„Es ging so nicht weiter“: Hundehaus des Bielefelder Tierheims ab sofort dicht

Bielefeld. Stellen Sie sich vor, Sie bekommen ständig ungebetenen Besuch. Das würde Ihnen auf die Nerven gehen? Herzlich willkommen im Leben eines Tierheim-Hundes. Besucher, die wie im Zoo vor den Zwingern stehen, starren, provozieren, anfassen, wird es hier ab sofort nicht mehr geben. Das Hundehaus ist dicht. Seit Oktober ist es Besuchern nicht mehr erlaubt, allein durch den Hundetrakt zu laufen. &bdquo;Das bedeutete für unsere Hunde enormen Stress, und wir hatten schon länger darüber nachgedacht“, erklärt Tierpflegerin Jill Jansen, im Tierheim für die Hunde zuständig. Viele hätten gar kein Interesse daran, einen der Hunde aufzunehmen, betrachteten den Besuch bei den Hunden als eine Art netten Ausflug. Stattdessen bietet das Team den Besuchern künftig Führungen durch das Tierheim und vor allem durch den Hunderundgang an. &bdquo;In vielen Tierheimen bleibt der Zugang zu den Hunden schon seit Längerem für Besucher geschlossen und wir ziehen aus guten Gründen für unsere Vierbeiner nach“, sagt Jansen. Großer Stress für die Hunde Während der Corona-Pandemie hatte etwa das Tierheim in Moers die freien Öffnungszeiten abgeschafft, um Besucher und Mitarbeiter zu schützen. &bdquo;Und das hatte sich als durchaus positiv herausgestellt“, heißt es aus Moers. &bdquo;Denn die Tiere im Tierheim werden weniger gestresst.“ Die Tiervermittlung werde seitdem telefonisch geregelt. Lesen Sie auch: So schick wird das neue Hundehaus im Bielefelder Tierheim Der ausschlaggebende Punkt für die Entscheidung sei auch in Bielefeld gewesen, &bdquo;dass der Großteil unserer Hunde nicht so gerne fremden Besuch mag und damit viel Stress hat. Leider beobachten wir immer häufiger, dass Besucher vor den Hunden stehen bleiben, sie ansprechen und trotz der Hinweisschilder auch gestreichelt wird“. Fremde Menschen wirkten auf die meisten Hunde beunruhigend. Viele zeigten sich deshalb am Zaun aufgeregt und bellend. Etliche Besucher blieben gerne bei genau diesen Hunden stehen. &bdquo;Sie sprechen sie an, starren ihnen die Augen, das ist absolut keine nette Geste in Hundesprache.“ Da viele dieser Hunde schon älter seien, unter Atemproblemen litten oder dauerhaft unter Schmerzmitteln stünden, mussten sie während der Öffnungszeiten ohnehin in ihren Boxen bleiben. Die neuen Öffnungszeiten In einem Video (siehe oben), das der Tierschutzverein auf Facebook gezeigt hat, ist deutlich zu sehen, wie unwohl sich verschiedene Hunde in der Nähe der fremden Menschen an ihrem Rückzugsort fühlen – und wie nett sie sich ihren vertrauten Pflegerinnen gegenüber verhalten. &bdquo;Wir denken, das spricht für sich.“ Die Kommentare der User zur Schließung des Hundehauses sind fast durchweg positiv. Mit den geplanten Führungen durch den Hunderundgang habe das Team nun die Möglichkeit, gezielt in der Zeit mit einigen dieser Hunde zu arbeiten. &bdquo;Dann können wir uns die Zeit nehmen, mit ihnen in ihren Ausläufen zu sein und sie anzuleiten.“ Die so beruhigten Tiere würden sich dann auch viel netter präsentieren. Viele fragten sich, wie das denn nun funktionieren solle, wenn man sich für einen Hund aus dem Tierheim interessiere, aber nicht mehr durch den Hundebereich gehen dürfe. Das Prozedere in fünf Punkten. 1. Auf der Homepage des Tierschutzvereins sind alle aktuellen Hunde aufgelistet, die ein Zuhause suchen, dort können sich Interessenten zunächst umschauen. 2. Per Mail oder telefonisch unter 05205 98430 können Interessenten Kontakt aufnehmen. 3. Dann ist ein Fragebogen auszufüllen, mit dem die groben Eckdaten zum potenziellen Zuhause abgefragt werden. Etwa, wie viele Menschen im Haushalt leben oder ob es andere Tiere gibt. 4. Dann wird geschaut, ob Hund und potenzielle neue Halter zusammenpassen könnten. 5. Im Tierheim werden die Bögen gesammelt und aufbewahrt und immer, wenn ein neuer Hund ins Tierheim kommt, wird abgeglichen, zu wem er oder sie passen könnte. Eine weitere Änderung im Tierheim sind neue Öffnungszeiten: Seit dem 1. Oktober bleibt das Tierheim dienstags für Besucher geschlossen. &bdquo;Mit Interessenten vereinbaren wir gerne Termine außerhalb der Öffnungszeiten. So haben wir die Möglichkeit, uns mehr Zeit für Besucher und Tiere zu nehmen.“ Die neuen Öffnungszeiten: donnerstags, freitags und samstags von 15 bis 17 Uhr. Aktuell gibt es zwei Notfälle Hanni Zwei kleine Notfälle gibt es aktuell im Tierheim. Zum einen ist da Hanni. &bdquo;Unser Pechvogel des Jahres 2025.“ Anfang des Jahres mit nicht ganz neun Monaten gemeinsam mit ihrer Schwester im Tierheim abgegeben, war sie dieses Jahr schon zwei Mal vermittelt und wurde beide Male wieder zurück ins Tierheim gebracht. &bdquo;Beide Male hatten sich die neuen Besitzer das Zusammenleben mit ihr einfacher und normaler vorgestellt. Aber wenn Hanni eines nicht ist, dann ist das normal.“ Hanni hat seit ihrer Geburt Ataxie. Eine Bewegungsstörung, die dazu führt, dass Hanni ihre Bewegungen nicht so gut koordinieren kann wie andere Hunde. &bdquo;Dazu kommt, dass Hanni wahrscheinlich nie komplett stubenrein wird.“ Hanni sei kein Hund, der Leinegehen, Sitz, Platz, Bleib lerne und sich dem Alltag anpasse. &bdquo;Dies wurde in der Vergangenheit leider unterschätzt. Hanni braucht jetzt Menschen, welche sie endlich so nehmen, wie sie ist.“ Ein Hund, der viel Unterstützung braucht, seine Halter dann aber mit Humor, guter Laune und Kuscheleinheiten belohnt. Lola Lola kommt aus einem verheerenden Fall von Animal Hoarding, wurde im August im Tierheim aufgenommen. &bdquo;Sie hat die Zustände dort leider nicht so gut verdaut wie andere.“ Sicherheit kannte sie nicht. &bdquo;Wahrscheinlich gab es niemanden, außer den anderen Hunden, an denen sie sich orientieren durfte. Das merkt man ihr deutlich an, denn andere Hunde geben ihr ganz viel Sicherheit. Daher würden wir ihr einen souveränen Ersthund im neuen Zuhause wünschen“, heißt es auf der Tierheim-Homepage. Lola sei trotz allem eine liebe, freundliche Hündin, die durchaus neugierig und anhänglich bei bekannten Menschen ist. Interessenten können sich von Montag bis Freitag, 10.30 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr, samstags von 15 bis 17 Uhr telefonisch melden oder donnerstags, freitags oder samstags zwischen 15 und 17 Uhr im Tierheim vorbeischauen.

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