Eltern und Schüler sauer auf ÖPNV-Planung: Neuer Bielefelder Busplan verlängert Schulweg

Bielefeld-Senne. Seit rund drei Wochen fährt die Linie 1 wieder über die Hauptstraße in Brackwede – zwar noch immer nicht bis zur Endstation Senne, jetzt aber bis &bdquo;Brackwede Kirche“. &bdquo;Mit neuen Linien und besseren Verbindungen optimieren wir das Angebot in und um Brackwede“, heißt es auf der Website von Mobiel. Nachdem schon in Ummeln unzufriedene Stimmen laut wurden, sind jetzt die Senner sauer: Für Schülerinnen und Schüler, die aus Senne kommen und in Brackwede zur Schule gehen, ist das Angebot nun nämlich alles andere als optimiert – auf dem Weg zur Schule müssen sie einen Umweg fahren und umsteigen. &bdquo;Alle, die aus Senne kommen, müssen einmal den großen Bogen fahren“, sagt Mutter Anja Siegfried. Die Linie 36, die bisher zwischen Senne und Sieker fuhr, ist mit den neuen Fahrplänen weggefallen. Einige Linien wurden neu eingeführt, andere fahren mit verändertem Fahrplan. &bdquo;Der ganze Süden muss jetzt über das Brackweder Zentrum fahren.“ Besonders Kinder und Jugendliche sieht Siegfried davon geschädigt – auch ihre eigene Tochter. Zwölf Minuten sei die zehnjährige Nele etwa von Senne bis zum Brackweder Gymnasium in der Nähe des Gleisdreiecks unterwegs gewesen, dazu kamen einige Minuten Fußweg. Mit dem neuen Fahrplan soll sie nun – je nach Verbindung – samt Umstieg zwischen 30 und knapp 40 Minuten unterwegs sein, Fußweg inklusive. Schulbus fährt nur einmal mittags Immerhin, nicht immer: &bdquo;Es fährt ein Schulbus, die Linie 194“, sagt Siegfried. Der Bus fährt zwischen &bdquo;Vormbrock“ bis zur Haltestelle &bdquo;Brackwede Gymnasium“. Gerade die ersten Tage mit den neuen Fahrplänen seien chaotisch gewesen: &bdquo;Drei Haltestellen vor der Schule konnte der Schulbus niemanden mehr mitnehmen, weil er voll war“, habe Tochter Nele ihrer Mutter am Abend berichtet. Am zweiten Tag seinen viele dann auf das Rad umgestiegen, sagt die Zehnjährige. Sie stieg an Tag 3 auf das Fahrrad um – im Sommer eine Option, im Winter bei Regen und Kälte laut ihrer Mutter jedoch nicht. Denn der Busplan verrät: Die Linie 194 ohne Umweg über das Brackweder Zentrum fährt nur ein einziges Mal mittags: um 13.15 Uhr. Bei Schulschluss nach der sechsten Stunde sei das eine Option, sagt Siegfried. &bdquo;Aber es gibt auch Kinder, die sieben oder acht Stunden haben.“ Lesen Sie auch: Anfang vom Ende einer Bielefelder Baustelle: So sieht die Brackweder Hauptstraße jetzt aus Schüler sind überfordert Für Tochter Nele bedeutet das etwa, dass sie den Bus zwar morgens nehmen könnte, aber nur einmal in der Woche für den Rückweg. Mobiel riet ihrer Mutter auf Nachfrage noch zu einer weiteren Verbindung: Zu Fuß solle Nele von der Schule bis zur Haltestelle &bdquo;Düsseldorfer Straße“ laufen – laut Google zu Fuß 17 Minuten – und von dort aus könne sie dann die Linie 94 nehmen. Als Anja Siegfried bei Google nach einer Verbindung von der Schule bis nach Hause suchte, wurde ihr sogar eine Fahrt mit der Regionalbahn angezeigt. Die Realschule Brackwede berichtet von vielen Zuspätkommern in den ersten zwei Wochen nach der Umstellung. Einige Schüler fühlten sich überfordert, berichtet die Schule. Das direkt daneben gelegene Gymnasium Brackwede spricht ebenfalls von massiven Schwierigkeiten der Schülerschaft. &bdquo;Für viele ist das eine große Verschlechterung“, sagt Schulleiterin Heike Bug. Mobiel äußert sich wie folgt zu der Problematik: &bdquo;Durch geänderte Fahrzeiten oder neue Linienführungen lassen sich Anschlüsse besser koordinieren, Wartezeiten verkürzen oder Fahrten in stark nachgefragten Zeiten verstärken“, schreibt Pressesprecherin Yvonne Liebold. &bdquo;Während sich das Angebot für die meisten Fahrgäste verbessert, kann es aber auch sein, dass für einzelne Verbindungen keine Direktverbindung mehr angeboten wird, sondern ein Umstieg nötig wird.“ Mobiel wolle jedoch den Bedarf von weiteren Fahrten der Schulbuslinie 194 prüfen, sagt Liebold. Lesen Sie auch: Neuer Busplan: Bielefelder müssen auf dem Weg in die Stadt jetzt umsteigen Gymnasium sammelt Erfahrungen von Schülern Das Gymnasium Brackwede führe derzeit auch eine Datenerhebung durch, sagt Schulleiterin Heike Bug. Sie will wissen, für wie viele Kinder und Jugendliche der Schulweg nun schlechter verläuft – und auch welche Gründe sie dafür nennen. Für Anja Siegfried ist die vermeintliche &bdquo;Verbesserung“ der Busfahrpläne, die Mobiel auf ihrer Website bewirbt, alles andere als das. &bdquo;Die Senner wurden hier total fallen gelassen“, sagt sie.

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