Mehr Platz für Bielefelds Radler auf der Brackweder Hauptstraße

Bielefeld. Autos, Straßenbahnen, Busse, Radfahrer, Fußgänger - alles knuddelt sich in der Hauptstraße, wo die Häuser an beiden Seiten dicht an dicht stehen und zudem noch Auslagen der Geschäfte, Aufsteller, Mülltonnen und vieles mehr den Raum verengen. Nach dem großen Umbau soll ab Winter 2022 alles neu geordnet werden. Aber besser? Die Ratsfraktion der Grünen sieht zumindest für Radfahrer noch nötige Änderungen in der Planung. Denn in den vergangenen Wochen habe sich einiges getan, erklärt Jens Julkowski-Keppler von der Ratsfraktion im Gespräch mit der NW. Mobilitätsstrategie und Gesetzesänderungen Auf vielen Bielefelder Straßen fahren die Radler ganz selbstverständlich auf der Fahrbahn mit. Auf der August-Bebel-Straße etwa, wo auch die Stadtbahn unterwegs ist, sagt der grüne Ratsherr. "Das ist allgemein akzeptiert." Problematisch sei es, wenn man sich als Radfahrer bedrängt fühle, etwa an Steigungen oder Engstellen, oder wenn man auf dem Fahrrad Pulkführer sei - "und dahinter fährt die Straßenbahn". Neu in die Planung einzubeziehen seien jetzt die Auswirkungen der "Mobilitätsstrategie 2030", die der Rat im März beschlossen hat, und die zu erwartenden gesetzlichen Änderungen im Bundesverkehrsministerium - wonach Radler beispielsweise künftig nur mit einem Sicherheitsabstand von 1,50 Metern überholt werden dürfen (siehe Infokasten). Verbesserungen bei der Planung Deshalb haben die Grünen im Stadtentwicklungsausschuss nachgehakt, wie "insbesondere die geplante Radwegeführung" so verbessert werden könnte, dass sie etwa bei der Sicherheit, aber auch bei der Gestaltung dem Anspruch der Mobilitätsstrategie entspricht. Zudem wollen sie wissen, wie MoBiel den Mindestabstand von 1,50 Metern gewährleisten kann. Dieser Abstand, so Julkowski-Keppler in der Anfrage, könne in der aktuellen Planung gleich an mehreren Stellen - und das außerhalb der Haltestellen - nicht eingehalten werden. Folge: "Eine Straßenbahn darf nach Inkrafttreten der Novelle aus rechtlichen Gründen Radfahrende nicht mehr überholen." Auf Kosten des Individualverkehrs Der grüne Ratsherr bekräftigt, dass seine Partei "die Planung nicht behindern oder verzögern" wolle. Er hoffe auf "einfache Maßnahmen", damit Radfahrer sich wohl fühlten und auch die Straßenbahnen Platz genug hätten. Klar sei dann aber auch: "Wenn sich etwas ändert, dann muss es auf Kosten des Individualverkehrs gehen. Zum Beispiel weniger Parkplätze." Eine Antwort der Verwaltung steht noch aus. Rad-Hauptroute auf der Gotenstraße In eine ganz andere Richtung ging die Diskussion in der Bezirksvertretung Brackwede. Dort beschlossen die Bezirkspolitiker, dass die Verwaltung im Zuge des Ausbaus Stadtring/ Gotenstraße einen "leistungsfähigen Radweg" einplanen soll, der auch den überregionalen Radverkehr von der Hauptstraße aufnehmen könne, wie es die CDU-Fraktion in ihrem Antrag formuliert hatte - inklusive Verlegung der Rad-Hauptroute. "Schnelle Radfahrer können auf der Gotenstraße fahren", unterstrich CDU-Bezirksvertreter Carsten Krumhöfner. "Sie fahren häufig ohne jede Rücksichtnahme. Mit ,good will' versuchen wir das seit Jahren". Das sah Hans-Werner Plaßmann (SPD) ähnlich. "Die Verlegung der Hauptroute ist jetzt wichtig". Denn die brenzligen Situationen gebe es jetzt, da könne man nicht zwei bis drei Jahre warten, bis die Hauptstraße umgebaut sei. Der grüne Bezirksvertreter Karl-Ernst Stille sprach sich zwar auch für einen "ordentlichen Radweg" auf der Gotenstraße aus. Eine Verlegung der Hauptroute allerdings sei zu diesem Zeitpunkt verfrüht. Daher votierte er als einziger gegen den CDU-Antrag.

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