Verkehrswende: Transportfahrten werden schwieriger

Bielefeld. Im Alltag spielt das zu Fuß gehen eine große Rolle. Doch danach bleibt das Auto das mit Abstand bevorzugte Verkehrsmittel. Das bestätigt die große Umfrage der zur Verkehrswende der NW. Danach steigen drei von vier Bielefeldern ins Auto, wenn sie etwas zu erledigen haben, zumindest im Winter. Da ist es kein Wunder, dass viele bei einer Mobilitätswende, die den Autoverkehr reduzieren will, Auswirkungen erwarten – jedoch nicht immer zum Schlechteren. Im Winter nehmen 76 Prozent der Befragten den Pkw für die wichtigsten Wege, im Sommer immerhin noch 61 Prozent. Dabei liegt die Gruppe der 30- bis 59-Jährigen, die in der Regel ja im Berufsleben steht, sogar bei Werten über 80 Prozent. Daraus kann man schließen, dass es gerade die Wege zu Arbeit, Schule oder Universität sind, bei denen die Bielefelder mit dem Auto fahren. Besser bei Weg zur Arbeit Umso erstaunlicher ist es, dass es bei der Frage nach den persönlichen Auswirkungen der Verkehrswende gerade in dieser Kategorie überraschend positive Werte gibt: Danach befürchten nur 16 Prozent der &bdquo;Betroffenen", dass es bei der Fahrt zur Arbeit, Schule oder Uni eine Verschlechterung gibt. Dagegen geben 40 Prozent an, dass sie dabei sogar auf eine Verbesserung hoffen. Das mag aber auch daran liegen, dass doch schon eine erhebliche Zahl Stadtbahn, Bus oder Fahrrad nutzt, für die die Verkehrswende ja Aufwertungen bringen soll. Nach der Befragung steigen im Winter 47 Prozent bei normalen Wegen in Stadtbahn oder Bus, im Sommer 40 Prozent. So viele nehmen in der warmen Jahreszeit auch das Fahrrad oder das Pedelec, im Winter allerdings nur noch 23 Prozent. Diese niedrigeren Werte dürften bei anderen Kategorien stärker durchschlagen, bei denen die Verkehrswende deutlich schlechter wegkommt. So ist es bei Freizeitaktivitäten wie Kino, Theater und Sport noch relativ ausgeglichen zwischen Vor- und Nachteilen, die erwartet werden. Schlechter bei Weg zum Einkauf Aber bei Wegen, wo es auch um Transport geht, sieht das Bild ganz anders aus: Beim Einkaufen in der Innenstadt befürchten 32 Prozent persönlich negative Auswirkungen durch Umbauten im Verkehrsraum, nur 14 Prozent versprechen sich davon Verbesserungen. Noch krasser ist es beim Einkauf in Bau- und Supermärkte: Da gehen nur acht Prozent noch von Vorteilen aus, aber 37 Prozent erwarten, dass es schlechter wird. Ähnlich deutlich ist der Unterschied beim Transport von Kindern und anderen Familienmitgliedern. Auch hierfür sind Stadtbahn, Bus und Fahrrad für die meisten keine echte Alternative. Das gilt auch für Lastenräder. Größte Sorgen beim "Mittelalter" Allerdings fällt auch auf: Nicht einmal jeder zweite Bielefelder fühlt sich durch Maßnahmen, den Autoverkehr zu reduzieren, betroffen, hebt Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner in seiner Auswertung der Umfrage des Instituts Mente-Factum hervor: &bdquo;Wenn aber doch, dann eher negativ." Dass es aber bei Wegen zur Arbeit oder Ausbildung ein positiveres Echo gibt, erklärt er damit, dass sich die Fahrten eher außerhalb der Innenstadt abspielten. Das heißt, darin sind auch viele Pendler ins Umland enthalten. Und nicht berücksichtigt sind Pendler, die aus Nachbarstädten nach Bielefeld kommen. Interessant ist aber auch der Vergleich nach dem Alter: Bei über 60-Jährigen spielt der Fahrt zur Arbeit so gut wie keine Rolle mehr. Und in den anderen Kategorien, selbst beim Einkauf, sind die Älteren eher gelassener. Am größten sind die Sorgen hier beim beruflich und familiär stark engagierten &bdquo;Mittelalter", bilanziert Schöppner. Der höchste Wert bei den Verschlechterungen liegt hier bei 45 Prozent. "Positive Erwartungen Mangelware" Aber klar wird auch für den Meinungsforscher: &bdquo;Mit Ausnahme der Fahrten in die Außenbereiche sind positive Erwartungen in allen Altersgruppen Mangelware." Das heißt auch: Der Verkehrswende fehlt ein positives Image. Eine Aufbruchstimmung ist bei den Bielefeldern nicht zu spüren. Es gibt offenbar nur eine Minderheit, die sich wirklich eine Verbesserung ihrer Mobilität von der Umverteilung des Verkehrsraums verspricht. Allein die Aussicht auf etwas mehr Flaniermeile in der Altstadt scheint die wenigstens zu locken. Alle bisher erschienenen Inhalte zu unserer Themenreihe Verkehr lesen Sie hier.

Meistgelesen