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"Star Wars: Squadrons" im Test: In der Egoperspektive durchs Weltall

Das Entwicklerteam von Motive Studios wagt sich an ein lange vernachlässigtes Thema im Star Wars-Universum: der Flugsimulation. Hat sich das lange Warten seit dem Ende der X-Wing-Reihe gelohnt?

Seit dem Erscheinen von Star Wars X-Wing Alliance im Jahr 1999 warten Fans der Weltraumschlachten begeistert auf einen würdigen Nachfolger im Bereich der Flugsimulationen. | © EA Games

26.10.2020 | 17.08.2021, 15:56

Nachdem in den vergangenen Jahren mit "Battlefront" und "Jedi Fallen Order" die Genres Shooter und Action-Adventure abgedeckt wurden, kündigte Electronic Arts nun "Star Wars: Squadrons" an. Damit wagt sich das Entwicklerteam Motive Studios an ein über zwanzig Jahre lang brachliegendes Thema im "Star Wars"-Universum: Der Weltraum-Flugsimulation. Doch kann das Spiel langfristig überzeugen oder bleibt es bei einem kurzen Abenteuer? Diese und weitere Fragen klären wir in unserem Test.

Chronologisch betrachtet ordnet sich die 16 Missionen umfassende Kampagne von "Squadrons" nach der Zerstörung des zweiten Todessterns in Episode VI und vor den Geschehnissen in der Serie "The Mandalorian" ein.

Die Ausgangslage

Der Imperator ist gefallen und das Imperium aufgrund von Gebiets- und Machtkämpfen der übrig gebliebenen Admirale zersplittert. Auf der Seite der Rebellen wurde durch den Zusammenschluss mehrerer Systeme die Neue Republik gegründet, die nun Demokratie und Freiheit für die Galaxis erkämpfen möchte. Um dieses Ziel zu erreichen, wird Projekt Starhawk in die Tat umgesetzt, wodurch der Bau einer riesigen Geheimwaffe beginnt und der Krieg zwischen den Mächten sich aufs Neue zuspitzt.

Durch die Auswahl eines Kopfes, Körpers, Namens und einer Stimme können wir Einfluss auf das Erscheinungsbild unseres Charakters nehmen. Leider findet diese nicht viel Beachtung im Spiel. - © EA Games
Durch die Auswahl eines Kopfes, Körpers, Namens und einer Stimme können wir Einfluss auf das Erscheinungsbild unseres Charakters nehmen. Leider findet diese nicht viel Beachtung im Spiel. | © EA Games

Zum Glück müssen wir uns beim ewig währenden Kampf zwischen Gut und Böse nicht fest für eine Fraktion entscheiden, sondern erleben die Geschichte im Wechsel aus zwei verschiedenen Perspektiven.

Wenig abwechslungsreiche Missionen

In beiden Fraktionen starten wir als frisch ausgebildeter Pilot, der sofort ins Kampfgeschehen einbezogen wird. Unsere Einsätze finden an Schauplätzen wie etwa Yarvin 4 oder Bespin statt, die uns zum Teil bereits aus den Filmen bekannt sind. Vor Ort wird uns ein Schiff zugewiesen, und wir erhalten augenscheinlich unterschiedliche Missionen, wie etwa die Zerstörung von Truppentransportern, Fregatten oder sogar Großkampfschiffen.

Während unserer Flugeinsätze erzeugen optisch großartigen Umgebungen eine besondere Atmosphäre, von der wir nur profitieren können. - © EA Games
Während unserer Flugeinsätze erzeugen optisch großartigen Umgebungen eine besondere Atmosphäre, von der wir nur profitieren können. | © EA Games

Was die Abwechslung bei unseren Aufträgen angeht, fällt diese allerdings leider eher mager aus, da es im Endeffekt immer wieder darauf hinausläuft, mithilfe der eigenen Flugkünste möglichst viele Ziele in kürzester Zeit zu eliminieren. Dennoch müssen wir zugeben, dass das Manövrieren unseres Sternenjägers durch ein Trümmerfeld von Schiffswracks oder einen dichten Asteroidengürtel Spaß macht und der Sache Würze verleiht.

