
„Wir haben 100 Leute gefragt: Nennen Sie etwas, das man im Hafen sehen kann außer Schiffen.“ In Deutschland hat der Moderator Werner Schulze-Erdel mit solchen Fragen von 1992 bis 2003 die Zuschauer vor dem Fernseher gefesselt. „Familien-Duell“ hieß die Sendung, bei der es galt, die am häufigsten genannten Antworten zu erraten. Das basierte natürlich auf einer US-Show.
Ebenfalls aus den USA kommt die Spieleschmiede „Jackbox Games“, die mit dem Knaller-Spiel „You don’t know Jack“ bekannt wurde und seitdem grandios-lustige und kreative Partyspiel-Hits auf den Markt bringt, meist in kleinen Sammlungen von drei bis fünf kurzweiligen Spielen. Mit cleveren Konzepten, die auf Humor, Interaktivität und Zugänglichkeit setzen, hat sich die Marke einen festen Platz in den Wohnzimmern und Online-Spielesessions erobert.
Mit „The Jackbox Survey Scramble“ wagt das Entwicklerteam einen neuen Ansatz: Statt auf Wortspiele, Zeichnungen oder Wissensfragen zu setzen oder den frivolen „ab 18“-Ansatz von „Jackbox: Naughty Pack“ weiterzuverfolgen, rückt jetzt das Erraten von Umfrageergebnissen ins Zentrum des Geschehens – eben wie das gute alte „Familien-Duell“ aus den 90er Jahren. Könnte doch ähnlich gut funktionieren wie die anderen niedrigschwelligen Party-Spiele von Jackbox. Wir haben das ausgiebig mit Freunden getestet.
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Worum geht’s in „The Jackbox Survey Scramble“?

„The Jackbox Survey Scramble“ ist ein Multiplayer-Partyspiel, das sich um die Kunst des Vorhersagens dreht (Wetterfrösche zum Beispiel wären sicher Meister darin). Spieler treten gegeneinander an, um Antworten auf echte Umfragen zu erraten – sei es aus globalen Statistiken oder eigens für das Spiel erstellten Befragungen. Wir haben 100 Leute gefragt: Was sind Warnsignale beim Dating? Die Fragen reichen von solchen alltäglichen Themen bis hin zu kurioseren Szenarien wie „Welche Superkraft würden Menschen am wenigsten wählen?“. Umfragen wie die zum Thema „Dinge, die nicht gut anzufassen sind“ fördern natürlich auch besonders interessante Antworten. Mit solchen Erwartungshaltungen spielt „Jackbox“ ja seit Anbeginn der Zeit.
Das Spiel bietet sechs verschiedene Modi, die unterschiedliche Herangehensweisen erfordern. Im Modus „Speed“ geht es darum, so schnell wie möglich die Top-Antworten zu finden, während „Bounce“ strategisches Denken verlangt: Hier müssen Spieler Antworten auf einer Skala platzieren und dabei möglichst nah an der tatsächlichen Verteilung landen. Die Vielfalt der Modi soll dafür sorgen, dass jede Runde anders verläuft und unterschiedliche Fähigkeiten gefragt sind – von Intuition über Teamarbeit bis hin zu einer Prise Glück.
Was hat uns gefallen?

Die Grundidee von „Survey Scramble“ ist zweifellos innovativ und hebt sich angenehm von anderen Partyspielen ab. Besonders gelungen ist die Einbindung echter Umfragedaten, die für überraschende Aha-Momente sorgen können. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass „Schokolade“ nicht immer die beliebteste Süßigkeit ist oder dass Menschen weltweit sehr unterschiedliche Vorstellungen von einem perfekten Urlaub haben? Das klingt vielleicht mäßig überraschend, aber wir haben beim Testen mehrere Male lachend auf dem Sofa gesessen und gesagt: „Was haben die für Leute gefragt?“
Ein weiterer Pluspunkt ist die Zugänglichkeit des Spiels. Wie bei allen „Jackbox“-Titeln benötigen Mitspielerinnen und Mitspieler nur ein Smartphone oder Tablet mit Internetzugang – es ist kein lästiges Herunterladen oder kompliziertes Setup nötig. Auch technisch zeigt sich das Spiel größtenteils stabil: Die Benutzeroberfläche ist klar strukturiert, und die Steuerung funktioniert intuitiv über den Browser. Zudem punktet „Survey Scramble“ mit einer breiten Zielgruppe: Dank Altersfiltern und Sprachoptionen können sowohl Familien mit Kindern als auch Erwachsene ihre Freude daran haben.
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Was hat uns nicht gefallen?

So vielversprechend das Konzept klingt, so schnell zeigen sich auch Schwächen im Gameplay. Einige der Modi wirken unausgereift oder wiederholen sich in ihrer Mechanik zu stark. Der Modus „Speed“, der auf schnelle Entscheidungen setzt, verliert nach wenigen Runden seinen Reiz – vor allem in größeren Gruppen, wo Wartezeiten entstehen können. Auch der Wiederspielwert leidet darunter: Hat man einmal eine bestimmte Anzahl von Fragen gesehen, fühlt sich vieles leider repetitiv an.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Humor des Spiels, der eigentlich eine der größten Stärken der Jackbox-Reihe ist. Bei „Survey Scramble“ bleibt der überraschend blass. Insbesondere in der deutschen Übersetzung fehlen oft Wortwitz und Charme; viele Fragen wirken nüchtern und weniger unterhaltsam als ihre englischen Pendants. Da hätten wir uns mehr Mut gewünscht, an dem es Jackbox sonst nicht mangelt.
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Unser Fazit zu „The Jackbox Survey Scramble“
„The Jackbox Survey Scramble“ ist ein guter Schritt in eine neue Richtung für die Jackbox-Reihe – doch nicht jeder Schritt landet einen Volltreffer. Die Idee, echte Umfragedaten als Grundlage für ein Partyspiel zu nutzen, ist erfrischend anders und bietet durchaus unterhaltsame Momente. In den richtigen Gruppen – etwa mit Freunden, die gerne diskutieren oder raten – kann das Spiel für einige Stunden Spaß sorgen.
Doch trotz seiner Stärken bleibt „Survey Scramble“ hinter unseren Erwartungen zurück: Die Modi sind teils unausgereift, der Humor schwächelt insbesondere in der deutschen Version, und der Wiederspielwert lässt nach wenigen Sessions deutlich nach.
Für eingefleischte Fans der Jackbox-Reihe ist es ein netter Zusatz; für alle anderen bleibt es ein Experiment mit Licht- und Schattenseiten. Wer jedoch Lust auf etwas Neues bei der nächsten Sofa-Party hat, könnte hier eine interessante Ergänzung für den Spieleabend finden – wenn auch keine unvergessliche.
„The Jackbox Survey Scramble“ ist seit dem 24. Oktober 2024 erhältlich für Steam, Xbox, PlayStation und Nintendo Switch und kostet rund 10 Euro.