Einsätze und Ermittlungen

Krasses Stalking, eine Bluttat und mysteriöse Graffiti: Diese Kriminalfälle bewegten Bielefeld 2023

Eine junge Frau wird bei einer Party ermordet. Ein Vater kämpft für seine Tochter, ein anderer stürzt ab in die Drogensucht. Und ein Terroralarm erschüttert die Stadt.

Eine junge Frau findet erst Zettel mit Beleidigungen an ihrer Tür, dann eskaliert das Stalking. Der Täter kommt aus der Nachbarschaft. | © Jens Reichenbach (nachgestellte Szene)

03.01.2024 | 03.01.2024, 11:37

Bielefeld. Wer über Bielefeld Bescheid wissen möchte, der kommt auch an der einen oder anderen Polizei- oder Kriminalberichterstattung nicht vorbei. Im Rückblick auf das auslaufende Jahr 2023 fassen wir Ihnen die Top-10-Berichte aus dem Bereich Polizei/Justiz zusammen, die mit Abstand am meisten Leser gefunden haben. Grundlage dafür sind die Zugriffszahlen auf unserem Onlineportal nw.de.

Platz 1 (127.000 Leser)

Weit mehr als 120.000 Leser fanden den Bericht der Lokalredaktion über die kleine Pamela, die im März 2018 nach dem Urteil des Familiengerichts Bielefeld ihrem Vater für 18 Monate weggenommen worden war. Die Behörden hatten das Mädchen in Obhut genommen – allerdings zu Unrecht, wie das Oberlandesgericht Hamm bereits 2019 entschied. 2023 berichtete die NW nun erneut über den Fall, weil Vater Niki Abbé vom Landgericht nun sogar Schadenersatz für die rechtswidrige Inobhutnahme zugesprochen bekommen hatte. Sein Bielefelder Anwalt Bernd Wegener hatte immer wieder auf die Fehler im Verfahren hingewiesen und nun erneut Erfolg. Damit fand der Fall zum wiederholten Male bundesweite Aufmerksamkeit.

Niki und Pamela Abbe haben vor Gericht sogar Schadenersatz für eine rechtswidrige Inobhutnahme erkämpft. - © Jens Reichenbach
Niki und Pamela Abbe haben vor Gericht sogar Schadenersatz für eine rechtswidrige Inobhutnahme erkämpft. | © Jens Reichenbach

Platz 2 (89.000 Leser):

Ein angedrohter Anschlag auf den Hauptbahnhof in Bielefeld löste am ersten Weihnachtsfeiertag großes Interesse aus. Nicht nur der Kölner Dom war also Ziel wilder Bombendrohungen, sondern auch das beschauliche Bielefeld mit dem wichtigen Bahnhof. Ein Anrufer hatte um 15.20 Uhr anonym die Polizei über einen bevorstehenden Anschlag informiert. Daraufhin wurde das Gebäude geräumt und alle Zugverbindungen über Bielefeld gestoppt. Erst nach einer ausgiebigen Durchsuchung durch Beamte in schwerer Schutzausrüstung und mit Spürhunden konnte der Zugverkehr und damit auch der Bahnhofsbetrieb kurz nach 20 Uhr wieder freigegeben werden.

Die Polizei eilte am ersten Weihnachtsfeiertag unter schwerem Schutz zum Bielefelder Hauptbahnhof. - © Paul Brinkmann
Die Polizei eilte am ersten Weihnachtsfeiertag unter schwerem Schutz zum Bielefelder Hauptbahnhof. | © Paul Brinkmann

Platz 3 (70.000 Leser):

Knapp 70.000 Leser fand ein Bericht über einen Behandlungsfehler im Krankenhaus. Wie die NW im Februar berichtete, ermittelten Kripo und Staatsanwaltschaft seit 2020 nach dem Tod einer Patientin im Franziskus-Hospital. Der 72-jährigen Patientin aus Hiddenhausen war nach Ansicht der Staatsanwaltschaft eine falsche Dosierung ihres Rheuma-Mittels verabreicht worden. Offenbar war bei der digitalen Erfassung des Medikamentenplanes die Ausgabe des Rheumamittels irrtümlich auf „täglich“ eingetragen worden - statt wöchentlich.

Platz 4 (64.000 Leser):

Ganz anders gelagert der nächste Fall. Eine riesige Graffiti-Schmiererei an der Wand zur Bielefelder Kunsthalle hatte gut 64.000 Leser interessiert. Denn hierbei handelte es sich um eine ungewöhnliche Art des Rufmordes: In riesigen Lettern war an der Artur-Ladebeck-Straße zu lesen, dass ein namentlich erwähnter Mann ein Mörder sein und Tiere sowie Kinder töte. Am Ostwestfalendamm fand sich eine ähnliche Schmiererei. Die Polizei nahm sich des Falles an, konnte den Fall aber nicht aufklären.