Bereit zum Ausrücken? Im Multiplayer wird‘s ernst!

Um es uns im Cockpit gemütlicher zu machen, können wir nach und nach kleine kosmetische Objekte wie Anhänger oder Figuren freischalten. - © EA Games
Um es uns im Cockpit gemütlicher zu machen, können wir nach und nach kleine kosmetische Objekte wie Anhänger oder Figuren freischalten. | © EA Games

Der Multiplayer von "Star Wars: Squadrons" umfasst zwei unterschiedliche Modi, und ist damit nicht gerade umfangreich. Bei der ersten Option handelt es sich um ein Team-Deathmatch, bei dem zwei Teams aus je fünf Spielern gegeneinander antreten, bis ein Team 30 Abschüsse erzielt hat. Die zweite Option nennt sich Flottenkämpfe und ist deutlich strategischer aufgebaut.

Die Steuerungseinheit gibt uns jederzeit sämtliche Angaben, die wir im Gefecht benötigen, wie z. B. den Schadenstatus, die Munitionskapazitäten und die Energieverteilung unseres Schiffs. Unsere wichtigste Unterstützung ist das Radar, welches Aufschluss über die derzeitige Position unserer Feinde gibt. - © EA Games
Die Steuerungseinheit gibt uns jederzeit sämtliche Angaben, die wir im Gefecht benötigen, wie z. B. den Schadenstatus, die Munitionskapazitäten und die Energieverteilung unseres Schiffs. Unsere wichtigste Unterstützung ist das Radar, welches Aufschluss über die derzeitige Position unserer Feinde gibt. | © EA Games

Wie auch im ersten Modus bestehen die zwei Teams aus je fünf Spielern, sie werden jedoch um eine Vielzahl von KI-Spielern erweitert, was das Spielfeld füllt und positiv zum aktiven Kampfgeschehen beiträgt. Das Ziel lautet, die Großkampfschiffe zu zerstören, was wir jedoch erst in Angriff nehmen können, wenn die gegnerische Flotte ausreichend geschwächt ist. Hinzu kommt, dass unser Team immer nur dann vorrücken darf, solange wir punktemäßig die Oberhand behalten.

Schiffe können im Multiplayer angepasst werden

Aufgrund der Egoperspektive bekommen wir unseren Sternenjäger während des Gefechts leider nicht von außen zu Gesicht. Glücklicherweise können wir immerhin in den Zwischensequenzen einen kleinen Blick erhaschen. - © EA Games
Aufgrund der Egoperspektive bekommen wir unseren Sternenjäger während des Gefechts leider nicht von außen zu Gesicht. Glücklicherweise können wir immerhin in den Zwischensequenzen einen kleinen Blick erhaschen. | © EA Games

Was unser jeweiliges Schiff angeht, haben wir im Gegensatz zum Einzelspieler eine freie Auswahl zwischen den vier verschiedenen Klassen von Sternenjägern, die uns sowohl im Imperium, als auch auf der Seite der Neuen Republik geboten werden. Technische Anpassungen wie die Auswahl von Primär- und Sekundärwaffen oder Modifikationen wie veränderte Triebwerke, Rümpfe oder Schilde sind möglich, müssen aber durch hart verdiente Ingame-Währung, die wir ausschließlich durch Stufenaufstiege erhalten, freigeschaltet werden.

So können wir unsere Schiffe nach unseren Wünschen optimieren, um im Kampf davon zu profitieren. Außerdem nehmen die Anpassungen zum Teil großen Einfluss auf das Fluggefühl, was uns dazu animiert, mit den Bauteilen zu experimentieren.

Die Macht ist stark, aber die Orientierungslosigkeit ist stärker!

