Millionen-Hochhaus an Bielefelds Kesselbrink wird verkauft – und wirft Fragen auf

Bielefeld. Markantes Gebäude in bester Innenstadtlage: Der sogenannte &bdquo;Prestige Tower“ am Kesselbrink steht für rund 2,1 Millionen Euro zum Verkauf. Das sechsgeschossige Büro- und Geschäftshaus aus dem Jahr 1988 bietet über 1.061 Quadratmeter vermietbare Fläche auf einem 369 Quadratmeter großen Grundstück – und laut Anzeige auf einem Immobilienportal &bdquo;großes Entwicklungspotenzial“. Die Lage – direkt zwischen Wilhelmstraße und Friedrich-Verleger-Straße – zählt laut den Inseraten des Anbieters &bdquo;HighRise Consulting UG“ bei &bdquo;immoscout“ und &bdquo;kleinanzeigen.de“ zu den gefragtesten in der Bielefelder Innenstadt. Die bisherigen Mieteinnahmen liegen demnach bei rund 115.000 Euro jährlich, verteilt auf zwei Ladenlokale im Erdgeschoss (rund 85 m² und 56 m²) sowie mehrere Büro- und Praxisflächen zwischen 78 m² und 160 m² in den oberen Etagen. Besonders interessant ist ein Satz im Anzeigentext bei &bdquo;immoscout“: Laut Anbieter liege vom Bauamt eine Zusage vor, dass das Gebäude auch für Airbnb-Vermietungen genutzt werden könne. Dadurch drängt sich die Frage auf: Wäre es in Zeiten knappen bezahlbaren Wohnraums nicht sinnvoller, hier ebensolchen zu schaffen? Bauamt: Airbnb konkurriert nicht mit Wohnungsmarkt Auf Nachfrage bestätigt das städtische Bauamt, dass der Bereich am Kesselbrink als gewerblich geprägtes Gebiet gilt. &bdquo;Beherbergungsbetriebe sind hier im baurechtlichen Sinne grundsätzlich zulässig“, teilt die Stadt mit. Dazu zählen auch Kurzzeitvermietungen – also etwa über Plattformen wie Airbnb oder Booking.com. Zum Thema: Warum der Tourismus für OWL so wichtig ist Gleichzeitig betont die Behörde, dass diese Nutzung in der Innenstadt differenziert zu bewerten sei: &bdquo;In einem überwiegend gewerblich genutzten Quartier konkurriert eine solche Vermietung nicht direkt mit dem klassischen Wohnungsmarkt“, heißt es. Anders als in Wohnvierteln, wo Airbnb-Angebote tatsächlich dringend benötigten Wohnraum blockieren können, gehe es am Kesselbrink vor allem um Flächen, die bislang als Büros oder Läden genutzt wurden. Kritiker warnen allerdings vor den Folgen, wenn immer mehr Gewerbeflächen oder Wohnungen in lukrative Kurzzeitvermietungen umgewandelt werden. Laut einer Untersuchung der Stadt Köln führe das wachsende Angebot von Ferienwohnungen zu einer &bdquo;zusätzlichen Belastung des ohnehin angespannten Wohnungsmarkts“. Airbnb und Co verstärken Druck auf Mieten? Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) mahnte 2024, dass durch Plattformen wie Airbnb &bdquo;Wohnungen dem Markt entzogen werden, die in Städten dringend gebraucht werden“. Studien aus anderen europäischen Städten, etwa aus Salzburg, zeigen ähnliche Entwicklungen: Kurzzeitvermietungen würden den Druck auf die Mieten verstärken und die Zahl langfristig verfügbarer Wohnungen verringern. Die Frage, wie die Nutzung von Immobilien als temporäre Beherbergung – ob klassisches Hotel oder Airbnb – vor dem Hintergrund der Wohnraumnot im Stadtgebiet zu bewerten ist, ist auch in Bielefeld nicht unstrittig. Laut aktuellen städtischen Wohnraumberichten besteht in Bielefeld ein angespanntes Wohnungsmarktklima mit hoher Nachfrage und geringer Verfügbarkeit gerade im bezahlbaren Segment, besonders in zentralen Lagen wie dem nördlichen Innenstadtrand. Hotelangebot in Bielefeld reicht nicht aus Befürworter hingegen sehen in einer gemischten Nutzung von Innenstadtflächen durchaus Chancen. Laut einer EU-Studie könne die kurzfristige Vermietung Teil &bdquo;der lokalen Wirtschaft und Stadtentwicklung“ sein und Innenstädte durch Tourismus und temporäre Aufenthalte beleben (sozialdemokratische S&D-Fraktion im EU-Parlament, 2022). .responsive23-o5TeGJX6chaTuX2w-map-gebaeude-kesselbrink-5 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-o5TeGJX6chaTuX2w-map-gebaeude-kesselbrink-5 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-o5TeGJX6chaTuX2w-map-gebaeude-kesselbrink-5 { padding-top: 142.86%; } } Auch Stadtentwickler betonen, dass gerade lebendige Quartiere vom Nebeneinander unterschiedlicher Nutzungsformen profitieren – solange klare Regeln gelten. In Bielefeld reicht zudem das Hotelangebot mittlerweile selbst außerhalb der Messezeiten oft nicht aus, sodass jeder Büroumbau, der zusätzliche Unterkünfte schafft, bei Veranstaltern auf offene Arme stößt. Umbruch rund um den Kesselbrink in Bielefeld Das Viertel rund um den Kesselbrink wandelt sich derzeit spürbar. Mit dem neu gestalteten Abschnitt der Wilhelmstraße und dem Wilhelm 1 (früher mit der Löwenapotheke im Erdgeschoss) wachsen Jahnplatz und Kesselbrink-Quartier zunehmend zusammen. Die frisch gepflasterte Wilhelmstraße präsentiert sich nun als fußgängerfreundlicher Boulevard, verleiht zusammen mit der &bdquo;Wissenswerkstadt“ dem lange unterschätzten Quartier neue Strahlkraft und steht symbolisch für den Aufbruch. Der einstige &bdquo;Problemplatz“ Kesselbrink entwickelt sich Schritt für Schritt zu einem lebendigen Erweiterungsraum der Innenstadt. Lesen Sie auch: Touristisches Reiseziel Bielefeld: Die Betten sind knapp Den Auftakt machte einst das Telekom-Hochhaus, das mit seinem Umbau zum modernen H1 ein erstes starkes Signal setzte. Die &bdquo;Neue Westfälische“ folgt mit ihrem neuen Medienzentrum an der Friedrich-Ebert-Straße, das im kommenden Jahr bezogen werden soll. Jetzt könnte der &bdquo;Prestige-Tower“ – bislang ein klassisches Gewerbeobjekt – zum neusten Renditeprojekt und weiterer Baustein des Umbruchs am Kesselbrink werden. 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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