Riesiges Rufmord-Graffiti an der Kunsthalle. - © Paul Brinkmann
Riesiges Rufmord-Graffiti an der Kunsthalle. | © Paul Brinkmann

Platz 5 (62.000 Leser):

Der gewaltsame Tod einer jungen Rettungssanitäterin erschütterte viele Leser. Damals soll ein 20-jähriger Mann im Verlauf einer Party unter mehreren Rettungssanitätern am Ingolstädter Weg mehrfach mit einem Messer auf sein Opfer (21) eingestochen haben. Die Frau aus Lage starb noch in dieser Nacht. Der zunächst geflohene Verdächtige wurde wenig später verhaftet. Allein der erste Bericht über die blutige Tat und die Festnahme des mutmaßlichen Täters erreichte knapp 62.000 Leser.

Der gewaltsame Tod einer jungen Frau (21) am Ingolstädter Weg hat in Bielefeld für Entsetzen gesorgt. Zahlreiche Kerzen und Blumen zeigen die Trauer der Mitmenschen. - © Jens Reichenbach
Der gewaltsame Tod einer jungen Frau (21) am Ingolstädter Weg hat in Bielefeld für Entsetzen gesorgt. Zahlreiche Kerzen und Blumen zeigen die Trauer der Mitmenschen. | © Jens Reichenbach

Platz 6 (55.000 Leser):

Die berührende Geschichte eines Familienvaters, der seine Drogensucht nicht mehr in den Griff kriegte und kolossal abstürzte, erregte die Aufmerksamkeit von gut 55.000 Lesern. Der Mann hatte seine Sucht mit dem Diebstahl hochwertiger Fahrräder finanziert. Vor dem Amtsgericht gestand er die Taten und machte deutlich, dass er unbedingt von den Drogen wegkommen wolle, damit sein Sohn später nicht mehr sagen könne: „Das ist mein Vater, der Junkie.“

Platz 7 (53.000 Leser):

Für große Aufmerksamkeit sorgte auch der Werkstatt-Chef, der sich offenbar weniger um die Generalüberholung eines Porsche Panamera GTS kümmerte, sondern das Luxusgefährt lieber selber nutzte. Die Besitzerin des Sportwagens hatte er immer wieder vertröstet. Schließlich reichte es der 66-Jährigen und ihrem Sohn. Als sie ihren Wagen vor dem Haus des Inhabers wiederfanden, riefen sie die Polizei. Die Polizei ermittelt nun wegen Unterschlagung des 480-PS-Fahrzeugs.

Platz 8 (50.200 Leser):

Mit einem Armbrust-Bolzen haben Unbekannte auf ein Kaninchen geschossen und dieses leider auch getroffen. Anwohner fanden das schwer verletzte Tier in ihrem Garten und riefen schließlich das Tierheim um Hilfe, weil sich das Langohr trotz des Pfeils im Körper nicht ohne Weiteres fangen ließ. Gut 50.000 Leser nahmen Anteil an dem Schicksal des Kaninchens, das per Notoperation gerettet werden konnte. Die Tierrechtsorganisation Peta lobte eine Belohnung von 500 Euro für Hinweise aus, die zur Verurteilung der Täter führen.

Bestialische Tierquälerei: Unbekannte haben in Bielefeld ein Kaninchen mit einem Pfeil durchbohrt. - © Tierschutzverein Bielefeld
Bestialische Tierquälerei: Unbekannte haben in Bielefeld ein Kaninchen mit einem Pfeil durchbohrt. | © Tierschutzverein Bielefeld

Platz 9 (47.000 Leser):

An einem ganz anderen Horror nahmen die Leser Anteil, als die Lokalredaktion über den Stalking-Fall einer jungen Bielefelderin berichtete: Die 21-Jährige war in eine neue Wohnung gezogen und hatte da die unangenehme Aufmerksamkeit eines Nachbarn auf sich gezogen. Der bestrafte jede Form der Ablehnung mit Nachstellungen verschiedenster Art: Beleidigungen, Diffamierungen, Bedrohungen und schließlich lag die 21-Jährige plötzlich bewusstlos in ihrem Waschkeller. Jemand hatte ein Stromkabel durchtrennt und mit dem metallischen Gehäuse der Waschmaschine verbunden. Dem Stalker konnte dieser perfide Anschlag nicht nachgewiesen werden, auch seine Nachstellungen blieben ohne juristische Folgen. Das Opfer leidet bis heute unter Flashbacks und Panikattacken.

Platz 10 (35.800 Leser):

Viel Aufmerksamkeit erregte die Meldung der Polizei, wonach ein Schuhverkäufer in der Bielefelder Innenstadt verprügelt worden war, weil er einer Kundin den Umtausch ihrer Schuhe verweigert hatte. Laut Polizei wollte eine junge Frau (20) am 5. Dezember ihre Schuhe zurückgeben. Als der Verkäufer dies verweigerte, kam es zum Streit und zu einer Ohrfeige durch die Mutter der Kundin. Doch damit nicht genug. Wenig später tauchten zwei Männer im Laden auf und schlugen und traten nun ihrerseits auf den Verkäufer ein. Sie betonten, dass dies eine Rache für ihre Cousine und Schwester sei.