Hundekot auf Bielefelder Gräbern: So reagieren die Halter der Tiere bei Ansprache

Bielefeld. Die Szene wirkt bizarr: Eine Frau lässt ihren an langer Leine geführten Hund an einen Grabstein pinkeln, danach spaziert sie weiter, querbeet zwischen den Gräbern entlang. Ein Mitarbeiter des Sennefriedhofs: &bdquo;Sogar die Haufen liegen hier überall herum, auch mitten auf Grabstellen.“ Respektlosigkeit und Aggressivität hätten enorm zugenommen. &bdquo;Die kannst Du nicht ansprechen, die reagieren sofort total aggressiv.“ Ähnliches ist von anderen Friedhöfen zu hören, von Forstleuten, aus dem Botanischen Garten, aus dem Tierpark. Von Spielplätzen. Erst im Oktober hatte Rüdiger Ahrend vom Botanischen Garten entnervt festgestellt: &bdquo;Hundehalter ignorieren unsere Hinweise auf die kurze Leine, die Tiere markieren überall, die Pflanzen gehen kaputt.“ Vor allem Anwohner des Gartens gingen lieber Gassi im Garten als im angrenzenden Wald, und zeigten sich sogar bei persönlicher Ansprache uneinsichtig. Ahrend: &bdquo;Es gibt eine gewisse Ignoranz; es hält sich einfach keiner an die Regeln.“ Hundekot als Waffe gegen spielende Kinder? Regeln? Offenbar egal. Vor anderthalb Jahren beklagte Jan Witthus, dass auf dem Bolzplatz seiner Kinder im Park am Kneippweg permanent Hundekot liege – fette Haufen, schön auf dem Platz verteilt. Bis heute lässt dort jemand sein Tier gezielt zwischen den Toren kacken. .responsive23-Utz70kwbPSfqBhlt-map-friedhof-sennestadt { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Utz70kwbPSfqBhlt-map-friedhof-sennestadt { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Utz70kwbPSfqBhlt-map-friedhof-sennestadt { padding-top: 142.86%; } } Dabei gibt es nebenan eine wilde Wiese. Und in Sichtweite einen Kotbeutelspender. Die Anwohner? Fassungslos, denn es passiert nichts. Bei der Stadt hieß es schon damals, dass nur extrem selten die 50 Euro Bußgeld fällig würden. Auf frischer Tat ertappt das Amt kaum einen Halter. Hundehalter in Bielefeld verhalten sich &bdquo;absolut egoistisch“ Zurück zum Sennefriedhof. &bdquo;Der Teutoburger Wald ist um die Ecke, aber die Leute fahren gezielt zu uns“, sagt der Mitarbeiter. Er betont, dass er mitnichten ein Hundehasser sei, wie er und seine Kollegen bei Ansprachen oft schnell beschimpft würden. Im Gegenteil, er liebe Hunde. Lesen Sie auch: Spielplatz mit Kotproblem Aber eben nicht die Hundehalter, die sich mit ihren Tieren &bdquo;absolut egoistisch“ verhalten würden. Wobei er auch beobachtet, dass es zwei Lager gibt: Das große der Ignoranten und ein Kleines, das selbst verärgert ist über die anderen Halter. &bdquo;Die regt das auf, die sammeln sogar die Haufen der anderen mit auf.“ Drei Hinweisschilder auf vier Metern – doch sie werden ignoriert Eine Minderheit. Wie vor allem morgens und mittags auch die normalen Friedhofsbesucher. &bdquo;Acht Uhr? Da fahren reihenweise Autos vor, da haben wir hier oft mehr Hunde als Menschen.“ Der Mann spricht vom &bdquo;Hundetourismus zum Friedhof“. Einige kämen mit drei, vier Hunden. Die vorgeschriebene &bdquo;kurze“ Leine? Er lacht zynisch, sagt: &bdquo;Ja, was ist schon kurz?“ Bis zu den Grabstellen reiche es meistens locker. Und dann werde weggesehen, wenn gekackt wird. Schilder an den Eingängen gibt es zuhauf, am Eingang Friedhofstraße sind es drei Schilder auf vier Metern. Hilft es? &bdquo;Nein.“ Dabei steht auf neu hingehängten Schildern: &bdquo;Freilaufende Hunde, Hunde auf Grabstätten und deren Hinterlassenschaften sind ein vermeidbares Ärgernis“ – verbunden mit der Bitte, &bdquo;kurze Leine und Hinterlassenschaften entfernen.“ Kontrollen in Bielefeld schwierig Mittlerweile ist das Problem an oberster Stelle angekommen, es sind Gespräche darüber geplant, welche Rechte eine Friedhofsverwaltung hat, &bdquo;wir haben hier ja Hausrecht.“ Das passiert regelmäßig: Hundekot in Plastiktüten in der Natur Doch wie kontrollieren? Fast 100 Hektar groß ist die Fläche, das Ordnungsamt wurde schon eingeschaltet, &bdquo;aber die kommen dann zur falschen Zeit oder können auf der großen Fläche fast nichts ausrichten“. In Hamburg sei es auf einem großen Friedhof mittlerweile so weit, dass Hunde ganz verboten seien. &bdquo;Das ist doch eine Idee – aber da müsste die Politik mal was tun“, sagt der Mann, &bdquo;doch ich weiß es ja auch: Hundebesitzer sind eine starke Lobbygruppe.“ Lesen Sie auch: Hundekot verunreinigt Tierparkfutter Eine Lobby, die gewaltig gewachsen ist: Von 2010 bis jetzt hat sich die Zahl der Hunde in Deutschland auf fast elf Millionen verdoppelt, beinahe jeder vierte Haushalt besitzt ein Tier. Oder mehrere. Hundekot verärgert fast überall – Landwirte auf ihren Feldern, Forstleute in den Wäldern, den Umweltbetrieb in Parks. Die Krönung: Der Kot wird zwar in Plastikbeutel gesteckt, aber dann in die Landschaft geworfen. Beim Mähen fliegt den Mitarbeitern der Kot um die Ohren Es ist eklig, so der Friedhofsmitarbeiter: Beim Mähen fliege ihm und dem Team der Kot nur so um die Ohren. Einmal habe man alle Haufen mit Farbspray markiert, als bunte Anklage. Genützt habe es nichts. Auf freundliche Ansprachen folgten die immerselben aggressiven Reaktionen. Er versteht das nicht, es komme meist nicht einmal zu einem normalen Gespräch. &bdquo;Die wollen sich nichts gefallen lassen“, vermutet er als Hintergrund der harschen Antworten. Für ihn unverständlich, Kot und Friedhof, dass das nicht passe, sei doch gesunder Menschenverstand. Glosse zum Hundekot: Wie sch... ist das denn? Im Tonfall resigniert sagt er: &bdquo;Vielleicht setzt ja mal ein Hund einen großen Haufen auf das Grab eines Angehörigen eines wichtigen Politikers, dann könnte sich was tun.“ Reden alleine helfe nicht. Sein Eindruck: &bdquo;Für manche ist der Hund wie eine Art Kindersatz, und da zieht man doch bei seinen Liebsten nicht an der Leine beim Pinkeln oder beim großen Geschäft ...“ 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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