Nach einigen Verschiebungen kam Ende Oktober der neuste Anti-Gravity-Combat-Racing-Titel "Pacer" auf den Markt. Ursprünglich als "Formula Fusion" geplant, wurde das Projekt von R8 Games bei der Ankündigung im Jahr 2015 von Fans und Kritikern zerrissen.
Neben einer schlechten Grafik und langweiligen Strecken konnte der Wipeout-Klon dem Original auch technisch einfach nicht gerecht werden. Fünf Jahre später präsentieren die Entwickler ein verändertes Spiel unter neuem Namen. Ob uns das Re-Release überzeugt, klären wir in unserem Test.
Worum gehts?
"Pacer" ist ein futuristisches Arcade-Rennspiel, bei dem wir mithilfe von bewaffneten Anti-Schwerkraft-Gleitern mit bis zu zehn weiteren Spielern um die Wette rasen. Dabei geht es je nach Rennmodus mal darum, mithilfe der Waffen eine gewisse Zahl an Kontrahenten auszuschalten („Zerstörung"), mal das eigene Durchhaltevermögen mittels möglichst fehlerlosen Manövrierens durch die sich windenden Strecken unter Beweis zu stellen („Schild-Überlebenskampf"), oder sich auch mal ganz klassisch vorne zu halten, während die Gegner nach und nach ausscheiden („Eliminator"). Insgesamt werden uns hier acht Modi geboten, bei denen wir in der schnellsten von vier Tempoklassen mit bis zu 1.100 km/h über die Strecke fegen.

Während der Rennen wird uns einiges an Koordination abverlangt: Zu einen gibt es die halsbrecherischen Streckenverläufe, bei denen es gilt, unser Fahrverhalten mittels Kippen, Heben oder Senken unseres Gleiters nach vorne, hinten oder zur Seite auf die jeweilige Strecke anzupassen. Hinzu kommen unsere System-Anzeigen alias Schild, Boost und die Anzahl der Waffenladungen, welche wir (je nach Modus) während der Rennen durch Aufsammeln von Powerups aufladen und damit auch permanent im Blick haben müssen.
Und zu guter Letzt sind da ja auch noch die KI-Gegner, die je nach Strecke und Tempoklasse mal extrem schlecht abschneiden und mal mit gefühltem Überschall vor uns her flitzen, was uns dann einiges abfordert, um sie wieder einzuholen. Was uns etwas irritiert, ist, dass wir keine Schwierigkeit voreinstellen können, das sei hier aber nur am Rande angemerkt.
Was hat es in sich?
Leider haben wir mit nur fünf verschiedenen Gleitern für alle Tempoklassen eine relativ geringe Auswahl. Dennoch bietet unsere Garage einige Möglichkeiten zur Anpassung unserer Vehikel und damit zum Schaffen von Abwechslung. Neben kosmetischen Anpassungen wie Lackierungen und Spoilern können wir durch den Einsatz von Bauteilen unsere Leistung in Bezug auf Beschleunigung, Tempo, Handling und Weiteres beeinflussen. Hinzu kommt, dass wir unsere Waffen durch individuell belegbare Bestückungen auf eine defensive oder auch eine eher auf Distanz angelegte Strategie ausrichten können. Etwas schade finden wir, dass wir uns vor Rennstart fest für eine Waffenausrüstung entscheiden müssen und sie während des Rennens nicht ändern können.

