Bielefeld will Hunderte Hektar für Wohnungsbau sichern

Bielefeld. Die Klagen über fehlende Flächen für Wohnungsbau und Gewerbe häufen sich. Bielefeld hat noch Vorräte, doch die werden knapp und passen teils nicht zu den geplanten Projekten. Die Baulandstrategie soll möglichst schnell helfen. Doch auch auf Dauer muss die Stadt Potenziale sichern. Das kann sie über den neuen Regionalplan. Für den will sie jetzt viele Flächen anmelden. Doch die sind teils umstritten. 115 Hektar für Wohnen und 247 Hektar für Gewerbe – das sind die Flächen, die die Ämter untersucht haben. Viele Flächen halten sie für machbar, einige fielen durch. Und so war es auch in den Bezirksvertretungen, die der Stadtrat beteiligt hat. Jetzt liegen die Voten auf dem Tisch, das Bauamt hat sie ausgewertet. Der Rat soll am 3. September noch vor der Kommunalwahl entscheiden, welche Flächen Bielefeld für den Regionalplan favorisiert. Weichen bis 2040 stellen Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) hält das für einen ganz wichtigen Punkt, um die Zukunft Bielefelds zu sichern. Deshalb hatte er extra mit Baudezernent Gregor Moss (CDU) zur Pressekonferenz geladen. Moss fiel wegen eines Wespenstichs aus. So warb Clausen allein dafür, dass sich die Politiker im Rat der Bedeutung der Flächenanmeldung bewusst sind: &bdquo;Die Stadt sollte sich früh positionieren, um Einfluss auf die wichtige Weichenstellung bis zum Jahr 2040 zu nehmen.“ Und der OB betonte, dass dies zwar wegweisend sei, &bdquo;aber die Flächen nicht in Stein gemeißelt sind“. Das heißt, nur wenn später auch Eigentümer zur Bebauung bereit sind, der Rat zugestimmt hat und überhaupt noch Bedarf besteht, käme eine Bebauung in Betracht. Das betonte Clausen auch, weil er die Befürchtungen in den Bezirken, aber auch im Rat zerstreuen will, dass Flächen blockiert oder unnütz verbraucht werden. "Die Karawane zieht weiter" Der Regionalplan sichere sie nur als Option. Dann werde jede einzelne geprüft. Und wenn sie durchfalle, schaue man auf die nächste: &bdquo;Die Karawane zieht weiter“, sagte der OB: &bdquo;Wir können schließlich für Wohnungs- und Gewerbebau niemanden enteignen.“ Der neue Regionalplan wird aber auch schon Flächen aus dem alten übernehmen. In dem stehen laut Christine Thenhaus vom Bauamt mehr als 130 Hektar für Wohngebiete. Davon will die Stadt die Hälfte aber streichen, weil sie unrealistisch sind. Dazu gehören Flächen zwischen Jerrendorfweg und Herforder Straße, die zur Finanzierung eines zweiten Johannisbachstausees, des Untersees, mal angedacht waren. Das Projekt gilt heute als unrealistisch und wird von der Stadt nicht weiter verfolgt. "Der Eigentümer will nicht verkaufen" Umstritten ist aber auch das große Gebiet zwischen dem Campus Nord und Babenhausen am Poggenpohl, auf dem vor allem CDU und FDP sich als Ergänzung zur Hochschullandschaft im Nordwesten ein neues Wohngebiet für Tausende Menschen vorstellen können. Umwelt- und Naturschützer laufen dagegen Sturm, die Politiker in Dornberg sehen es ebenfalls kritisch. Trotzdem müsse man es für eine wachsende Stadt wie Bielefeld als Option sichern, meint Clausen: &bdquo;Wir wollen es drinlassen. Aber ich kann beruhigen. Der Eigentümer der Hauptflächen will nicht verkaufen.“ Entscheiden muss der Rat, ob von der Verwaltung als geeignet eingestufte, von den Bezirken aber abgelehnte Flächen in der Anmeldung bleiben. Diese Konstellation gibt es beispielsweise am Höfeweg in Dornberg, an Buschbachtal und Milser Straße in Heepen. Kritik an Gewerbestandorten Einen weiteren Schritt bei der Bielefelder Baulandstrategie, mit der die Stadt selbst in den Markt eingreifen will, soll der Rat ebenfalls noch am 3. September tun: Für in zwei bis drei Jahren realisierbare Flächen, verteilt über die Stadtbezirke, sollen die Politiker jetzt die Grundlage für eine Bebauung freigeben. Clausen hofft so, den Wohnungsbau beschleunigen und auf die Preise und Mieten dämpfend einwirken zu können. Deutlich kritischer sehen die Bezirke mögliche Gewerbestandorte an. Hier gibt es erhebliche Bedenken vor großen Eingriffen in die Landschaft oder Belastungen für angrenzende Wohngebiete.

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