Einblick: So sehen die Flüchtlingshäuser im Musikerviertel von innen aus

Bielefeld. Jahrelang befanden sich die Häuser und damit praktisch ein ganzes Quartier im Dornröschenschlaf. Dann musste es auf einmal ganz schnell gehen: Im Dezember gab die Bezirksregierung Detmold bekannt, dass im Bielefelder Musikerviertel eine Notunterkunft Flüchtlinge eingerichtet werden soll. Jetzt steht die Einrichtung in den Startlöchern. Voraussichtlich ab dem 6. Februar werden vornehmlich Asylbewerber aus Syrien, Afghanistan und dem Irak in die einstigen Britenhäuser einziehen – und mit ihnen ein ganzer Tross von Helfern, Ansprechpartnern Medizinern und Sicherheitsleuten. 36 Häuser gehörten ursprünglich zu dem im Eiltempo wieder hergerichteten Viertel an der Joseph-Haydn-Straße, der Johann-Sebastian-Bach-Straße und der Händelstraße. Trotz Krankheitswelle, Weihnachtsferien und den inzwischen üblichen Problemen, Handwerker und Material zu bekommen, sind die Arbeiten recht zügig abgeschlossen worden. &bdquo;Neun Wochen sind für die Ertüchtigung schon etwas schneller als der Regelwert“, sagt Regierungsdirektorin Daniela Giannone, bei der Bezirksregierung für Flüchtlinge und Integration zuständig. &bdquo;Die Menschen sollen sich hier ja auch nicht häuslich einrichten“ Kolportierte Gerüchte, dass die Häuser aufgrund des langen Leerstandes völlig marode oder gar reif für die Abrissbirne seien, erwiesen sich vor Ort als falsch. Elektrizität, Heizung und Wasser wurden gecheckt und für gut befunden. Und wenn eine deutsche Behörde die Bestätigung erhält, dass von Fachleuten eine &bdquo;Gasanlagendichtigkeitsprüfung“ ordnungsgemäß durchgeführt wurde, kann sie gar nicht mehr anders, als grünes Licht für den Bezug zu geben. In die Karten spielte den Verantwortlichen zudem, dass nicht das ganze Quartier für Flüchtlinge genutzt werden wird. Zwei der Häuser sind inzwischen abgerissen worden, drei sind aufgrund von Beschädigungen und Vandalismus nicht nutzbar. &bdquo;Entsprechend stehen uns jetzt 33 Häuser zur Verfügung“, sagt Giannone. Diese wiederum verströmen bei weitem nicht mehr den Charme, den sie einst hatten, als noch britische Lieutenant Colonels oder Captains mit ihren Familien in den auch als &bdquo;Offiziersvillen“ bekannten Gebäuden residierten. Einzig die gründlich gereinigten Teppiche, die trotz ihres Alters wieder erstaunlich flauschig geworden sind, erinnern an die alten Zeiten – genau so wie die gemauerten Kamine in den Wohnzimmern. &bdquo;Die sind aber aus Sicherheitsgründen mit Platten verschlossen worden“, sagt Diannone. Denn offenes Feuer ist so ziemlich das letzte, was in den Unterkünften erwünscht ist, weshalb auch in den Küchen zwar ein Kühlschrank, ein Trockner und eine Waschmaschine, nicht aber ein eigener Herd stehen wird. &bdquo;Natürlich werden die meisten Flüchtlinge wissen, wie man einen Herd richtig bedient“, sagt Diannone. Auch die Rauchmelder sind in den Häusern aus diesem Grund erneuert und miteinander vernetzt worden: So bekommt die Zentrale der Unterkunft auch mit, wenn es in einem weiter entfernten Gebäude Alarm gibt. Stockbetten waren in ausreichender Zahl eingelagert Ansonsten dominiert ein Möbelstück die Szenerie: Das Stockbett, das – abgesehen von Aufenthaltsraum, Küche und Bad – praktisch in jedem Zimmer zu finden ist. &bdquo;Die hatten wir glücklicherweise noch in ausreichender Zahl in der Zentralen Unterbringungseinrichtung in Herford eingelagert“, sagt Giannone. Schränke gibt es abgesehen von den bereits vorhandenen Einbauschränken im Obergeschoss keine, auch Tische und Stühle gibt es in den Schlafräumen keine. &bdquo;Es ist alles sehr schmucklos“, räumt Daniela Giannone ein. &bdquo;Eher funktional.“ Immerhin sollen sich die Menschen auch nicht häuslich einrichten: Die Notunterkunft im Musikerviertel ist aktuell als &bdquo;Puffer“ für die Erstaufnahmeeinrichtungen am Südring und am Oldentruper Hof konzipiert, so dass die Flüchtlinge nach drei oder vier Tagen Aufenthalt bereits weiter müssen. &bdquo;Und die Zeit müssen sie dann eben aus dem Koffer leben.“ Für zumindest etwas Komfort sorgen vor Ort die Mitarbeiter des Arbeiter Samariter-Bundes (ASB), die von der Bezirksregierung mit der Betreuung der Unterkunft beauftragt worden sind. Vier der 33 Häuser werden für &bdquo;Dienste“ genutzt, etwa den Check In, an dem die Flüchtlinge ankommen und auf die Häuser verteilt werden, den Medizinischen Dienst oder das &bdquo;Gästemanagement“. Der ASB organisiert von dort aus auch die Verteilung von drei Mahlzeiten pro Tag, auch der &bdquo;Umfeldmanager“ wird in einem der Häuser ein Büro finden. &bdquo;Die Bewohner haben rund um die Uhr einen Ansprechpartner“, sagt Ingo Schlotterbeck vom ASB. &bdquo;Es wird immer jemand vor Ort sein.“ "Richten uns auf Ende des Jahres ein" Wie viele Flüchtlinge nun tatsächlich kommen werden, steht nicht fest. Statt der ursprünglich genannten Zahl von bis zu 500 Flüchtlingen ist die Unterkunft inzwischen auf 400 Plätze ausgelegt. Und auch die werden voraussichtlich nicht benötigt werden: In den zuletzt als Puffer genutzten und jetzt in Auflösung begriffenen Messehallen in Bad Salzuflen waren zwischenzeitlich maximal 200 Flüchtlinge untergebracht. Auch die Dauer der Einrichtung ist noch nicht sicher. &bdquo;Wir haben mit dem ASB einen Vertrag bis zum 31. Juli, allerdings ausdrücklich mit Option auf eine Verlängerung“, sagt Daniela Giannone. &bdquo;Wir stellen uns darauf ein, dass wir bis Ende des Jahres bleiben. Das ist auch das, was vom zuständigen Ministerium in Düsseldorf gewollt ist.“

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