Toter Flüchtling in Gütersloh: Ministerin verteidigt Vorgehen der Einrichtungsleiterin

Gütersloh. Im Fall des gestorbenen Flüchtlings in der Gütersloher Notunterkunft am Flughafen hat Ministerin Josefine Paul darauf gedrängt, die Ergebnisse des Ermittlungsverfahrens abzuwarten. &bdquo;Die Ereignisse rund um diesen tragischen Fall bedürfen der Aufklärung“, sagte Paul. Die Vorwürfe gegen die Leiterin der Einrichtung wies die Ministerin am Mittwoch zurück. Laut dem ihr vorliegenden, von der Bezirksregierung verfassten Bericht treffe die Frau, eine 32-jährige Landesbedienstete aus Bielefeld, keine Schuld. Anders als in einer anonymen Anzeige berichtet, habe die Frau keineswegs die Einweisung des erkrankten Flüchtlings in ein Krankenhaus verweigert. Mehr dazu: Tod eines Flüchtlings in Gütersloh – Fall beschäftigt nun auch den Landtag Über diese Anzeige, die auch den Ermittlungsbehörden vorliegt, war der Fall öffentlich geworden. Paul (Grüne) bestätigte wesentliche Inhalte dieses Schreibens. In ihrer Antwort auf eine dringliche Anfrage im Integrationsausschuss des Landtages berichtete sie Einzelheiten. Demnach habe der Flüchtling, ein 46-Jähriger, der aus der Türkei stammen soll, am 14. März in der Sanitätsstation der Unterkunft &bdquo;über unterschiedliche gesundheitliche Beschwerden wie Atembeschwerden und Bauchschmerzen“ geklagt. Diese Station wird von der Deutschen Roten Kreuz betrieben. Etwa eine Stunde, nachdem er sich gemeldet hatte, brach der Mann zusammen Eine medizinische Kraft des DRK habe den Gesundheitszustand des Bewohners begutachtet und daraufhin mit der Einrichtungsleiterin telefoniert, so Paul. In diesem Telefonat sei der Fall besprochen worden. Dem Bewohner sei anschließend ein Ticket für den ÖPNV ausgestellt sowie mitgeteilt worden, er möge sich per ÖPNV zum nächstgelegenen Krankenhaus begeben. &bdquo;Circa eine Stunde später brach er in der Nähe des Infopoints der Einrichtung zusammen“, so Paul. Ein Rettungswagen sei gerufen, der Mann ins städtische Klinikum Gütersloh gebracht worden. Dort sei er 13 Tage später, am 27. März, gestorben. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Bielefeld in diesem Fall. Die Ermittlungen richten sich gegen die 32-jährige Einrichtungsleiterin, der fahrlässige Tötung und unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen wird. Ministerin Paul nahm die Landesbedienstete am Mittwoch in Schutz. Die Entscheidung, ob ein medizinischer Notfall vorliege, treffe nicht die Einrichtungsleitung, sondern die Sanitätsstation. Darüber hinaus bestehe für jeden Mitarbeiter und auch für die Bewohner selbst jederzeit die Möglichkeit, den Notruf 112 zu wählen. Lesen Sie auch: Ehemaliger Gütersloher Flugplatz – Einblicke in neue Wohncontainer für Geflüchtete Bei Notfällen, so stellte Paul klar, sei die Bezirksregierung nicht involviert. Es gebe keine Weisung oder Absprache mit der Einrichtungsleitung, wonach vor dem Wählen der 112 erst das Einverständnis aus Detmold einzuholen sei. &bdquo;Das ist in der Gütersloher Notunterkunft auch nicht die gelebte Praxis.“ Landtagsabgeordneter aus Kreis Gütersloh nur bedingt zufrieden Liege kein Notfall vor und soll der Bewohner zu einem Facharzt gehen, sei der Ablauf anders: In diesem Fall sei der Transport zu dem Arzttermin von der Sanitätsstation zu organisieren. Nach Abstimmung mit der Bezirksregierung könne die Station einen Berechtigungsschein für eine Taxifahrt oder ein ÖPNV-Ticket ausstellen. Auf diese Weise könne er eigenständig den Facharzt aufsuchen. Der heimische SPD-Landtagsabgeordnete Thorsten Klute, der die Anfrage gestellt hatte, zeigte sich nur bedingt zufrieden mit den Antworten der Ministerin. &bdquo;Da sind noch einige Fragen offen geblieben“, so Klute. Paul habe sich lediglich auf den Bericht der Bezirksregierung, ihrer eigenen Behörde berufen. Es bleibe den Ermittlungen vorbehalten, ob diese Darstellung stimme. Sein Fraktionskollege Volker Baran stellte in Frage, ob die Mitarbeiter und erst recht die Geflüchteten von der Möglichkeit wüssten, im Notfall die 112 zu wählen. &bdquo;Wird darüber etwa in Sprachkursen informiert?“, so Baran. Der CDU-Vertreter Peter Blumenrath sagte derweil, es befremde ihn, dass ein solcher Fall in den Gremien besprochen werde, bevor das Ergebnis der Ermittlungen vorliege. Das leiste Spekulationen Vorschub. Lesen Sie auch: Tod eines Flüchtlings in Gütersloh – Fall beschäftigt nun auch den Landtag Aktuell sind etwa 260 Menschen aus 25 Nationen in der Unterkunft am Flughafen untergebracht, bei einer Kapazität von 330 Plätzen. Laut Auskunft der Bezirksregierung wurde im letzten halben Jahr 21 Mal der Rettungswagen dorthin gerufen.

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