Bielefeld

In der Bielefelder AfD tobt ein Machtkampf

Der Vorsitzende Rolf Diekwisch tritt zurück. Er liegt im Clinch mit einer jungen, aufstrebender Kraft, die auch zur Oberbürgermeisterwahl anritt.

Rolf Diekwisch ist zurückgetreten. | © Andreas Frücht

25.03.2020 | 25.03.2020, 18:46

Bielefeld. In der Bielefelder AfD hängt offensichtlich gerade der Haussegen schief. Dort tobt ein Machtkampf, der nun erste Konsequenzen zeigt: Rolf Diekwisch, langjähriger Vorsitzender des Bielefelder Kreisverbands, ist zurückgetreten. Er ist nicht einverstanden mit den neuen Entwicklungen innerhalb der Bielefelder AfD, die vor allem von Florian Sander (35) vorangetrieben würden, wie Diekwisch sagt.

Hintergrund ist, dass Sander, Doktorand an der Universität Bielefeld und voraussichtlicher Oberbürgermeisterkandidat seiner Partei, laut Diekwisch aktuell vor allem neue Mitglieder aus dem linken Spektrum zur Partei ziehe, die "sozialistische Einstellungen" mitbrächten. Streit gab es unter anderem um die Aufnahme eines ehemaligen Linkspartei-Aspiranten. "Plötzlich gab es bei uns Kampfabstimmungen, so etwas kennen wir bei uns eigentlich nicht", moniert Diekwisch. Er hält das für typisch links.

Sozialistische Einflüsse

Der 71-Jährige versteht sich als Konservativer mit patriotischer Einstellung zu Deutschland. Er ist aber nach eigenen Angaben strikt gegen jeden Sozialismus und Rassismus. Diekwisch war jahrelang mit einer Kenianerin verheiratet. Er ist Witwer. Durch die neusten Entwicklungen erkennt er den Einzug "sozialistischer Ideen" auf die AfD.

Diekwisch wird deshalb auch nicht für die Kommunalwahl als Kandidat zur Verfügung stehen, weder für den Stadtrat noch für eine Bezirksvertretung. Die AfD plant, in allen Wahlkreisen vertreten zu sein, auch für die zehn Bezirksvertretungen sollen genug Bewerber aufgestellt werden. "Ich bleibe aber Mitglied der AfD", sagt Diekwisch, um einschränkend anzufügen: "Vorerst." Ob die AfD noch seine politische Heimat bleibt, werde die zukünftige Ausrichtung zeigen.

AfD ernennt kommissarischen Kreissprecher

Der Kreisvorstand der AfD Bielefeld hat den Rücktritt des bisherigen Kreissprechers Rolf Diekwisch zur Kenntnis genommen und darauf schnell und entschlossen reagiert: Einstimmig ernannte er Florian Sander zum kommissarischen Kreissprecher. Die Wahl eines neuen Kreissprechers wird auf einem Kreisparteitag stattfinden, welcher jedoch aufgrund der Corona-Krise zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verbindlich terminiert werden kann.

Sander betont die Einigkeit und die Geschlossenheit des Vorstandes, auch aufgrund anderslautender Pressemeldungen: „Von ‚Machtkämpfen‘ oder ähnlichem kann bei uns keine Rede sein. Der Vorstand ist hundertprozentig handlungsfähig, das Arbeitsklima ist gut. Wir bereiten uns intensiv auf den Kommunalwahlkampf vor und sind personell und programmatisch gut aufgestellt."