Neuer Busplan: Bielefelder müssen auf dem Weg in die Stadt jetzt umsteigen

Bielefeld. Die Stadtbahnlinie 1 startet ab 15. Juni wieder durch – und spricht von &bdquo;besseren Verbindungen“. In Brackwede. Auch dank eines neuen Buskonzepts. An jeder Haltestelle steht das Wort &bdquo;besser“ auf einem Aushang. In Ummeln kann Verena Wienke darüber nur lachen. &bdquo;Besser?“, fragt sie, &bdquo;was denn?“ Nichts werde in Ummeln besser, es werde &bdquo;noch schlechter“. Es ist ein Durcheinander. Bestes Beispiel: Bezirksbürgermeister Jesco von Kuczkowski (SPD) und sein Stellvertreter Vincenzo Copertino (CDU). Ziemlich beste Freunde sind sie nicht. Das Thema Busse in Ummeln aber eint sie – und die meisten Politiker in Brackwede. Fast jeder gibt zu, bei der Vorstellung des neuen Konzeptes durch Mobiel (plus Info-Vorlage) einigermaßen entgleist zu sein. Copertino: &bdquo;Die Vehemenz der Konsequenzen war uns nicht ersichtlich.“ Von Kuczkowski: &bdquo;Gerade in Ummeln ist das echt nicht gut gelaufen, wir müssen schauen, ob man da nicht noch nachbessern kann.“ Seine Kritik: gleiche Taktung, weniger Direktverbindungen. Total kompliziert sei es gewesen, zu verstehen, welche Auswirkungen die wiederbelebte Linie 1 und das dazu neu gestrickte Buskonzept im Detail hat. Denn: Neue Buslinien wurden entworfen, neue Nummern vergeben, neue Umstiege definiert. Mobiel-Sprecherin Lisa Teichler: &bdquo;Es gab einen breiten politischen Beteiligungsprozess, Politiker konnten Vorschläge einbringen, Brackwede hat das Konzept einstimmig beschlossen.“ Offenbar aber war nicht jede Konsequenz zu erahnen. Komplizierte Faktenlage für Politik schwer zu verstehen Wienke (55) nennt ein Beispiel: &bdquo;Die beliebte 28 ist nun die 42 – und fährt nicht mehr in die Innenstadt, sondern nur noch bis zum Betheleck.“ Für ältere Menschen bedeute das: umsteigen. Diese Linie ist für Ummeln das Flaggschiff von Mobiel gen City. Wohlgemerkt, wochentags, mit zwei Fahrten pro Stunde. Jetzt plus Umstieg. Alles besser? Für wen? Copertino: &bdquo;Das ist unkomfortabel, Mobiel, so mein Eindruck, will vor allem die Stadtbahnlinie 1 vollmachen.“ Wie groß das Durcheinander ist, zeigt der Blick auf die Linie 87, die die Firma Oester-Barkey für Moniel fährt. Und die ähnlich fahrende 95. Copertino sagt, beide würden nicht mehr vom Bahnhof Gütersloh zum Hauptbahnhof in Bielefeld fahren, sondern nur noch bis zum Bahnhof Brackwede. Auch Jesco von Kuczkowski hat das so verstanden. Anwohner in Ummeln ebenfalls. Ein Busfahrer, der gefragt wird, sagt, die 87 fahre weiter direkt bis zum Hauptbahnhof, die 95 jedoch nur noch bis Brackwede Bahnhof. Teichler hingegen sagt, bei 87 und 95 ändere sich nichts. Hans-Gerd Oester-Barkey klärt auf: &bdquo;Beide gehören zu einem Konzept, das Mobiel 2028 umsetzen möchte – dann sollen beide nur noch bis Brackwede Bahnhof fahren.“ Seine Meinung: &bdquo;Immer umsteigen? Das ist für ältere Ummelner eine Zumutung.