Die ARD will künftig weniger "Experimente" im Tatort. Stattdessen sollen die Folgen der beliebten Reihe sich häufiger in den Grenzen des klassischen Ermittlerkrimis bewegen. Ob das dem Tatort hilft, bleibt abzuwarten. Vielleicht wird die Reihe auch einfach nur langweiliger. Ein Blick aufs Jahr 2017 jedenfalls zeigt: Folgen, die Genre-Grenzen sprengen, bleiben eher in Erinnerung und sorgen für mehr Diskussionen. Deshalb sind sie natürlich noch lange nicht gut. Der Überblick:
Der scheidende Schupo
Was war das für ein Quatsch, den die Tatort-Zuschauer im Februar aus Weimar zu sehen bekamen. Das lag nicht mal am Genre-Grenzen sprengenden Ansatz der Folge "Der scheidende Schupo". Der Tatort mit den Kommissaren Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) strotzte nur so vor absurden Situationen. Leider waren viele davon zu absurd, um noch als lustig durchzugehen. Schade, wir sind uns sicher, dass das Ulmen-Tschirner-Duo viel mehr kann. Und hoffen auf Besserung. Einschaltquote "Der scheidende Schupo", 5. Februar 2017, 9,22 Millionen Zuschauer
Babbeldasch
Das war wohl eines dieser Tatort-Experimente, von denen künftig weniger zu sehen sein sollen: "Babbeldasch" aus Ludwigshafen. Denn diese Folge um Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) sprengte in der Tat die Genre-Grenzen eines gewöhnlichen Krimis, und die eines gewöhnlichen Films gleich mit. Kein Drehbuch, keine Dialogvorgabe - das war dann doch zu viel Experiment für einen Film mit so vielen Darstellern. Mit weniger, mit anderen Schauspielern vor allem, wäre dieses Experiment vielleicht gelungen. Man weiß es nicht. Für diesen Tatort gab es heftige Kritik. Einschaltquote "Babbeldasch", 26. Februar 2017, 6,35 Millionen Zuschauer
Nachtsicht
Starke Musik, starke Schauspieler und eine ungewöhnliche Mordwaffe. Der Tatort "Nachtsicht" aus Bremen zeigte - ohne Babbeldasch-Experimente übrigens - wie das mit der spannenden Story funktioniert. Ob Gewaltszenen dieses Ausmaßes unbedingt sein müssen, ist Ansichtssache. Der von seiner perversen Gedankenwelt gepeinigte Serienmörder, der mehrere Menschen mit dem Wagen tötet, ist aber zweifelsohne ein wirklich starker Ankerpunkt dieses Films. Einschaltquote "Nachtsicht", 12. März 2017, 9,88 Millionen Zuschauer
Stau
Klamauk und Sprüche klopfende Kommissare machen einen Tatort nicht immer besser. Manchmal ist sogar das Gegenteil der Fall. Dass TV-Ermittler nicht immer polarisieren müssen, beweisen die Tatort-Fälle aus Stuttgart regelmäßig. Auch in der Folge "Stau". Als würden die Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) sich in einem echten Stau von Auto zu Auto arbeiten, weil sie in einem der Wagen den Täter finden wollen. Diese Folge ist uns deshalb in Erinnerung geblieben, weil sie so bodenständig war und wir im Fernsehen auf teilweise witzige Art vorgeführt bekommen haben, was wir im Alltag regelmäßig erleben: gestresste, genervte Autofahrer. Einschaltquote "Stau", 10. September 2017, 9,32 Millionen Zuschauer
Hardcore
Das Münchener Ermittler-Duo Batic und Leitmayr ermittelte in einem Mordfall im "Hardcore"-Porno-Milieu. Die Arbeit der Kommisare war zuweilen durch obszöne Szenerien mit viel nackter Haut überdeckt. Dafür gab es auch viel negative Kritik, doch gerade die Nacktszenen boten, durch Dialoge ober Zusammenstellung, absurde und gut konstruierte Momente. Das Finale der Folge spitzte sich dramatisch zu. Endete jedoch damit, dass sich der Täter freiwillig stellte, sein Tatmotiv: Eifersucht. Einschaltquote "Hardcore", 8. Oktober 2017, 9,12 Millionen Zuschauer
Fürchte dich
Beim Halloween-Tatort "Fürchte dich" aus Frankfurt gingen die Meinungen sehr auseinander. Ganz gut, sagen die einen. Ganz schön abwegig, die anderen. Das reicht ja schon, um eine ordentliche Diskussion in #Tatort-Deutschland in Bewegung zu bringen. In der sechsten Frankfurter Folge brachten allerhand überatürlliche Grusel-Momente die Welt der TV-Kommissare Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) durcheinander. Auch wenn ein Teil der Zuschauer die Horror-Show nicht überzeugend fand, ist "Fürchte dich" eines der Tatort-Experimente, auf die die Programmchefs künftig hoffentlich nicht verzichten werden. Denn ein bisschen Reibung muss es ja auch geben. Einschaltquote "Fürchte dich", 29. Oktober 2017, 6,90 Millionen Zuschauer
Alle Kommissare im Überblick: