Lasst das Bielefelder Bauerngärtchen weitermachen

Bielefeld. Jahrzehnte lang war alles gut, jetzt plötzlich müssen Café und Hofladen geschlossen werden. Die Empörung ist groß, auch wenn es Gründe gibt. Eine offizielle Genehmigung fehlt. Das Bauamt stehe mit den Betreibern bereits seit 2018 im Austausch, um baurechtskonforme Zustände herzustellen, heißt es. Es steht außer Frage, dass sich alle Bürger an bestehende Vorschriften halten müssen. Aber nicht nur im Falle des Bauerngärtchen bemängeln Bielefelder immer wieder, dass ihnen ihre Anliegen unnötig schwergemacht werden – vor allem auch vom Bauamt. Das ist sicher auch mit ein Grund dafür, warum innerhalb weniger Tage über 5.500 Menschen die von zwei Dornbergerinnen initiierte Online-Petition zum Erhalt des kleinen Familienbetriebs unterzeichnet haben. &bdquo;Die Bürokratie in Bielefeld zerstört das Lebenswerk der Betreiberfamilie“, heißt es in der Petition. Bürgerfreundlicher und schneller soll das Bielefelder Bauamt werden Die große Aufregung sei gar nicht nötig, sagt hingegen der neue Bauamtsleiter Lars Bielefeld. Ob das so ist, wird sich zeigen. Wenn das Problem mit den fehlenden Parkplätzen gelöst sei, sähe es mit der Erteilung der fehlenden Genehmigung sehr gut aus, so Bielefeld. Bürgerfreundlicher und schneller soll das von vielen kritisierte Bauamt werden, hat er bei seinem Amtsantritt versprochen. Das Bauerngärtchen habe Bielefeld zur Chefsache gemacht, so Bezirksbürgermeister Paul John. Also alles gut? Aufatmen? Hoffentlich. Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern. Wenn es die Stadt wirklich ernst meint mit ihrer Aussage, die kleine, nicht nur von Familien geschätzte Dorfidylle erhalten und nicht verbieten zu wollen, muss sie umgehend den Kaufvertrag für das Grundstück, das Familie Wörmann vom städtischen Immobilienservicebetrieb (ISB) für die Schaffung der Parkplätze kaufen will, anpassen. Das Grundstück liegt laut Stadt innerhalb einer Altablagerung, zudem direkt neben der Tankstelle. Die Stadt übernehme keine Haftung für Umweltschäden, heißt es im vom ISB vorgelegten Vertrag. Vor Beginn der Baumaßnahme sei die Unbedenklichkeit der Bebauung durch den Käufer zu belegen. Wohl kaum jemand würde so eine &bdquo;Katze im Sack“ kaufen. Warum hat der ISB das nicht selbst im Vorfeld geprüft? Ist doch klar, dass so eine Unsicherheit nicht zu einem schnellen Kaufabschluss führt. Bauergärtchen hat seit über 30 Jahren wunderbar funktioniert Mit 38 neuen Mobilitätsstationen mit Car-Sharing und Leihfahrrädern will die Stadt jetzt zeigen, wie der Verzicht aufs Auto gelingen kann. Dass beim Bauerngärtchen jetzt das Hauptproblem die fehlenden Parkplätze sind, verwundert da doch schon. Denn der Hof in Dornberg ist gut mit dem Bus und dem Fahrrad zu erreichen. Und noch etwas anders kommt hinzu. Da ist etwas, das eigentlich seit über 30 Jahren wunderbar funktioniert hat. Ein Kontrast zu all dem, was gerade Familien den Alltag in vielen Bereichen immer schwerer macht. Ein Ort, an dem Menschen, die sonst vielerorts keinen Job bekommen und auf Sozialleistungen angewiesen wären, mehr als Arbeitsplätze finden. Ohne es an die große Glocke zu hängen, leistet Familie Wörmann damit seit Jahren nebenbei viel, was der Stadt eine Menge Geld spart. Das sollte sie zu schätzen wissen. Während Kita-Personal fehlt oder streikt, Busse ausfallen und Mülltonnen nicht geleert werden, beeindruckt der Hof mit seinem &bdquo;Macher-Geist“, mit großer Freude am Tun. Da können sich einige eine Scheibe von abschneiden. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg Ist zu hoffen, dass die Stadt jetzt alles daransetzt, den Familienbetrieb nicht zu blockieren, sondern wohlwollend und konstruktiv unterstützt, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu erfüllen. Dass Sachbearbeiter und Entscheider in der Verwaltung ihre Fachkompetenz und ihren Ermessensspielraum nutzen, um Dinge möglich zu machen. Anstatt zu erklären, warum etwas so nicht geht – nicht nur im Falle des Bauerngärtchens. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Das ist gerade in schwierigen Zeiten wie diesen wichtig.

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