Bielefeld. Am Montag, 9. November, veranstaltet das "Antifaschistische Bündnis Bielefeld" trotz Corona eine Gedenk-Demonstration. Damit soll an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden. Die Versammlung steht unter dem Motto "Gedenken heißt kämpfen" und beginnt um 18 Uhr am Bielefelder Hauptbahnhof.
„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", sagt Bündnis-Sprecherin Anna Schmidt. Doch gerade in Zeiten zunehmender Isolation sei ein solidarisches Miteinander wichtig. "Deshalb schaffen wir einen Raum für ein gemeinsames Gedenken an die Opfer von faschistischem Terror. Auch heute noch gibt es Nazis, Antisemiten, Rassisten, Sexisten und andere Menschenfeinde. Sie verschwinden auch während der Corona-Krise nicht einfach."
Erinnerungen an die Novemberpogrome
Mit der Demonstration erinnern die Veranstalter an den Jahrestag der Novemberpogrome vom 9. November 1938. Damals wurden in Bielefeld und im gesamten deutschen Reich jüdische Geschäfte, Wohnungen und Synagogen angegriffen und zerstört. Die Täter waren organisierte Nazis sowie sympathisierende Anwohner. Etwa 800 Juden wurden in den Tagen um den 9. November herum ermordet. Die Pogrome markieren den Übergang von der antisemitischen Ausgrenzung zur gezielten Verfolgung, der Millionen von Juden zum Opfer fielen.
Zum dritten Mal organisiert das "Antifaschistische Bündnis Bielefeld" den Zug durch die Innenstadt. In diesem Jahr findet das Gedenken aufgrund der Corona-Pandemie unter besonderen Bedingungen statt.
Auftaktort ist Mahnmal auf dem Bahnhofsvorplatz
Auftaktort der Demonstration ist das Mahnmal für die von den Nazis Deportierten auf dem Bahnhofsvorplatz. Die dortigen Gedenktafeln erinnern an die Juden aus Bielefeld und Ostwestfalen, die ab 1941von dort aus in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden.
Anders als in den vergangenen Jahren führt die Demo diesmal nicht durch die Fußgängerzone. Stattdessen wird ein kürzerer Weg auf breiteren Straßen genutzt, um besser für Abstand zwischen den Teilnehmern zu sorgen. Alle Teilnehmer sind aufgefordert, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen und auf ausreichende Abstände zueinander zu achten.
Abschluss auf dem Kesselbrink
Eine Zwischenkundgebung findet auf der Kreuzung Herforder Straße/Friedrich-Ebert-Straße statt, bevor es zum Abschluss zum Kesselbrink geht. Unweit vom Kesselbrink in der Turnerstraße stand ab1905 eine stadtbildprägende Synagoge, die in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 ausgeraubt, in Brand gesteckt und vollständig zerstört wurde. Die nah am Kesselbrink stationierte Feuerwehr griff nur zum Schutz benachbarter Gebäude ein. An diesem Ort wird das "Antifaschistische Bündnis" die Demonstration mit einer Kranzniederlegung beenden.