„Lost Place“ in Bielefeld: Traditionsgasthof Büscher verfällt langsam

Bielefeld. Die Natur hat sich den Biergarten von Büschers Hotel und Restaurant zurückerobert. Die Pflanzen und Bäume wachsen dort bereits bis zu zwei Meter hoch, Schmetterlinge erfreuen sich am gleichnamigen Flieder, Insekten über die gelben Blüten der Goldrute und anderen Sommerblühern. Der wilde Wein hat den Giebel eines Nebengebäudes verschlungen. Bei einem Gartenpavillon ist bereits das Dach eingebrochen. Und auch vor dem Haupteingang sprießt das Unkraut aus allen Ritzen des Pflasters. Ein Bild des Jammers. Eigentlich sollte auf dem 6.000 Quadratmeter großen Grundstück im Bereich von Magdalenenstraße und Carl-Severing-Straße schon längst neues Leben eingekehrt sein. Eine Immobiliengesellschaft aus Erftstadt hatte den Besitz von Familie Büscher gekauft und wollte dort vier große Mehrfamilienhäuser mit 54 Wohneinheiten bauen. Diese Pläne sind jedoch hinfällig. Dabei hatte es bereits eine Baugenehmigung der Stadt Bielefeld gegeben. Diese wiederum war von Nachbarn beklagt worden, die eine zu massive Bauweise kritisierten. Zudem vertraten sie die Auffassung, die zusätzlichen Einwohner würden die Infrastruktur des Ortsteils Bielefeld-Quelle überfordern. Fünf große Stieleichen letztlich mit der Klage erstritten Bevor das Verwaltungsgericht Minden ein abschließendes Urteil in der Sache fällen musste, kam es jedoch zu einer ausgerichtlichen Klärung mit dem letzten verbliebenen Kläger – die übrigen beiden hatten bereits zurückgezogen. Anwohner und Bauträger hatten sich darauf geeinigt, dass auf der Grundstücksgrenze zur Nachbarin fünf 2,80 Meter hohe Stieleichen gepflanzt werden sollten, um die Optik zu verbessern. .responsive23-q4RRqH0PAZ0EwaEZ-map-hotel-restaurant-buescher { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-q4RRqH0PAZ0EwaEZ-map-hotel-restaurant-buescher { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-q4RRqH0PAZ0EwaEZ-map-hotel-restaurant-buescher { padding-top: 142.86%; } } Doch nach der Entscheidung im August 2024 rührte sich nichts. Die seit Dezember 2023 leer stehenden Altbauten wurden nicht abgerissen und verfallen immer mehr. Das Unkraut schießt seither in die Höhe. Ein richtiger &bdquo;Lost Place“ mitten im Ortskern von Bielefeld-Quelle. Lediglich Eltern von Kindergarten und Grundschule in der Nachbarschaft haben einen Vorteil, weil der große Parkplatz des Hotels-Restaurants Büscher sich sehr gut für alle Elterntaxis eignet. Alle Queller fragen sich aber, wie es dort weitergeht. Lesen Sie auch: Ende einer Ära – Bielefelder Traditionslokal schließt nach 140 Jahren Jedenfalls nicht mehr mit der Immobiliengesellschaft aus Erftstadt. Wie eine Geschäftsführerin auf Anfrage von nw.de erklärt, habe ihr Unternehmen das Grundstück schon vor Monaten weiterverkauft. Auf die Frage, woran das Projekt gescheitert sei, reagiert sie zugeknöpft. Sie verweist dann auf die Stadtverwaltung. Dort liege das Problem, die müssten sich jetzt um das Büscher-Gelände kümmern. Millionenschwere Zinslast als Folge einer Nachbarschaftsklage Holger Hempel vom beauftragten Architekturbüro Hempel + Tacke aus Bielefeld bestätigt, dass die Erftstädter Grundstück und Planung an einen Investor aus Ostwestfalen-Lippe veräußert haben. &bdquo;Für uns ist das Projekt damit erst einmal definitiv abgeschlossen.