Von den 14 Strecken, die es jeweils in Tag- und Nachtausführung, wie auch in gespiegelter oder umgekehrter Version gibt, haben es die meisten vor allem in den höheren Tempoklassen in sich. Während wir uns in der langsamsten Klasse, der "F3000" noch wie ein Anfänger beim Schlittschuhfahren fühlen, der sich immer am Rand entlang hangelt, identifizieren wir uns in den schnelleren Klassen „F1000" und „Elite" eher mit einer Kugel im Flipperautomaten. Leider müssen die meisten der Strecken durch verdiente Credits oder durch Abschluss von Kampagnen-Rennen freigeschaltet werden, dies animiert uns jedoch umso mehr dazu, am Spiel dran zu bleiben.
Apropos Kampagne: "Pacer" bietet uns zwar eine "Karriere", diese bringt allerdings keine richtige Geschichte mit sich, sondern besteht eher aus einer kompliziert nachzuvollziehenden Abfolge von Events, die uns nach und nach durch die Tempoklassen navigieren soll. Die Fahrzeuge und Strecken liegen hier im Gegensatz zum Storytelling deutlich im Vordergrund, das finden wir persönlich aber gar nicht schlecht, da ein Arcade-Racer wie "Pacer" auch einfach keine tiefgreifende Story benötigt.
Was hat uns gefallen?
Da wir aufgrund der etwas verwirrend aufgebauten Kampagne keine großen Fans von ihr sind, sind wir umso begeisterter vom „schnellen Spiel". Hier können wir von Anfang an sämtliche Tempoklassen und Fahrzeuge auf den von uns freigeschalteten Strecken fahren. Glücklicherweise sammeln wir auch hier Credits, sodass wir immer weitere Strecken(-varianten) und Bauteile für unsere Gleiter freischalten können. Durch die vielen verschiedenen Rennmodi ist für genug Abwechslung gesorgt, was den Wiederspielfaktor zusätzlich erhöht.
In puncto Fahrphysik und Grafik können wir nur lobende Worte aussprechen, da das Spiel auch in extrem schnellen oder hektischen Momenten durchweg flüssig läuft und obendrein großartig aussieht. Die Steuerung ist am Anfang vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, entdeckt man jedoch die freie Tastenbelegung in den Optionen, fällt es nach kurzer Anpassung bereits deutlich leichter, mit der Konkurrenz Schritt zu halten.

Ebenso charakteristisch für das Anti-Gravity-Genre sind die Musiktracks. In "Pacer" sorgt der bereits an der Musik im Original „Wipeout" beteiligte Komponist Tim Wright aka CoLD StoRAGE mit einem Line-Up von mehr als 80 Electronic-Tracks von 45 Künstlern für die richtige Stimmung. Da Musik aber bekanntlich auch Geschmackssache ist, gibt R8 Games uns hier die Möglichkeit, Playlists mit den verfügbaren Songs zusammenzustellen und damit das Beste für uns herauszufiltern.
Was hat uns nicht gefallen?
Anders als wir es von anderen Spielen im Arcade-Genre gewohnt sind, bietet uns "Pacer" leider keinen intuitiven Spieleinstieg. Selbst wir als eingefleischte Gamer haben einige Stunden gebraucht, um uns in der verwirrenden Menüstruktur oder zwischen den verschiedenen Zielen, die jedes Event mit sich bringt, zurechtzufinden. Dazu kommt, dass uns das Spiel oftmals wenig bis kein Feedback gibt. Wir müssen selber im Blick behalten, wann wir welche Ziele erfüllen und was dafür nötig ist. Auch in den Rennen sorgt das fehlende Feedback dafür, dass wir uns regelmäßig fragen, ob wir den Gegner mit unseren Waffen überhaupt treffen.
Außerdem finden wir schade, dass unsere Matchmaking-Versuche in den zu Release hoch angepriesenen Online-Modi drei Monate nach Erscheinen von "Pacer" ins Leere laufen. Somit müssen wir uns damit abfinden, den Anti-Gravity-Racer nur im Einzelspieler zu spielen. Hier hätte es dem Spiel gut getan, wenn die Entwickler uns einen Splitscreen-Modus spendiert hätten, um uns auch nach längerer Zeit – wenn schon nicht online, dann immerhin im lokalen Couch-Coop – noch eine Abwechslung zu der immer gleichen KI zu bieten.

Fazit
Allein aufgrund des Genres und der zugegebenermaßen etwas anstrengend-schnellen Optik trifft das Spiel womöglich nicht jeden Geschmack. Für Fans der Vorbilder wie "Wipeout" und "Fast Racing Neo" gehört "Pacer" dennoch zu den Must-haves. Wir persönlich waren zu Anfang unseres Tests nicht sonderlich angetan vom neuesten Mitglied in der Familie der futuristischen Anti-Gravity-Rennspiele und haben es trotzdem lieben gelernt. Es macht einfach Spaß, sich bei wahnwitzigen Geschwindigkeiten mit dem Gleiter in die Kurven zu legen und ohne Gravitation auf schwindelerregenden Abhängen hinunterzurasen. Wir sind gespannt, was die Zukunft für das Genre noch zu bieten hat. Wir für unseren Teil würden einen optimierten Nachfolger von "Pacer" aber auf jeden Fall mit offenen Armen begrüßen. Dann aber bitte auch mit einem vernünftigen Menü.