquo;Beim Kesselbrink auf Verdrängung zu setzen, macht keinen Sinn“, betont sie. &bdquo;Er muss schlicht zu einem Platz entwickelt werden.“ Das sei die Aufgabe. Alle bisherigen Kesselbrinkgespräche können Sie hier nachlesen: Folge 1: Simon Böer: Stadtsportbund: Bielefelder Kesselbrink braucht mehr grüne Oasen und Sportangebote Folge 2: Georg Fortmeier: Jede Woche ein Event: Neue Ideen für den Bielefelder Kesselbrink in der Diskussion Folge 3: Raphaela Kula: &bdquo;Das Grün muss runter“: Bielefelder Künstlerin mit ungewöhnlichem Vorschlag für den Kesselbrink Folge 4: Hans E. Latzke: &bdquo;Völlig verkorkst“: Soziologe übt scharfe Kritik am Bielefelder Kesselbrink Folge 5: Tom Kummerfeldt: Impulse für das Herz Bielefelds: Neue Ideen für mehr Leben auf dem Kesselbrink Folge 6: Barbara America-Sieckmann: Bielefelder Händlerin wünscht sich Kesselbrink-Betreuer für mehr Sicherheit Folge 7: Hans-Jürgen Fieberg: Blinder Bielefelder versteht Aufregung nicht: &bdquo;Habe keine Angst auf dem Kesselbrink“ Folge 8: Anke Schmidt: Überraschende Idee: Bielefelderin wünscht sich ein Shopping-Angebot auf dem Kesselbrink Folge 9: Leida Schievink: Mehr Sicherheit: Jahnplatz-Ufos sollten auch Bielefelder Kesselbrink erhellen Folge 10: Andreas Kämper: Bielefelder verständnislos: &bdquo;Fragt endlich die Bürger, was mit dem Kesselbrink passieren soll“ Folge 11: Herbert Jaspert: Zukunft des Kesselbrinks in Bielefeld: Experte fordert radikale Umgestaltung zur Aufwertung

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