Ende für Notunterkunft in ehemaliger Paderborner Kaserne

Paderborn-Schloß Neuhaus. Die Nutzung der ehemaligen britischen Dempsey-Kaserne als Notunterkunft für Geflüchtete endet in Kürze. Dies erklärte Bezirksregierung Detmold auf &bdquo;NW“-Anfrage. Im Laufe des Januars sollen die Gebäude an der Husarenstraße in Schloß Neuhaus leergezogen und an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) als Eigentümerin übergeben werden. Aktuell sind in der Unterkunft noch 192 Menschen (Stand: 19. Dezember) untergebracht. Wie berichtet, hat sich die Stadt Paderborn mit der Bima auf einen nicht genannten Preis für den Ankauf des rund 15 Hektar großen Areals verständigt. Laut &bdquo;NW“-Informationen soll die Summe bei rund 15 Millionen Euro liegen. Der Erwerb ist für das zweite Quartal 2025 vorgesehen. Auf der Fläche soll das Quartier Waldkamp mit Wohn- und Gewerbeflächen entstehen. Zunächst steht jedoch die Abwicklung der Notunterkunft an. &bdquo;Wie in solchen Fällen üblich, werden die in der Unterkunft wohnenden Menschen durch die Bezirksregierung Arnsberg schrittweise in anderen Unterkünften untergebracht“, erklärte Sprecherin Juliane Koeper von der Pressestelle der Bezirksregierung. &bdquo;Für einen geordneten Übergang wurde mit der Verlegung der Bewohner begonnen.“ Mehr als 800 Menschen in der Paderborner Notunterkunft Die Bewohner würden frühzeitig und persönlich über Einzelheiten und Hintergründe des geplanten Umzugs informiert. Da das Land NRW den Kommunen zugesichert habe, über Weihnachten und Neujahr keine Geflüchteten kommunal zuzuweisen, würden möglicherweise einige Geflüchtete die Notunterkunft Anfang Januar verlassen. Danach würden sich die Mitarbeitenden um abschließende Organisations- und Verwaltungsaufgaben sowie die Abwicklung von Angelegenheiten aus dem aktiven Betreuungszeitraum kümmern. Das vom Betreuungsverband Deutsches Rotes Kreuz und von der Bezirksregierung Detmold eingebrachte Mobiliar, wie Betten, Matratzen, Tische, Stühle, sowie beispielsweise Waschmaschinen würden abgebaut und abtransportiert. Die Bezirksregierung werde ihr Mobiliar und die technischen Geräte in anderen Landesunterkünften weiterverwenden und vorerst nicht benötigte Gegenstände vorübergehend einlagern. Die Bezirksregierung hatte die Unterkunft im Frühjahr 2022 für bis zu 1.000 Geflüchtete aus der Ukraine hergerichtet. Die Einrichtung wurde zunächst von den Johannitern, ab Mai 2023 dann vom Roten Kreuz übernommen. Später jedoch kamen immer mehr Menschen aus insgesamt knapp 40 anderen Ländern. Dies sorgte für Unruhe inner- und außerhalb der Notunterkunft, in der zeitweise mehr als 800 Menschen lebten. Auseinandersetzung zwischen 100 Beteiligten in Paderborner Einrichtung Die Einrichtung stand wiederholt im Fokus: Ende August 2023 gab es eine Auseinandersetzung mit gut 100 Beteiligten und einem umfangreichen Polizeieinsatz. Außerdem wurden nach einem Streit zwischen drei Geflüchteten im November des Vorjahres die Beteiligten jeweils in andere Einrichtungen verlegt. Lesen Sie auch: Massive Probleme in Paderborner Unterkunft für Geflüchtete Für weitere Schlagzeilen sorgte die Notunterkunft dann Anfang 2024 unter anderem durch 13 Fehlalarmierungen innerhalb weniger Wochen. Die zwei bis drei vermutlich Schuldigen seien in andere Einrichtungen verlegt worden – was sich positiv bemerkbar gemacht habe. &bdquo;Wir wissen, dass wir mit unserer Einrichtung im Viertel für Unruhe sorgen“, sagte damals Jörg List, ehemaliger Leiter des Dezernats für Flüchtlingsangelegenheiten in Detmold, im zuständigen Ratsausschuss. Vor allem Frauen und Mädchen seien bezüglich ihrer