“ Busunternehmer kann über zwei Linien aufklären So viel zur Informationslage. Teichler findet, dass weitreichend informiert werde – über Aushangfahrpläne, Flyer in den Bussen, Infos an den Umsteigepunkten, 17.000 Hauswurfsendungen, Personal an drei Haltestellen in Brackwede. Blickt Wienke auf den Zettel an ihrer Haltestelle, sagt sie genervt: &bdquo;Den könnte meine Mutter nicht einmal lesen.“ Sehr klein steht da sehr weit oben: &bdquo;Es entfallen Linie 28 und 128, nutze Linie 42 und 144.“ Und, in Klammern gesetzt, wo die grob langfahren. Für Wienke ein Witz, und eine Hauswurfsendung habe sie in Ummeln auch nicht bekommen. Fakt sei: Es werde immer weniger für die Menschen in Ummeln getan. Abgehängt fühlten sich viele. Und wendeten sich immer mehr Gütersloh zu. Mangels durchfahrender Busse gebe es &bdquo;keine verlässliche Möglichkeit mehr, in die Bielefelder Innenstadt zu kommen“. Seit mehr als 30 Jahren lebe sie in Ummeln, &bdquo;wir werden immer weiter abgeschnitten“. Wienke: &bdquo;Das ist das Gegenteil einer Verkehrswende.“ Sie unterstellt: &bdquo;Mobiel will nur die Stadtbahn vollbekommen.“ Zum Thema: Bielefelds südlichste Bahnhaltestelle Und sonst? Schaut sie rüber ins vier Kilometer entfernte Quelle, weiß sie, dass es dort Schulen und Arztzentren gibt. Und der ÖPNV? &bdquo;Das sind unsere direkten Nachbarn, aber es gibt keine direkte Verbindung dorthin.“ Und so kann sie nur enttäuscht lachen, wenn auf den Zetteln von Mobiel das Wörtchen &bdquo;besser“ steht. Für sie ist dieses &bdquo;besser“ in Ummeln eindeutig ein &bdquo;schlechter“. &bdquo;Kann nicht nachvollziehen, was Mobiel da macht“ Copertino (CDU) sieht es ähnlich: &bdquo;Ich kann nicht nachvollziehen, was Mobiel da macht.“ Während Mobiel davon spricht, dass die City-Buslinie 28 &bdquo;aufgrund ihrer Länge störanfällig ist“, spricht Copertino von, &bdquo;der Linie, in die sich alle verliebt haben“. Mobiel hingegen hebt die &bdquo;stabilere“ Fahrt der Stadtbahn hervor, Folge: &bdquo;Deutlich verbesserte Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.“ Nun geht alles sehr schnell, zum 15. Juni greift das neue Konzept. &bdquo;Gerade für Ältere ist das alles in Ummeln eine große Hürde“, sagt Copertino. Die CDU habe eine Anfrage vorbereitet, Frage: &bdquo;Können die Linien 87 und 95 nicht, zumindest in Stoßzeiten, bis zum Hauptbahnhof durchfahren?“ Stiefmütterlich werde Ummeln behandelt: &bdquo;Eine Mutter schreibt mir aus dem Südwestfeld, dass ihr Kind künftig zum Schulstart 7.50 Uhr in der City den Bus um 6.33 Uhr nehmen müsse.“ Eine Zumutung sei das, finden viele. Die SPD hat das Thema intern auf die Tagesordnung geholt, die Grünen haben den Anrufbus &bdquo;Anton“ als Idee. Lesen Sie auch: Verwirrung beim Buskonzept für die neue Hauptstraße Woanders Verbesserungen – aber nicht in Ummeln Von Kuczkowski sieht zwar an anderen Stellen – so für Gymnasium und Realschule – klare Verbesserungen, doch mit Blick auf Ummeln sagt er: &bdquo;Nicht glücklich gelaufen.“ Mobiel ahnt das vermutlich, denn: In einer Pressemitteilung zum Konzept wird vieles erwähnt, nur eines nicht: Ummeln.

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