So sieht Kommunalwahlkampf zu Corona-Zeiten in Bielefeld aus

Bielefeld. Kommunalwahlkampf – schon in Zeiten vor Corona kein leichtes Geschäft. Die Wahlbeteiligungen bei den vorherigen beiden Wahlen lag immer knapp über 50 Prozent. Doch wie jetzt das Interesse der Bielefelder schüren, am 13. September zu den Wahlurnen zu strömen? Großveranstaltungen? Verboten. Haustürwahlkampf? Nicht angesagt. Infostände? Ja, aber eingeschränkt. Hier ein kleiner Blick darauf, was sich die Parteien und Wählergemeinschaften stattdessen einfallen lassen. Klassische gedruckte Medien wie die NW sind wichtig, ebenso gedrucktes Werbematerial, die Online-Auftritte und die Sozialen Medien. Die Wahlkämpfer sind bei Facebook unterwegs, teilweise auch bei Twitter und Instagram. Viele bieten Online-Veranstaltungen zu diversen Themen an. Ralf Nettelstroth, CDU-Oberbürgermeisterkandidat, hat sich beispielsweise jüngst begeistert geäußert, dass sich zum Netz-Talk mit dem Thema &bdquo;Verkehr" mehr als 870 Leute reingeklickt haben – mehr als mit einer herkömmlichen Diskussionsveranstaltung zu erreichen gewesen wären. Ein witziges Format, das aus dem Rahmen fällt, hat sich Jan Maik Schlifter (FDP) ausgedacht. &bdquo;Stadtrat Schlifter liest Zeitung" heißen die Videos auf YouTube. Ältere könnte das vom Titel her an eine italienische Zeichentrickserie erinnern – &bdquo;Herr Rossi sucht das Glück". Herr Rossi und sein Hund Gastone reisen durch die Welt, um dem Glück auf die Spur zu kommen. Der Liberale sucht sein Glück auf dem Chefsessel im Rathaus. Wöchentlicher Bielefeld-Politik-Podcast Schlifter fasst in seinem Bielefeld-Politik-Podcast jeweils die wichtigsten Ereignisse einer Woche für die Stadt zusammen und gibt seine Sicht der Dinge preis. Am erfolgreichsten war bislang Folge 4 über den &bdquo;Maskenlosen OB Pit Clausen und die Bielefelder Konjunktur" mit immerhin 1.758 Aufrufen. Die FDP wird auch Parteichef Christian Lindner zu Gast haben. Die SPD mit Amtsinhaber Pit Clausen ist beispielsweise mit 15 roten Rädern und Lastenrädern unterwegs. Mobile Infostände, um Wahlkampfmaterial unters Volk zu bringen. Auch Wahlkampfmanagerin Greta Maurer plant einen Videoclip mit Clausen, der zum dritten Mal Bielefelds Stadtoberhaupt werden möchte. Dazu kommt bundespolitische Prominenz, wie Bundesarbeitsminister Hubertus Heil oder der Noch-Juso-Chef Kevin Kühnert, der – zumindest in der Vergangenheit – sogar eine Dauerkarte von Arminia Bielefeld besaß. Wahlkampf auf dem Rad Radeln gehen auch die Bündnisgrünen mit Spitzenkandidatin Kerstin Haarmann. Sie veranstalten unter anderem Themen-Radtouren. Morgen geht es beispielsweise um &bdquo;Neue Konzepte auf dem Acker" mit einem Besuch auf dem Engelingshof in Theesen. Geplant ist auch ein &bdquo;Townhall Meeting" mit der Spitzen-Grünen Annalena Baerbock. Darüber hinaus setzt auch die grüne Spitzenkandidatin Haarmann in Corona-Zeiten auf Online-Talks. Gordana Rammert, OB-Bewerberin, die von Bürgernähe und Piraten aufgestellt wurde, hofft auf viele Wähler-Kontakte durch Rundgänge durch die einzelnen Stadtbezirke unter dem Motto &bdquo;Spazier’ durchs Quartier. Rainer Ludwig lädt zu &bdquo;Kamingesprächen" in kleiner Runde ein. Er hofft, dass die Multiplikatoren ausschwärmen und helfen, die Positionen der Bürgergemeinschaft für Bielefeld zu verbreiten. Darüber hinaus veranstaltet die BfB auch Info-Abende. Infostände nur begrenzt erlaubt Insgesamt treten 13 Parteien und Wählergemeinschaften zur Kommunalwahl am 13. September an. An diesem Tag wird auch der Integrationsrat für die Stadt Bielefeld gewählt. Zwölf Kandidaten wollen Oberbürgermeister werden. Wie informiert die Bürger ihre Wahlentscheidung treffen, hängt dieses Mal deutlich mehr davon ab, dass sie sich aktiv um Informationen bemühen, um zu erfahren, was die Parteien wollen. Noch einmal zu den Infoständen. Die Stadt Bielefeld hat diese grundsätzlich auf fünf Wochenmärkten untersagt: Siegfriedplatz, Meinolf- und Altstadtmarkt, Markt Jöllenbeck und Markt Baumheide. Strenge Hygiene-Auflagen Auf den übrigen Wochenmärkten sind eingeschränkt Infostände erlaubt (maximal zwei zeitgleich), allerdings nicht direkt auf der Marktfläche, allenfalls im Eingangsbereich und auf angrenzenden Gehwegen. Es gelten jedoch strenge Hygienevorschriften. Zwischen dem Wahlwerbenden (mit Alltagsmaske) und den Zuhörern muss der Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Aktives Zugehen auf die Passanten ist nicht erlaubt, Gruppenbildung ist zu verhindern. Die üblichen Werbematerialien und kleinen Geschenkchen wie Kugelschreiber dürfen ausliegen und von den Passanten genommen werden. Sie müssen aber regelmäßig desinfiziert werden.

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