Sicherheit besorgt. Geflüchtete würden von ihnen auch Fotos machen, weil ihnen offenbar nicht klar sei, dass man das nicht darf. Hinzu kämen über das normale Maß hinausgehende Diebstähle. Stadt Paderborn und Bezirksregierung entwickeln &bdquo;Ausstiegsszenario“ Von Anwohnenden gab es deshalb massive Kritik an der Unterkunft. Um die Lage zu entspannen, lebten später vor allem wieder mehr Menschen aus der Ukraine und mehr Familien in der Einrichtung. Die CDU-Stadtratsmitglieder Susanne Meiche und Markus Mertens erinnern in einer Mitteilung an zahlreiche intensive Gespräche mit der Bezirksregierung Detmold und der Stadt Paderborn. &bdquo;Mit Unterstützung von Bürgermeister Michael Dreier und dem 1. Beigeordneten Carsten Venherm ist es uns als Ratsvertretern im direkten Kontakt mit der Bezirksregierung um die Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling gelungen, ein Ausstiegsszenario für die Flüchtlingsunterkunft zu entwickeln und jetzt zu finalisieren“, so Meiche und Mertens. Dreier habe dann letztlich mit der Spitze der Bima den Knoten zum Ankauf der Fläche durchschlagen. Attentäter von Solingen lebt zwischenzeitlich in Paderborn Vor vier Monaten galt der Notunterkunft dann das bundesweite Medieninteresse, war dort doch zwischenzeitlich der mutmaßliche Attentäter von Solingen untergebracht. Der Syrer - er soll auf einem Stadtfest mit einem Messer drei Menschen getötet und weitere verletzt haben - hätte im Rahmen eines Dublin-Verfahrens nach Bulgarien abgeschoben werden sollen, über das er nach Deutschland einreiste. Als er schließlich abgeschoben werden sollte, war er in der Neuhäuser Notunterkunft nicht antreffen. Einen weiteren Versuch gab es nicht. Hintergrund: Umstrittene Notunterkunft in Paderborn: Hier lebte der Attentäter von Solingen Wie Koeper für die Bezirksregierung erklärt, habe es in der letzten Zeit keine weiteren Proteste oder Beschwerden seitens der Anwohner gegen angebliche Belästigungen, Verunreinigungen und missbräuchliches Auslösen von Brandmeldern gegeben. Und: &bdquo;Es gibt derzeit keine Pläne für eine landeseigene Flüchtlingsunterkunft in Paderborn.“ Das Mitte 2019 von den britischen Streitkräften freigegebene Areal hat für Schloß Neuhaus als größtem Paderborner Ortsteil eine wichtige Bedeutung. Unter dem Namen Waldkamp ist im Rahmen der Umwandlung ehemaliger Kasernenflächen ein neues Quartier mit Wohn- und Gewerbeflächen sowie sozialen Infrastrukturen geplant. Frühestens fünf Jahre nach der Übergabe sind die ersten Ansiedlungen möglich Vorgesehen sind 300 Wohneinheiten, davon 30 Prozent für geförderten Wohnungsbau, Anbindungsmöglichkeiten für den Fuß- sowie Radverkehr, eine Kita und ein Quartierszentrum. Nach der erfolgten Unterschrift beider Seiten müssen noch verschiedene Gremien wie der Haushaltsausschuss des Bundestags und der Finanzausschuss des Bundesrats zustimmen, sagte Paderborns Konversionsbeauftragter Lars-Christian Lange. Erst dann könne mit den weiteren Arbeiten begonnen werden. Mehr zum Thema: Britenhäuser in Paderborn: Warum 260 Gebäude nicht auf den Markt kommen Während die Mannschaftsquartiere erhalten bleiben und umgebaut werden, steht im hinteren Bereich der Rückbau vorhandener Gebäude an. Die Flächen für kleinteiliges Gewerbe sollen parallel zur Dubelohstraße entstehen. Hinzu kommen noch die notwendigen Erschließungsarbeiten. Mit den ersten Wohn- und Gewerbeansiedlungen ist laut Lange frühestens zwei bis drei Jahre nach Bereitstellung der ersten baureifen Grundstücke zu rechnen. Also &bdquo;fünf Jahre plus“ nach der Übergabe des Areals.

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