Da wir in "Star Wars: Squadrons" keine richtige Benutzeroberfläche haben, müssen wir uns allein mithilfe der Daten aus unserem Cockpit in den Weiten des Universums orientieren. Zur Hilfe kommt uns dabei unser Radar und die Möglichkeit, Ziele ins Visier zu nehmen. Dennoch fällt es uns aufgrund des geringen Sichtbereichs aus dem Cockpit und der leider nur zweidimensionalen Anzeige des Radars während einer Schlacht eher schwer, die Orientierung beizubehalten. Auch lässt sich die Raumgröße der Maps nur ungefähr bemessen, da wir die eigene Geschwindigkeit lediglich anhand von näher kommenden Objekten einschätzen können.

Damit wir im Kampfgeschehen flexibel auf die Gegebenheiten reagieren können, haben wir die Möglichkeit, die Energie unseres Sternenjägers auf einen von drei Bereichen zu fokussieren. Müssen wir beispielsweise gerade einem Ziel hinterherjagen, ist es am effektivsten, die Energie auf den Antrieb zu legen, um damit einen Boost zu generieren, der uns nach vorne katapultiert. Sind wir der Gejagte, bietet es sich an, unsere Schilde zu verstärken. Wenn sich der Feind in unserem Visier befindet, ist es sinnvoll, die Energiebelastung auf unsere Waffen zu legen, sodass sich unsere Feuerkraft erhöht.

Je nach Schwerpunkt lässt sich unser Schiff somit auf unterschiedlichste Situationen ausrichten, was nicht nur Einfluss auf die Steuerdynamik hat, sondern uns auch ein gewisses strategisches Vorgehen abverlangt. Für uns trägt dieses Feature zu einem lebhafteren Spielfluss bei und distanziert die gesamte Spielmechanik dadurch vom einfachen Knöpfchendrücken.

Fazit

Mit der auf beiden Fraktionen spielenden Kampagne bietet Motive Studios eingefleischten Fans der Saga durch Gastauftritte und zuvor unerwähntes Hintergrundwissen einen Must-Have-Titel, der einige Easter-Eggs birgt. Für alle anderen ist die Story jedoch zu beiläufig, da sie keine wirkliche Tiefe hat. Das beste Beispiel dafür sind die von uns zu Beginn erstellten Charaktere, die keine richtige Persönlichkeit mit sich bringen und anscheinend viel zu schüchtern sind, um auch mal ein Wort von sich zu geben.

Dadurch werden sie völlig austauschbar und verwehren uns als Spieler die Identifikation mit der Spielfigur. Besser hätte es uns gefallen, auf jeder Seite einen Protagonisten gestellt zu bekommen, der nicht nur passiv an der Geschichte teilnimmt, sondern sie dann auch beeinflusst.

Bezüglich des Multiplayers finden wir es schade, dass es nur zwei Modi gibt, da das Format des Spiels als Flugsimulator viel Potential für deutlich strategischere Modi wie "Capture the Flag" oder "Abschuss bestätigt" bietet. Dennoch stellt der Mehrspieler eine gelungene Alternative zur Kampagne dar und lockt uns wiederholt vor die Konsole.

Einen ganz besonderen Reiz macht das Fluggefühl innerhalb des Cockpits aus. Die großartige Steuerung unserer Sternenjäger und die vielen Möglichkeiten zur Einflussnahme auf unsere Schiffe verleihen "Star Wars: Squadrons" einen hohen Wiederspielwert.

Hinzu kommt die spektakuläre Optik sowohl in Bezug auf die Umgebung an den Schauplätzen, als auch auf Lichteffekte wie Explosionen. Dabei läuft die Bildrate durchwegs ruckelfrei, was den Entwicklern bei dem hektischen Kampfgeschehen hoch anzurechnen ist.

Für uns ist Squadrons damit dennoch ein durchaus würdiger Nachfolger der damals so beliebten X-Wing Reihe, der nicht nur alte Hasen, sondern auch Jünglinge ins Cockpit lockt.

Das mit Playstation VR kompatible "Star Wars: Squadrons" ist für PC, Xbox One und PS4 erhältlich, kostet etwa 40 Euro in der Standard Edition und ist ab 12 Jahren freigegeben.