“ Ob der Käufer die gekauften Baupläne realisieren will, vielleicht gar mit seinem Büro, vermag er nicht zu sagen. Die Gründe für das Scheitern sieht der Architekt neben der allgemeinen Situation auf dem Bausektor auch in der Nachbarschaftsklage. Angesichts der Investitionssumme und laufender Kreditverträge seien wegen der monatelangen Verzögerung für den Investor Bereitstellungszinsen in sechsstelliger Höhe angefallen. &bdquo;Da ist dann keine Wirtschaftlichkeit mehr gegeben.“ Über solche Folgen sollten Kläger seines Erachtens auch einmal nachdenken. Bauamt: Baugenehmigung hat drei Jahre Gültigkeit Das Bauamt der Stadt Bielefeld geht nicht auf den Vorwurf ein, in seinem Hause liege das Problem. Dass im vorliegenden Fall &bdquo;auch die mittlerweile zurückgewiesenen Nachbarschaftsklagen einen erheblichen Anteil an der Investitionszurückhaltung der Projektentwickler gehabt haben“, wird im Rathaus ebenfalls vermutet. Dazu kämen die &bdquo;aktuellen baukonjunkturellen Rahmenbedingungen“. Die erteilte Baugenehmigung habe grundsätzlich eine Gültigkeit von drei Jahren und könne von etwaigen Rechtsnachfolgern übernommen werden, so das Bauamt. &bdquo;In dieser Zeit kann jederzeit mit Bauarbeiten begonnen werden.“ Sollte seitens der Grundstückseigentümer ein neues Bauvorhaben geplant werden, bedürfte dies einer neuen Baugenehmigung. Bielefelder Traditionsgasthöfe haben es schwer Dass Gasthöfe mit Tradition schließen und eine Nachnutzung schwierig ist, dafür gab und gibt es zahlreiche Beispiele in Bielefeld. Der Gasthof Gröppel in Ummeln schloss nach 153 Jahren Ende 2016 und wurde im Mai 2017 abgerissen. Bis der Käufer, die Diakonische Stiftung Ummeln, dort einen Neubau errichten konnte, dauerte es bis 2023. Das denkmalgeschützte Gasthaus Siekmann in Hillegossen mit Wurzeln bis ins Jahr 1828 bietet seit 16 Jahren ein Bild des Jammers. Aktuell gibt es Hoffnung, dass sich etwas bewegen könnte. Die Gaststätte Mauseteich mit Biergarten an der Kreuzung Südring/Windelsbleicher Straße liegt seit fast 15 Jahren brach. Das Restaurant Vier Taxbäume an der Hauptstraße (zuletzt &bdquo;Cucina Westfalica“) dämmert seit 2021 dahin. Zuletzt wurde gemunkelt, dass das Lokal, dessen Geschichte bis ins Jahr 1777 zurückreicht, womöglich für den Neubau eines in Brackwede fehlenden Vollsortimenters abgerissen werden könnte. Bis dahin würden aber auch noch weitere Jahre des Verfalls ins Land gehen. Besser lief es für das wunderbar im Wald gelegene Lokal Waterbör in Bielefeld-Senne, das 2016 geschlossen wurde. Noch im selben Jahr übernahm die Eventagentur fast4ward und vermietet es seither für Feiern und Veranstaltungen. Auch die &bdquo;Schöne Aussicht“ an der Promenade in Sichtweite der Sparrenburg gehört zu deren Portfolio. Das große Gebäudeensemble verfällt allerdings seit der Schließung mehr und mehr. Der Bielefelder &bdquo;Tränenkrug“ wurde 2019 gerettet Für das Méditerrané an der Brackweder Straße, im Jahr 1912 als &bdquo;Tränenkrug“ für die Trauergäste der Beerdigungen auf dem nahe gelegenen Sennefriedhof errichtet, endete die Zeit als Restaurant im Jahr 2016. Nach drei Jahren Leerstand hat Gastronom Dominik Stollberg übernommen und vermietet die &bdquo;Villa Mediterrané“ seither ebenfalls ausschließlich für Events.

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